Fleisch, Fleisch, Fleisch – für viele Männer scheint dies das Mantra in Hinblick auf ihre Ernährungsweise zu sein. Es steht symbolisch für Stärke, Virilität und Potenz und ist von einer Aura umgeben, die diese Eigenschaften zu einer nahezu magischen Einheit verdichtet. Dass Fleisch die sexuelle Gesundheit jedoch beeinträchtigen und in den schlimmsten Fällen sogar verheerende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann, lesen Sie auch in Echte Männer brauchen Fleisch? Ganz im Gegenteil! – Teil 1.
Obst und Gemüse gegen erektile Dysfunktion
In einer im Frühjahr 2021 veröffentlichen Studie fanden die ForscherInnen um Dr. Ranjith Ramasamy außerdem heraus, dass weder Fleisch noch Pflanzen erhebliche Auswirkungen auf den Testosteronspiegel hatten. Ein Vegetarier ist also hingehend seines Hormonhaushalts nicht weniger „männlich“ als ein Karni- oder Omnivore. Bestimmte Nährstoffe, die ausschließlich in Obst, Gemüse und Co. vorkommen, würden allerdings vor Erektionsstörungen schützen, konstatieren die WissenschaftlerInnen in einer weiteren Untersuchung. Insgesamt wurden 2.549 Männer, die fast zur Hälfte unter leichter bis starker erektiler Dysfunktion litten, analysiert. Das wenig überraschende Ergebnis: Bei Männern, die sich größtenteils pflanzlich ernährten, war der Prozentsatz erheblich geringer. Studienautor Dr. Ruben Blachman-Braun merkte hierbei an: „Das bedeutet nicht, dass eine pflanzliche Ernährung die Erektion verbessert. Es zeigt jedoch, dass eine pflanzliche Ernährung die Erektionen nicht negativ beeinflusst und ein gesünderer Lebensstil mit erhöhtem pflanzlichem Verzehr möglicherweise zu besseren Erektionen führen kann.“
Sexuelle Gesundheit erfordert Vielfalt
Nicht nur Obst und Gemüse entfalten ihre Wirkung auf die sexuelle Gesundheit des Menschen, auch diverse andere Nahrungsmittel besitzen Inhaltsstoffe, die auf unterschiedliche Art und Weise mit der Sexualität des Menschen zusammenhängen bzw. auf diese einwirken. Chili, Tabasco, Cayennepfeffer, scharfer Paprika und Ingwer gelten als wahre Anheizer. Sie regen Stoffwechsel und Durchblutung an und erleichtern somit den Blutfluss in die Schwellkörper von Penis und Vagina. Nüsse – insbesondere Walnüsse und Pistazien – sind für ihren positiven Einfluss auf die Orgasmusfähigkeit bekannt und sollen zudem sexuelles Verlangen anregen.
Ein gesunder Hormonspiegel legt den Grundstein für ein gut funktionierendes Sexualleben. Die Sexualhormone Östrogen und Testosteron benötigen Kraftstoffe für die Produktion, die sie in Form von ungesättigten Fettsäuren in Olivenöl, Vitamin D in Avocados und Vitamin C sowie Antioxidantien in Blaubeeren aufnehmen. Schokolade, Eier, Austern und Erdbeeren fallen unter die Kategorie „aphrodisierende Lebensmittel“. Ihnen wird eine luststeigernde Wirkung nachgesagt, die durch ihre verschiedenen Inhaltsstoffe zu einem besseren Liebesleben führen sollen.
Ein neues Bild von einem Mann
Wie aus den vorstehenden Ausführungen hervorgeht, sind ein erfülltes Sexleben und eine gesunde Ernährung aufs Engste miteinander verknüpft. Noch immer scheint diese Tatsache bei vielen Männern nicht ganz angekommen. Die steigende Anzahl an wissenschaftlichen Publikationen sowie die vermehrte Forschung lassen jedoch Hoffnung aufkommen, dass dieses Wissen sukzessive ins „männliche“ Bewusstsein eindringt. So schließt auch der Urologe und Wissenschaftler John C. Ramsey aus den drei Studien: „Wir stehen kurz davor herauszufinden, wie ein gesundes Leben mit weniger tierischen Proteinen und mehr pflanzlicher Ernährung nicht nur besser für das Herz ist, sondern auch gut für die Gesundheit von Männern, einschließlich ihres Sexuallebens und Testosteronspiegels.“
Gesamtgesellschaftlich könnten Forschungsergebnisse wie diese dazu beitragen, dass traditionelle Geschlechternormen gesprengt werden können. Zuschreibungen wie „typisch männlich“, „typisch weiblich“ müssen als von Menschen konstruiertes Schubladendenken identifiziert und nicht länger als natürlich gegebene Rollen, die Männer bzw. Frauen in der Gesellschaft zu spielen haben, betrachtet werden. Ein Umdenken muss her – und nicht nur der Mensch, sondern auch Tier und Umwelt werden es uns danken.
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