Ständiger Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen und das Gefühl, seine Blase nicht länger unter Kontrolle zu haben – Entzündungen der Harnwege können als eine der häufigsten durch Bakterien hervorgerufene Erkrankung kategorisiert werden. Besonders schmerzhaft ist die akute Zystitis, die Blasenentzündung. Betroffen sind überwiegend junge Frauen, Schwangere sowie Frauen in den Wechseljahren, denen in weiterer Folge oft nur noch der Griff zum Antibiotikum bleibt. Worüber viele jedoch nicht Bescheid wissen: Bei häufig auftretenden Blasenentzündungen hilft vielfach eine entzündungshemmende Ernährung als Präventionsmaßnahme vor wiederkehrenden Beschwerden.
Blasenentzündung: Definition, Ursachen, Symptome
Bei Harnwegsinfektionen, die im Volksmund auch als Blasenentzündungen bekannt sind, können sowohl die oberen als auch die unteren Harnwege betroffen sein, wobei es in den meisten Fällen zur Entzündung letzterer kommt. Harnröhre und Harnblase bilden die unteren Harnwege, daher sprechen MedizinerInnen in Abhängigkeit des von der Entzündung betroffenen Organs entweder von Zystitis, also einer Entzündung der Harnblase, oder von einer Urethritis, einer Entzündung der Harnröhre. Zu den oberen Harnwegen zählen die beiden Harnleiter und die Nieren. Steigt die Blasenentzündung aus den unteren Harnwegen auf, kann eine gefährliche Nierenbeckenentzündung resultieren. Wie bereits eingangs erwähnt, sind es zu 95 Prozent Frauen, die an Blasenentzündungen zu leiden haben. Während die Krankheit bei ihnen häufig in jungen Jahren, in der Menopause oder in der Schwangerschaft auftritt, steigt die Infektionshäufigkeit beim Mann im Alter zwischen 60 und 70 Jahren signifikant an. In diesem Alter kommt es vermehrt zu einer gutartigen Vergrößerung der Prostata, die dazu führt, dass die Harnblase schlechter und oftmals unvollständig entleert wird, so dass der Urin beim Toilettengang nicht mehr vollständig aus der Blase fließen kann und Harn zurückbleibt. Bakterien aus dem Harntrakt werden somit schlechter ausgespült und können in weiterer Folge zu Infektionen führen.
In der Regel wird eine Zystitis durch Bakterien ausgelöst. „Bei den Keimen handelt es sich meistens um die eigenen Darmbakterien, die im Intimbereich eigentlich immer in geringer Menge vorhanden sind“, so der Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, Dr. Christian Albring. „Durch den Sex, Kälte, Nässe und andere Faktoren können die lokale Immunabwehr und lokalen Barrieren zusammenbrechen, so dass sich die Keime in der Harnröhre und der Harnblase ausbreiten.“ Erst einmal in der Blase angelangt, vermehren sich die Keime bei Körpertemperatur auf den feuchten Schleimhäuten im Rekordtempo. Es kommt zu einer Bakterienanlagerung an der Wand des Organs, die mit Schwellung und Reizung reagiert. Durch diese typische Entzündungsreaktion kommt es zur Aktivierung sogenannter Leukozyten sowie zu einer Sensibilisierung des Schmerzempfindens. Selbst bei geringer Füllung der Blase wird somit Druck auf die Blasenwandmuskulatur ausgeübt, womit sich der gesteigerte Harndrang trotz einer geringen Urinmenge erklären lässt. Brennende Schmerzen beim Wasserlassen und Druckschmerzen im Unterbauch, die durch Krämpfe der Harnblase entstehen, können als weitere Symptome klassifiziert werden. Findet sich Blut im trüb gefärbten und übelriechenden Urin, sollte umgehend eine Ärztin bzw. ein Arzt konsultiert werden, da dies bereits ein erstes Indiz für eine Nierenbeckenentzündung oder gar eine Blutvergiftung sein kann.
Blasenförderliche Ernährungsweise
Eine darmgesunde und antientzündliche Ernährung kann die lästigen Beschwerden einer leichten Harnwegsinfektion oft lindern. Obst und Gemüse, Gewürze, gute Öle und fetter Seefisch wie Lachs, Hering oder Makrele, wirken beispielsweise gesundheitsfördernd auf die Blase. Fleisch, vor allem Schweinefleisch, sollte wenn überhaupt nur in Maßen konsumiert werden, da es entzündungsfördernde Substanzen enthält. Weiters wäre eine Reduktion von Alkohol sowie süßen und kohlensäurehaltigen Getränken sinnvoll, um die Blasenschleimhaut nicht zusätzlich zu reizen. Gemieden werden sollten zudem auch Fertigprodukte, etwa Fruchtsäfte oder Fruchtjoghurts. Die Urologin Christine Höfling-Streitenfeld plädiert ebenfalls für eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten: „Ich nenne es mittlerweile Harnwegsinfekt-Diät – also auf Zucker, Weizen und Schweinefleisch zu verzichten. Viele Patienten und Patientinnen sind zunächst skeptisch, aber es geht ihnen tatsächlich oft bedeutend besser.“
Probiotika wie Milchsäurebakterien, die z.B. als Präparat aus der Apotheke oder in Form von Kefir und Sauerkraut aufgenommen werden können, und Präbiotika (Ballaststoffe) wirken sich positiv auf die Darmflora und damit einhergehend auch auf das Immunsystem aus. Insbesondere bei der Schädigung der Darmflora durch Antibiotika-Einnahme sind sie essentiell. Methionin, eine den Urin ansäuernde Aminosäure, wird ebenfalls als Wirkstoff in der Zusatz-Behandlung von Harnwegserkrankungen angewendet. Als kostengünstige Alternative für Präparate, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, bietet sich z.B. Zitronenwasser an. Laut Höfling-Streitenfeld könne damit eine ähnlich positive Wirkung wie bei der Einnahme von Methionin erzielt werden.
Blase gut, alles gut
Selbst wenn keine Gefahr auf einen Harnwegsinfekt besteht, empfiehlt es sich, stets genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. „Bei einer leichten Blasenentzündung, die gerade erst im Entstehen ist, hilft vor allem sofortiges reichliches Trinken von möglichst mehr als drei Litern und Warmhalten“, rät Dr. Albring. Um Harnblase und -wege gründlich durchzuspülen, sei der Verzehr von Blasen- und Nierentees hilfreich. Vorsicht sei hingegen bei Kaffee und Schwarztee geboten, da sie die Nieren reizen können. Empfehlenswert sind zudem warme Kleidung, aufsteigende Fußbäder oder eine Wärmeflasche auf dem Bauch, um die Durchblutung im Unterleib anzuregen und die Entzündung zu lindern. Auf Geschlechtsverkehr sollte in dieser Zeit ebenso verzichtet werden. Weiters sollte für eine starke Immunabwehr auf ausreichend Vitamin D geachtet werden: In Form von täglicher Bewegung an der frischen Luft oder kurzen Sonnenbädern im Freien kann der Vitamin D-Haushalt reguliert werden.
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