Vielleicht wussten Sie es noch nicht, aber es besteht ein großer Zusammenhang zwischen der sexuellen Gesundheit des Menschen und seiner Ernährung. Insbesondere Männer leben oftmals in dem Glauben, dass Berge von Fleisch des Rätsels Lösung in Sachen Virilität, Männlichkeit und vor allem „Standhaftigkeit“ seien. Sie lehnen pflanzliche Ernährung ab, in der Sorge, dass der Verzehr von weniger Fleisch den Testosteronspiegel und damit einhergehend die sexuelle Gesundheit negativ beeinflussen könnte. Aktuelle Studien widerlegen nun jedoch althergebrachte Meinungen, dass Fleisch männlich ist bzw. macht und haben eine klare Botschaft an die Männerwelt von heute: Ein richtiger Mann setzt auch auf pflanzliche Kost!
Was versteht man unter sexueller Gesundheit?
„Sie ist ein Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität und nicht nur das Fehlen von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen“, definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sexuelle Gesundheit. Folglich geht es dabei um viel mehr, als nur gesund zu leben. Sexuelle Gesundheit bezieht sich ebenfalls auf das allgemeine Wohlbefinden, auf die Abwesenheit von sexuell übertragbaren Krankheiten, auf einen gesunden Sexualtrieb, eine positive Einstellung zu Sex sowie einen allumfassenden gesunden Lebensstil. Der Begriff umfasst zudem ein offenes, zufriedenes Sexualleben, bei dem Wünsche und Sehnsüchte ausgesprochen bzw. ausgelebt werden können.
Sexuelle Gesundheit wird oftmals als „blinder Fleck“ im Gesundheitssystem bezeichnet: Dauerhafte Krankheiten oder chronische Gesundheitsprobleme, wie z.B. Erkrankungen des Stoffwechsels, des Herz-Kreislauf-Systems, des rheumatischen Formenkreises sowie psychische Krankheiten und Krebs bzw. die in diesem Zusammenhang verordneten Arzneimittel können als die Hauptursachen organisch bedingter Sexualstörungen kategorisiert werden. Für Betroffene resultieren daraus erhebliche Folgewirkungen und großer Leidensdruck, der vielfach unterschätzt wird. Im Umkehrfall stärkt eine gesunde Sexualität jedoch auch Herz und Immunsystem. Die Korrelation zwischen Sexualität und Gesundheit ist also nicht länger von der Hand zu weisen.
Fleisch als „Männlichmacher“
Doch was führte überhaupt dazu, dass dem Fleisch der Stempel der Männlichkeit aufgedrückt wurde? Laut der Soziologin Monika Setzwein werden bestimmte Umgangsweisen mit der Ernährung sowie Nahrungsmittel geschlechtlich codiert und als Sinnbilder dafür verwendet, was es bedeutet „männlich“ bzw. „weiblich“ zu sein. „Mit dem Stereotyp des „richtigen“ Mannes verbindet sich ein Ernährungsverhalten, das gekennzeichnet ist durch eine Vorliebe für starke Kost: sättigend, deftig, stark gewürzt und mit Biss. Weniger geschätzt werden Speisen, die als mild, leicht, lau oder irgendwie labberig gelten. Gerichte, die mit „statusniederen“ Gruppen wie Frauen, Kindern, Alten oder Kranken assoziiert werden, kommen als „männliche“ Nahrung kaum in Betracht“, so die Expertin.
Fleisch nehme hier eine Vorreiterrolle ein, da es in vielen Gesellschaften wie kein anderes Nahrungsmittel mit typisch „männlichen“ Charakteristika wie Macht, Stärke und Potenz assoziiert werde. Diese Vorstellungen würden auf den Mythos der Einverleibung animalischer Lebenskraft zurückgeführt werden können: So bedeute ein Stück Fleisch auf dem Teller, aus dem Kampf mit der Natur als Sieger hervorgegangen zu sein. „Traditionell denkt ein Großteil der Männer, dass viel Protein, insbesondere tierisches Protein, notwendig ist, um den Testosteronspiegel aufrechtzuerhalten. Außerdem glauben sie, dass Fleisch Erektionsstörungen verhindere“, merkte auch Dr. Ranjith Ramasamy, Urologe und Professor an der University of Miami, an. Dieser führte gemeinsam mit seinem Team im Jahr 2021 die eingangs erwähnten Studien durch und konnte belegen, dass Männer, deren Ernährung überwiegend aus Vollkorn, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten bestand, sich nicht nur besserer sexueller Gesundheit erfreuten, sondern auch seltener an Prostatakrebs erkrankten. Zudem wiesen die auf pflanzliche Kost setzenden Männer ein geringeres Risiko, an Erektionsstörungen und erektiler Dysfunktion zu leiden, auf.
Prostatakrebs? Nicht mit pflanzlicher Ernährung!
Im Rahmen der ersten Studie wurde der PSA-Spiegel von 1.399 Männern mittleren Alters in Zusammenhang mit ihrer Ernährungsform untersucht. Das Prostataspezifische-Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, das in der Prostata gebildet wird und die Samenflüssigkeit verdünnt, damit sich Spermien besser bewegen können. Ein erhöhter PSA-Wert kann auf Prostatakrebs oder Entzündungen hindeuten. Für die WissenschaftlerInnen zeichnete sich ein klares Bild ab: Männer, die sich vermehrt, jedoch nicht streng, vegetarisch ernährten wiesen allesamt einen niedrigeren PSA-Wert auf als jene, die auf eine fleischlastige Ernährung setzten. Dabei erhöhe nicht nur der Konsum von Fleisch, sondern auch gezuckerte Getränke, raffiniertes Getreide sowie Junkfood den PSA-Spiegel drastisch.
Die zweite Studie legte den Fokus auf den Einfluss eines hohen Fleischkonsums auf die Wahrscheinlichkeit, an tödlichem Prostatakrebs zu erkranken. Die Forschenden untersuchten dabei 47.243 Männer über einen Zeitraum von 28 Jahren, wobei 6.660 die Diagnose Prostatakrebs erhielten und 807 tatsächlich daran starben. Besonders jüngere erkrankte Männer fielen abermals durch einen überdurchschnittlich hohen Fleischkonsum auf, wohingegen junge gesunde Männer vermehrt angaben, sich vorwiegend pflanzlich zu ernähren. Weniger als ein Prozent von ihnen lebte strikt vegetarisch oder vegan, woraus die ForscherInnen schlussfolgerten, dass keine völlige Fleisch-Askese notwendig sei, um das Prostatakrebs-Risiko bereits signifikant zu minimieren.
Hier geht es zu Echte Männer brauchen Fleisch? Ganz im Gegenteil! – Teil 2
Tanja Fürstmann
10.12.2022 16:46Ich habe bereits vor vielen Jahren angefangen mich pflanzlich zu ernähren. Nun habe ich meinem Mann auch dazu gebracht. Er hatte bereist einmal den Verdacht auf Prostatakrebs und so ist es um so wichtiger. Zusätzlich kann ich aber nur dazu raten auch Untersuchungen der Prostata vorzunehmen. Hier können Radiologen weiterhelfen.