Nur wenige Beschwerden erfüllen ältere Menschen mit mehr Angst als die Gefahr eines langfristigen kognitiven Verfalls durch eine Alzheimer- oder Demenzerkrankung. Seit Jahrzehnten suchen Forscher deshalb nach einer effektiven Behandlungsmethode, die Betroffene bei gesundem Verstand hält. Eine neue Studie zeigt nun auf, dass der kognitive Verfall durch Selbstbehandlung zumindest verzögert werden kann: Gedankliche Aktivität durch Lesen, Schreiben oder Denkspiele soll eine Alzheimer- bzw. Demenzerkrankung bis zu fünf Jahre hinauszögern können.
Wie stark ist der Zusammenhang wirklich?
Bekannt war bislang, dass ein Zusammenhang zwischen vermehrter kognitiver Aktivität und einem niedrigeren Demenzrisiko besteht. Genaue Erkenntnisse zu der Stärke dieser Verbindung gab es bislang allerdings kaum. Deswegen untersuchten Forscher in einer kürzlich im Fachmagazin „Neurology“ veröffentlichten Studie, inwiefern die Stimulation durch alltägliche kognitive Aufgaben zur Abwehr von Demenz bzw. Alzheimer beiträgt. Das Ergebnis: Menschen im höheren Alter, die regelmäßig Bücher oder Zeitungen lesen, weisen einen effektiveren Schutz vor besagten Krankheiten auf. Daher soll ein kognitiver Verfall bis zu fünf Jahre hinausgezögert werden können.
Gehirnfunktion steht im Zentrum
Die Wissenschaftler untersuchten eine Gruppe von 2.000 Teilnehmenden, die ursprünglich nicht mit Demenz oder Alzheimer diagnostiziert wurden. Rund ein Fünftel der Probanden erkrankte zu einem späteren Zeitpunkt, wodurch mögliche Einflussfaktoren bestimmt werden konnten. Analysiert wurde der Grad an kognitiver Betätigung durch alltägliche Aktivitäten wie Lesen, Schreiben oder Spielen. Um andere Faktoren auszuschließen, berücksichtigten die Forscher unter anderem auch Geschlecht, Bildungsniveau und Einsamkeit als mögliche Kriterien. Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, dass keiner der genannten externen Faktoren eine signifikante Rolle spielt. Dies bekräftige laut den Wissenschaftlern, dass die Gehirnfunktion mit Abstand die wichtigste Determinante für die Voraussage von Alzheimer und Demenz sei.
Neue Therapieansätze bald möglich?
Eine höhere kognitive Aktivität sorge für eine Veränderung der Gehirnstruktur und garantiere somit eine größere kognitive Reserve. Betätige man sich wiederholt in diesen Aktivitäten, so verbessere dies gewisse neuronale Systeme. Dadurch werde das Gehirn insgesamt resistenter gegen etwaige Schäden, um schließlich länger in einem gesunden Zustand zu verbleiben. Durch die neuen Forschungsergebnisse können laut den beteiligten Wissenschaftlern möglicherweise bald neue Therapieansätze ermöglicht werden.
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