Hohes Fieber, Kopfweh, Gliederschmerzen und Schüttelfrost – eine Grippeinfektion geht mit zahlreichen Beschwerden einher. Obwohl sich in jeder Grippewelle zwischen 4 bis 16 Millionen Deutsche mit Influenzaviren infizieren, sind aktuell nur zwei Medikamentenklassen zur Behandlung akuter Fälle zugelassen. Experten zufolge könnte insbesondere der Einsatz von Naturstoffen eine effektivere Therapie ermöglichen.
Erhöhte Ansteckungsgefahr in Wintermonaten
Bei einer Grippe handelt es sich um eine akute Erkrankung der Atemwege, welche durch sogenannte Influenzaviren ausgelöst wird. Im Gegensatz zu einer Erkältung oder einem grippalen Infekt zeichnet sich die sogenannte Influenza durch schwere Symptome aus, die zumeist schlagartig in Erscheinung treten. In Deutschland kommt es tendenziell in den Wintermonaten zu Grippewellen mit unterschiedlicher Prävalenz und variierendem Schweregrad. Für Schwangere, Senioren sowie Personen mit einer chronischen Erkrankung kann sich eine Infektion im schlimmsten Fall als lebensbedrohlich erweisen. Da sich die Krankheitserreger ständig verändern, besteht ein erhöhtes Risiko wiederholter Ansteckungen.
Wie werden Influenzaviren übertragen?
Im Allgemeinen gilt die Krankheit als äußerst infektiös – schon minimale Virenmengen können zur Ansteckung führen. In den meisten Fällen werden Keime über die sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen. Hierbei gelangt beim Sprechen, Niesen oder Husten virushaltiges Nasen-Rachen-Sekret von Infizierten in die Luft, das dann von anderen Personen in der Nähe inhaliert wird. Auch beim Händeschütteln droht Ansteckungsgefahr, da virushaltige Sekrete durch anschließende Berührungen an Mund, Nase oder Augen in den Organismus gelangen könnten.
Mutationen hemmen Schutzwirkung
Jedes Jahr werden drei bis fünf Millionen schwere Krankheitsverläufe durch Grippeviren erfasst. Rund zehn Prozent davon enden tödlich. Obwohl der Impfstoff durchaus zur Krankheitsprävention beiträgt, kann angesichts der rasch mutierenden Krankheitserreger kein vollkommener Schutz garantiert werden. Dies wird insbesondere dann problematisch, wenn bislang unbekannte Virusstämme Epidemien auslösen. Für diesen Fall stehen laut den Fachleuten oftmals zu wenig effektive Behandlungsmittel zur Verfügung.
Vielversprechende Naturstoffe untersucht
Dieser Mangel an wirkungsvollen Therapieansätzen bewegte eine deutsche Forschungsgruppe dazu, die Wirksamkeit von Naturstoffen näher unter die Lupe zu nehmen. Das Forschungsteam setzte sich aus Experten des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME in Gießen sowie des hessischen LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik zusammen. Im Zuge ihrer aktuellen Publikation geben die Fachleute einen Überblick über das therapeutische Potenzial von Naturstoffen, welche die Verbreitung von Grippeviren eindämmen können.
Wirkstoff-Repertoire erweitert
Zuvor durchgeführte Studien identifizierten bereits mehrere natürliche Substanzen, die mit einem potenziell anti-grippalen Effekt in Verbindung stehen. Dazu zählen unter anderem Honig, Ingwer, Sonnenhut sowie Holunderextrakt. Laut der Studienleiterin Dr. Kornelia Hardes würden Naturstoffe jedoch über ein noch viel umfangreicheres Potenzial verfügen: „Zu den aussichtsreichen Naturstoffen zählen Tiergifte, antivirale Substanzen in Pilzen und auch Bakterien, die nicht nur für Antibiotika, sondern auch für Medikamente gegen Viren interessant sind“, erläutert die Expertin. Die Medizinerin setzt hierbei auf jene medikamentösen Behandlungskonzepte, die diverse Wirkstoffe vereinen.
Genomische Analyse eröffnet neue Perspektiven
Mittels genomischer Analyse untersuchten die Forscher zahlreiche Naturstoffe auf ihren antiviralen Effekt, um neue therapeutische Perspektiven zu eröffnen. Dank dieser Methode ist es ebenso möglich, die Dynamik der Grippewellen sowie die Entwicklung von Resistenzen zu erfassen. Dennoch geht die Einführung innovativer Wirkstoffe mit mehreren Herausforderungen einher. So erschweren unterschiedliche Untersuchungsansätze die Vergleichbarkeit der Resultate. Darüber hinaus stehen die ermittelten Daten zur Resistenzentwicklung nicht immer transparent zur Verfügung. Hohe Kosten für Prüfungsverfahren können zu einem zusätzlichen Hindernis werden. „Bedenkt man jedoch neben den gesundheitlichen Vorteilen auch die schwere sozioökonomische Belastung, die die mit der Erkrankung verbundenen Kosten für die Gesundheitssysteme darstellen, sind neue Medikamente dringend notwendig“, betont Hardes.
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