Einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) scheint ein Durchbruch in der Forschung rund um die Behandlung von Krebserkrankungen gelungen zu sein. Sie identifizierten eine Schwachstelle in Krebszellen, die bei fast allen Arten vorhanden ist. Dies könnte der erste Schritt für die Entwicklung eines Universalmedikaments sein.
Protein als wunder Punkt
Krebszellen benötigen genauso wie gesunde Zellen Proteine, um sich teilen zu können. Ist dieses Protein nicht vorhanden, sterben die Krebszellen ab. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler aus Deutschland, Israel, Italien und den USA sehen hier eine vielversprechende Chance für eine universelle Krebsbehandlung, denn über 90 Prozent der bekannten Tumore verwenden diese Art von Mechanismus.
Abnormale Chromosomenzahl verrät Krebszellen
„Wir haben bei Krebszellen mit abnormaler Chromosomenzahl eine verwundbare Stelle gefunden“, so Dr. Zuzana Storchová, Professorin für Molekulargenetik an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK), in einer Presseaussendung. Im Gegensatz zu gesunden Zellen bestehen Krebszellen aus 60 bis 90 Chromosomen. Gewöhnliche Zellen kommen nur auf 46 Chromosomen. Damit lassen sich diese entarteten Zellen, auch aneuploide Krebszellen genannt, relativ einfach identifizieren.
Bisher wurde dieses Detail vernachlässigt, da angenommen wurde, dass die erhöhte Chromosomenanzahl ein bloßer Nebeneffekt der Krebsentstehung sei. Mittlerweile verdichten sich nach 15 Jahren Krebsforschung jedoch die Beweise gegen diese These. Wahrscheinlicher ist es, dass dieser Effekt sogar eine der treibenden Kräfte bei Krebserkrankungen ist. Gleichzeitig ist er ein gemeinsames Merkmal der meisten Krebsarten, unabhängig davon, um welche Art es sich handelt und wo sie sich im Körper entwickelt.
Weitere Studien erforderlich
Noch steht das Forscherteam aber noch am Anfang, was die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse durch ein mögliches Medikament betrifft. Die genaue Wirkweise ist noch nicht im Detail geklärt. Gesichert ist jedoch, dass es sich um das Protein KIF18A handelt, das zu der Gruppe der Kinesin-Motorproteine gehört. Während der Zellteilung bindet es sich an den sogenannten Spindelapparat, der zudem regulierende Effekte auf den Prozess hat. Das Protein selbst wiederum sorgt für eine korrekte Aufteilung der Chromosomen, jedoch leider auch bei Krebszellen, die eine höhere Chromosomenanzahl besitzen. Wird es aber beispielsweise durch eine medizinische Behandlungsform blockiert, so sterben die Krebszellen mit größerer Wahrscheinlichkeit ab als gesunde Zellen.
Was sind Krebszellen?
Krebszellen sind entartete Körperzellen, die in der Regel vom Immunsystem erkannt und erfolgreich bekämpft werden. Zum Problem werden sogenannte Ausweichstrategien der Krebszellen: Sie können sich beispielsweise unsichtbar für die Immunabwehr machen oder diese sogar hemmen. Obwohl die Krebsforschung in den letzten Jahren zahlreiche Fortschritte gemacht hat, sind die genauen Ursachen von Krebserkrankungen immer noch nicht vollständig geklärt.
Zahlreiche Risikofaktoren können die Wahrscheinlichkeit für Krebs allerdings erhöhen. Das kann beispielsweise genetische Veranlagung sein, aber auch die Folgen einer ungesunden Ernährungsweise. Der Konsum von Alkohol und Tabak erhöht ebenfalls das Krebsrisiko. Bestimmte Infektionen begünstigen die Entstehung von Tumoren darüber hinaus, wobei es gegen humane Papillomviren (HPV) bereits eine wirksame Impfung gibt, die aber keinen hundertprozentigen Schutz bietet. Weiters gelten Umweltgifte, intensive UV-Strahlung, ionisierende Strahlungen wie Röntgen- oder Radonstrahlen sowie Strahlenunfälle als negative Einflussfaktoren, die das Risiko für Krebs steigern.
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