Forschende stellen abermals die entscheidende Rolle des sogenannten Sonnenschein-Vitamins unter Beweis: In einer Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Biomolecules“ erschien, analysierten sie die Auswirkungen eines Vitamin-D-Mangels auf Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Dabei konnten sie einen klaren Zusammenhang zwischen dem Vitamin D-Gehalt im Körper und der Erhöhung des Risikos, im fortgeschrittenen Alter an Alzheimer zu erkranken, feststellen.
Anstieg von Demenzerkrankungen
Neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer lassen sich nicht heilen und können derzeit lediglich mithilfe symptomatischer Therapien „in Schach gehalten“ werden. Der Auflösung der Persönlichkeit machtlos gegenüberzustehen und dabei zuzusehen, wie Vernunft, Logik sowie die Fähigkeit rationale Entscheidungen zu treffen im Stundentakt abnehmen, kann als Horrorvorstellung eines jeden Menschen betrachtet werden. Eine Studie des Fachjournals „Lancet“ stellte Prognosen auf, denen zufolge die Zahl der Demenzerkrankungen bis 2050 weltweit von 57 Millionen auf mehr als 150 Millionen ansteigen würde. Als einer der Gründe für diesen rapiden Anstieg kann zwar das stetige Älterwerden der Gesellschaft genannt werden – ein „Risikofaktor“, der nicht beeinflusst werden kann, – dennoch können einige präventive Maßnahmen ergriffen werden, um die Gefahr, an Alzheimer zu erkranken, zu minimieren.
Diverse Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor Demenzerkrankungen sind allgemein bekannt: Lebenslanges Lernen und Gedächtnistraining, ausreichend körperliche Betätigung und geringer Alkoholkonsum. Adipositas und Übergewicht abbauen, mit dem Rauchen aufhören und auf das Herz-Kreislauf-System achten, besonders in Form der Kontrolle von Bluthochdruck. Weiters können eine hohe Luftverschmutzung und Feinstaubbelastung demenzfördernd sein und psychischen Belastungen wie Stress oder Depressionen sollte ebenfalls vorgebeugt werden. Zudem ist ein erfülltes Sozialleben sowie ein intaktes Netzwerk an Vertrauten essentiell, da die Gehirnfunktion auch von sozialen Kontakten abhängig ist und durch Einsamkeit und Isolation belastet wird.
So kann Vitamin D Alzheimer vorbeugen
Eine präventive Maßnahme gegen Alzheimer, die bisher kaum in den Fokus des wissenschaftlichen sowie gesellschaftlichen Interesses gerückt wurde, ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D. Ein wichtiges pathologisches Merkmal von Alzheimer sind sogenannte senile Plaques, die aus kleinen Eiweißen (Peptiden) bestehen. Diese Peptide entstehen durch Prozesse, die an oder in der Zellmembran stattfinden, deren Hauptbestandteil wiederum Fette sind.
Im Rahmen der „Biomolecules“-Studie widmeten sich WissenschaftlerInnen also nun der Frage, ob eine Veränderung der Fettzusammensetzung der Membran Einfluss auf die Alzheimer-Erkrankung hätte. Sie konstatierten, dass Vitamin D in diesem Kontext die Zusammensetzung der Membranfette beeinflusse. Gerade für Personen fortgeschrittenen Alters sei diese Erkenntnis von großer pathologischer Relevanz, da 90 Prozent der älteren Bevölkerung unter einer Vitamin-D-Hypovitaminose, also einem zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel, leide.
Vitamin-D-Spiegel erhöhen – aber wie?
Menschen nehmen Vitamin D größtenteils über die Haut durch Sonnenstrahlung – die sogenannte UV-B-Strahlung – auf. Während die körpereigene Vitamin D-Produktion zwischen 80 und 90 Prozent liegt, nehmen Menschen über die Nahrung lediglich 10 bis 20 Prozent auf. Viele Lebensmittel sind zwar vorrätig an Vitamin D, jedoch nur wenige in wirklich nennenswerten Mengen. Dieses Wissen ist entscheidend, da die Vitamin-D-Produktion der Haut mit zunehmendem Alter sinkt. Bei Menschen über 60 Jahren beträgt sie noch ungefähr 25 Prozent. Zudem halten sich viele ältere Menschen aufgrund eingeschränkter Mobilität tagsüber nicht mehr so häufig in der Sonne und im Freien auf wie früher.
Kann das Sonnenschein-Vitamin also nicht mehr in ausreichendem Maße über die Haut aufgenommen werden, gilt es, Alternativen zu finden. Vitamin D kann in Form von Nahrungsergänzungsmitteln – sprich Tabletten, Kapseln, Öle und Tropfen – supplementiert werden. Ob das nötig ist, sollte jedoch vorher durch einen Arzt überprüft werden, da eine Überdosierung über einen längeren Zeitraum hinweg zu einer Hyperkalzämie führen kann. Zwar ist der tägliche Deckungsbedarf an Vitamin D allein über die Nahrung nicht möglich; dennoch gibt es einige Lebensmittel, die reichhaltig an Vitamin D sind. Lebertran und fette Fischsorten (Hering, Aal, Makrele oder Lachs) enthalten vergleichsweiße viel von dem Nährstoff. Milchprodukte wie Käse, Eier oder Margarine gelten ebenfalls als Vitamin-D-Quellen. Wer auf pflanzliche Lebensmittel setzen möchte, dem bieten sich Pilze, insbesondere Pfifferlinge, als Vitamin-D-Lieferanten an.
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