Depression ist eine für Betroffene äußerst belastende Krankheit. Doch nicht nur das: Oft kommt hinzu, dass sie von Angehörigen nicht anerkannt wird. Dabei zeigt eine neue US-amerikanische Studie, dass es das Leben der meisten erleichtern würde, wenn ihr Umfeld ihre Krankheit besser verstehen könnte. „Die Depression ist eine der am meisten missverstandenen Erkrankungen“, meint Depressionsexperte Dr. Pollack. Durch Aufklärung hoffen die Forschenden, die Krankheit zu entstigmatisieren und das Leben von Patienten zu erleichtern.
Studie will Missverständnisse aus dem Weg räumen
Passend zum Mental Health Awareness Month im Mai führte die Organisation Depression and Bipolar Support Alliance in Zusammenarbeit mit GeneSight Mental Health Monitor eine landesweite Umfrage durch, um das Bewusstsein der von Depressionen betroffenen sowie gesunden Amerikaner für die Erkrankung zu durchleuchten. Ihr Ziel ist es, das Verständnis und die Empathie der breiten Bevölkerung gegenüber Personen mit schwerer Depression zu schärfen. Es zeigte sich, dass durch die pandemische Situation das Bewusstsein vieler Menschen über die Existenz psychischer Probleme durchaus gestärkt wurde. Doch nicht einmal jeder Zweite ist zuversichtlich, eine Depression bei jemandem aus dem privaten Umfeld auch tatsächlich zu bemerken.
Depression hat nichts mit Faulheit zu tun
Laut Experten ist einer der wichtigsten Aspekte im Heilungsprozess der Erkrankten achtsame Unterstützung durch Angehörige. Jedoch fühlen sich Betroffene leider nur selten in dieser glücklichen Lage. Anstatt nach benötigter Hilfe oder Gesprächen gefragt zu werden, geben etwa 50 Prozent an, dass ihr Umfeld meist verständnislos mit Sätzen wie „Reiß dich zusammen, jeder ist mal traurig“ oder „Komm darüber hinweg, das Leben geht weiter“ reagiert. Das Verhalten der Erkrankten wird oft falsch aufgefasst, von vielen als Faulheit oder Lustlosigkeit abgestempelt. Jemandem, der selbst nie in der Lage der Betroffenen war, fällt es schwer deren schwächende Symptome nachzuempfinden und die Problematik dahinter zu verstehen.
Behandlungssuche ohne Hilfe meist erfolglos
Nur jeder Vierte fühlt sich durch sein Umfeld auch ausreichend unterstützt, der Rest verspürt dringend den Wunsch nach mehr Beistand. Dabei geht es oft bloß um Kleinigkeiten, meist reicht es schon einfach zuzuhören und die Sicherheit zu vermitteln immer da zu sein, wenn es darauf ankommt. Um den Schritt zur Behandlungssuche und damit zur Verbesserung des Gesundheitszustands zu schaffen, ist für die meisten Einfühlsamkeit und Hilfe durch Familie und Freunde unentbehrlich. Menschen, die sich nicht gehört und verstanden fühlen, fällt dieser Schritt aufgrund von Scham oder Hoffnungslosigkeit oft besonders schwer.
Angst und Scham stellen große Hürden dar
Da durch die Krankheit die Gedanken und Gefühle der Betroffenen beeinflusst werden, werden diese von gesunden Menschen oft missverstanden. Neben schwerer Trauer und Bedrücktheit wirken Personen mit Depression oft sehr gleichgültig oder reizbar gegenüber ihren Mitmenschen. Die Umfrage ergab, dass jeder Zweite aufgrund von Scham oder Angst nicht über die eigenen Probleme sprechen möchte. Dies bewerten die Forschenden als äußerst problematisch und sehen daher bessere Zusammenarbeit zwischen Betroffenen, deren Mitmenschen sowie Fachkräften aus dem Gesundheitsbereich als unentbehrlichen Schritt auf dem Weg zur Besserung der Situation. Zuallererst ist es jedoch wichtig alle Tabus rundum die Depression zu eliminieren und dafür zu sorgen, dass ein breites Verständnis gegenüber Betroffenen geschaffen wird.
Gentests zur medikamentösen Einstellung
Auch in Bezug auf die Medikation besteht Aufholbedarf. Über 50 Prozent der Befragten gaben an, seit ihrer Diagnose bereits zwischen mehr als 4 Medikamenten gewechselt zu haben, bis überhaupt Besserungen bemerkbar waren. Gentests bringen hier Hoffnung, da mit ihrer Hilfe einfacher das individuell passende Antidepressivum gefunden werden könnte. Dies funktioniert über einen einfachen Wangenabstrich, wodurch die jeweilige genetische Veranlagung Aufschluss über passende Dosierung, Wirkungswahrscheinlichkeit sowie mögliche Nebenwirkungen geben könnte. Die Umfrage ergab, dass dieses Vorgehen 7 von 10 Erkrankten mehr Hoffnung geben würde. Neben der Depression könnte ein solches Verfahren auch bei Angstzuständen und vielen anderen psychischen Erkrankungen helfen, schnellere Behandlungserfolge zu erzielen.
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