Die Vorteile einer ballaststoffreichen Ernährung für die Gesundheit sind schon länger bekannt. Auf längere Sicht können Vollkornprodukte bei Menschen im mittleren Alter zu einem geringeren Anstieg des Taillenumfangs, des Blutdrucks und des Blutzuckerspiegels beitragen. Verbesserungen bei diesen Risikofaktoren schützen besonders im fortgeschrittenen Alter vor möglichen Herzerkrankungen. In einer aktuellen Studie wurde nun analysiert, wie sich der Verzehr von Vollkorn und raffiniertem Getreide im Laufe der Zeit auf fünf bekannte Risikofaktoren für Herzerkrankungen auswirkt.
Vollkorn unter der Lupe
Die amerikanischen Forschenden der Tufts University nutzten für ihre neue Studie die Daten von insgesamt 3.100 Teilnehmenden der Framingham Heart Study Offspring Cohort, um so langfristige Risikofaktoren für Herzkrankheiten zu ermitteln. Dabei wurden die gesundheitlichen Auswirkungen des Verzehrs von Vollkorn und raffiniertem Getreide über einen Zeitraum von durchschnittlich 18 Jahren analysiert. Die Fachleute verglichen anschließend die Veränderungen der fünf Risikofaktoren über einen Zeitraum von vier Jahren in vier unterschiedlichen Kategorien des jeweiligen Vollkornverzehrs. Diese reichten von weniger als einer halben Portion bis hin zu drei oder mehr Portionen pro Tag. Zudem bestand eine Portion aus beispielsweise einer Scheibe Vollkornbrot, einer halben Tasse Haferflockenmüsli oder einer halben Tasse brauner Reis.
Geringe Gewichtszunahme bei hohem Konsum beobachtet
In der Auswertung der Ergebnisse zeigte sich, dass für jedes Vier-Jahres-Intervall der Taillenumfang bei den Teilnehmenden mit einem niedrigen Verzehr von Vollkorn um durchschnittlich mehr als ein Zoll – das sind umgerechnet 2,54 Zentimeter – zunahm. Allerdings nahmen Personen mit einem hohen Verzehr um nur etwa einen halben Zoll zu. Sogar der durchschnittliche Anstieg des Blutzuckerspiegels und des systolischen Blutdrucks bei Teilnehmern mit niedrigem Konsum war höher als bei jenen mit hohem, bestätigen die Fachleute. Bei der Berechnung wurden auch die Veränderungen des Taillenumfangs berücksichtigt, um ein möglichst genaues Ergebnis zu erhalten.
Außerdem konnte beobachtet werden, dass Menschen im mittleren bis höheren Alter, die mindestens drei Portionen Vollkorn täglich zu sich nahmen, im Laufe der Zeit einen geringeren Anstieg des Taillenumfangs, des Blutdrucks und des Blutzuckerspiegels erlebten.
Wieder kein gutes Zeugnis für raffiniertes Getreide
Weiters wurden die untersuchten fünf Risikofaktoren auch bei vier Kategorien hinsichtlich des Verzehrs von raffiniertem Getreide angewendet, die von weniger als zwei Portionen pro Tag bis zu mehr als vier Portionen pro Tag reichten. Wie schon vergangene Studien nahelegten, bewirkt ein geringerer Konsum von raffiniertem Getreide ebenfalls eine geringere durchschnittliche Zunahme des Taillenumfangs. Auch wurde ein größerer durchschnittlicher Rückgang der Triglyceridwerte in darauffolgenden Vierjahreszeiträumen beobachtet.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Verzehr von Vollkornprodukten als Teil einer gesunden Ernährung gesundheitliche Vorteile bietet, die über die bloße Unterstützung beim Abnehmen oder Halten des Gewichts im Alter hinausgehen”, ergänzt Studienautorin Nicola McKeown. Die Daten legen nahe, dass Menschen, die mehr Vollkornprodukte essen, auch besser in der Lage sind, ihren Blutzucker und Blutdruck dauerhaft auf einem gesunden Niveau zu halten.
Wertvolle Inhaltsstoffe minimieren zahlreiche Risikofaktoren
Laut dem Forscherteam können Vollkornprodukte auf verschiedenste Weise dazu beitragen, den Taillenumfang zu erhalten und weitere Risikofaktoren für die Gesundheit zu minimieren. Das Vorhandensein von Ballaststoffen in Vollkorngetreide habe beispielsweise eine sättigende Wirkung und einen positiven Effekt auf sogenannte Blutzuckerspitzen nach einer Mahlzeit, betont auch Studienautorin Caleigh Sawicki. Enthaltene Mineralstoffe, wie Magnesium und Kalium, sowie verschiedene Antioxidantien können darüber hinaus zur Senkung des Blutdrucks beitragen.
Je voller das Korn, desto besser
Den größten Anteil der konsumierten Vollkornprodukte der Studienteilnehmer machten Vollkornbrote und bereits zum Verzehr fertige Vollkorn-Frühstücksflocken aus. Raffinierte Körner stammten hauptsächlich aus den bekanntesten Quellen, wie Nudeln und Weißbrot. Die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Gesundheit könnten darauf zurückzuführen sein, dass Vollkorn weniger verarbeitet wird als raffiniertes Getreide, vermuten die Wissenschaftler. Ganze Körner bestehen nämlich aus einer ballaststoffreichen äußeren Schicht und einer inneren Keimschicht. Diese innere Schicht ist vollgepackt mit B-Vitaminen, Antioxidantien und kleinen Mengen an gesunden Fetten. Werden die Körner gemahlen, führe dies zur Entfernung der nährstoffreichen Bestandteile und zurück bleibe nur das stärkehaltige, raffinierte Korn.
Daten aus fünf Studien legen Grundstein
Für eine genaue Einschätzung des täglichen Getreideverzehrs füllten die Teilnehmenden im Zeitraum von 1991 bis 2014 alle vier Jahre Ernährungsfragebögen aus. Im Mittelwert (Median) lagen damit Daten für einen Zeitraum von 18 Jahren vor. Die Beobachtungen wurden jedoch nur berücksichtigt, wenn die Teilnehmenden an mindestens zwei aufeinanderfolgenden Untersuchungen mit genauen Ernährungsdaten teilgenommen hatten. Personen mit Diabetes wurden bereits zu Beginn der Untersuchungen ausgeschlossen. Die statistische Analyse der Daten aus den insgesamt fünf Studien wurde schließlich um Faktoren bereinigt, welche die Ergebnisse beeinflussen könnten – auch unter Berücksichtigung anderer Aspekte einer gesunden Ernährung.
Zu den Einschränkungen der Studie gehört nach Aussage der Forschenden die Tatsache, dass über den Lebensmittelkonsum selbst berichtet wurde und die Teilnehmenden diesen jedoch über- als auch unterschätzen könnten. Die Fachleute erklären deshalb abschließend, dass die Studie durch ihr Beobachtungsdesign keinen kausalen Zusammenhang widerspiegeln würde.
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