Endlich mit dem Rauchen aufhören – dieses Ziel haben sich viele Tabakkonsumenten gesetzt. Angesichts starker Entzugserscheinungen fällt es den meisten Rauchern allerdings schwer, ihr verhängnisvolles Laster zu überwinden. Eine neue Methode auf Magnetbasis könnte es nikotinsüchtigen Menschen nun erleichtern, ihre Selbstkontrolle zurückzugewinnen.
Rauchentwöhnung durch Magneten?
Im Rahmen eines Forschungsprojektes untersuchten Experten der amerikanischen University of Missouri inwieweit sich transkranielle Magnetstimulation auf das Rauchverhalten von Tabakkonsumenten auswirkt. Hierbei handelt es sich um ein neurophysiologisches Verfahren, bei dem durch Magnetfelder elektrische Strömungen in den Gehirnzellen ausgelöst werden.
Wie Tabak die Hirnstruktur verändert
Bei der Rauchentwöhnung spielt das Gehirn eine zentrale Rolle: Viele Nikotinsüchtige weisen nämlich im Vergleich zu Nicht-Rauchern funktionelle und strukturelle Unterschiede in diesem Organ auf. So geht Tabakkonsum unter anderem mit einer Verringerung der grauen Substanz einher – jenem Gehirnareal, das für die Verarbeitung von sensorischen Informationen sowie die Motorik zuständig ist. Dem Forschungsteam zufolge würden derartige Unterschiede dazu führen, dass die sogenannte inhibitorische Kontrolle eingeschränkt wird, welche impulsive Reaktionen auf Reize steuert. „Schwierigkeiten mit der inhibitorischen Kontrolle können darin resultieren, dass sich die Rauchentwöhnung als herausfordernder herausstellt. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Tabakdrang durch Reize in der unmittelbaren Umgebung ausgelöst wird“, erklärt Studienautor Dr. Brett Froeliger.
Vielversprechende Behandlungsvarianten getestet
Im Zuge des aktuellen Forschungsprojektes untersuchten die Mediziner nun, inwieweit transkranielle Magnetstimulationen dazu beitragen können die inhibitorische Kontrolle im Gehirn von Tabakkonsumenten zu regenerieren. Hierbei griffen die Experten auf zwei unterschiedliche Verfahren zurück: die kontinuierliche und die intermittierende transkranielle Magnetstimulation. Während bei der kontinuierlichen Magnetstimulation drei Impulse 40 Sekunden lang wiederholt an das Gehirn gesendet werden, wird bei der intermittierenden Variante die gleiche Anzahl an Impulsen in unregelmäßigen Abständen mehr als 190 Sekunden lang an das Denkorgan abgegeben.
Beide Behandlungsvarianten waren bei der Therapie psychischer Krankheiten bereits von Erfolg gekrönt. So erwies sich die kontinuierliche transkranielle Magnetstimulation unter anderem bei der Behandlung von Angststörungen als effektiv. Auch die intermittierende transkranielle Magnetstimulation gilt als vielversprechend: In den Vereinigten Staaten kommt dieses Verfahren bereits im Kampf gegen schwere Depressionen zum Einsatz.
Vielfältiges Therapiepotenzial
Bei der Evaluierung der Daten stießen die Experten auf erfreuliche Erkenntnisse: Beide Ansätze verringerten tendenziell das Rauchbedürfnis der Versuchsteilnehmer. Die Mediziner stellten fest, dass sich die Hemmungskontrolle der nikotinsüchtigen Probanden vor allem durch die kontinuierliche transkranielle Magnetstimulation erheblich verbesserte. Diese Ergebnisse könnten zukünftig bei der Tabakentwöhnung eine entscheidende Rolle spielen:
„Die Identifizierung von Behandlungen, welche die Hemmungskontrolle verbessern, kann dazu beitragen Tabakkonsum zu reduzieren. Darüber hinaus könnte ein Rückfall verhindert werden, wenn eine Person versucht mit dem Rauchen aufzuhören“, konkludiert Dr. Froeliger. Der Experte vermutet, dass vergleichbare Erfolge auch bei der Therapie von anderen Substanzkonsumstörungen erzielt werden könnten. Bevor die Methode allerdings klinisch zur Anwendung kommen kann, bedarf es noch weiterer Untersuchungen.
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