Während in Asien der Verzehr von Insekten schon lange zur Normalität gehört, ist uns diese Nahrungsquelle im europäischen Raum noch weitgehend fremd. Doch das könnte sich bald ändern: Als erstes Insekt überhaupt wurde der gelbe Mehlwurm von der Europäischen Union neuerdings als Lebensmittel zugelassen. Die kleinen Tierchen gelten nicht nur als hervorragende Proteinquelle, ihr Konsum sei auch nachhaltiger als der vieler vergleichbarer Eiweißlieferanten.
Allergische Reaktionen möglich
Doch neben ihrer nachhaltigen sowie energieliefernden Eigenschaften sollen die kleinen Würmer in seltenen Fällen auch allergische Reaktionen hervorrufen. Die EU-Mitgliedsstaaten stufen das Tier zwar grundsätzlich als sicher ein, allerdings können besonders empfindliche Personen nach dem Verzehr hypersensibel reagieren. Dies gilt insbesondere für mögliche Kreuzallergien mit Krustentieren oder Hausstaubmilben. Aus diesem Grund müssen Mehlwürmer im Handel mit einem Hinweis gekennzeichnet werden, welcher auf allergene Stoffe hinweist.
Verarbeitung, ökologische und gesundheitliche Vorteile
Die Form, in welcher das fertige Produkt verkauft wird, kann variieren. Die Vermarktung der Tiere ist sowohl als Ganzes, als auch gemahlen – in Form von Pulver – möglich. Auch als einzelner Nahrungsbestandteil mit einem Anteil von bis zu 10 Prozent in Lebensmitteln ist das Nahrungsmittel zugelassen – beispielsweise in Keksen oder Nudeln. Da Mehlwürmer gleich eine ganze Menge Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren aufweisen wie zum Beispiel auch Fisch, könnten diese auch als Zusatz in Nahrungsmitteln für gesundheitsbewusste Konsumenten Verwendung finden. Auch im Hinblick auf den Umweltschutz ist die Vermarktung der kleinen Tierchen interessant: Zum Beispiel verbrauchen Schweine 10 bis 100 Mal so viele Treibhausgase wie Mehlwürmer – und das in Relation zum jeweiligen Körpergewicht. Auch die Nutzfläche für Schweine überwiegt um mehr als das Doppelte.
Studie zeigt: Gelüste müssen erst noch geweckt werden
Damit Insekten als Nahrungsquelle auch in der europäischen Kultur akzeptiert werden, bedarf es noch neuer Verkaufsstrategien. Allein die Tatsache, dass Mehlwürmer gute Nährwerte aufweisen, wird hier wahrscheinlich nicht ausreichen. Wie mehr Akzeptanz zu solchen Nahrungsquellen geschaffen werden könnte, damit beschäftigte sich eine Studie in der Fachzeitschrift Frontiers in Nutrition. Diese ergab, dass neben den Hinweisen auf gesundheitliche sowie umweltbezogene Aspekte auch der Genussfaktor ausreichend vermittelt werden müsse. Auch die Verhaltensforschung gibt Aufschluss darüber, dass wir uns den Ekel vor bestimmten Tieren mit der Zeit abgewöhnen können. Beispielsweise galt der Hummer – welcher nun zu den Luxusprodukten gezählt wird – in Amerika lange als ekelerregend. Wieso sollten also nicht auch Mehlwurm-Schokotrüffel an Beliebtheit gewinnen können?
Freier Verkauf erst nach 5 Jahren
Die Entscheidung dieses Tier als Lebensmittel zuzulassen beruht auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dahinter steht ein französisches Unternehmen, welches auch die Zulassung als Nahrungsmittel veranlasst hat. Aus diesem Grund darf innerhalb der ersten 5 Jahre auch nur jenes Unternehmen den gelben Mehlwurm ohne Weiteres in die Produktion aufnehmen. Alle anderen müssen dafür eine Einwilligung von dieser Firma einholen – erst nach der 5-jährigen Frist ist dies nicht mehr erforderlich.
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