Irrenhäuser, Halluzinationen von Außerirdischen, verrückte Massenmörder – vielen Menschen schießen als erstes solche Bilder in den Kopf, wenn sie den Begriff „Schizophrenie“ hören. Leider kursieren viele Falschinformationen und Vorurteile über die Betroffenen dieser schwerwiegenden Krankheit – etwa, dass diese gefährlich seien oder ihr Leben lang in Psychiatrien eingesperrt werden müssen. Erfahren Sie hier, was die Diagnose Schizophrenie wirklich bedeutet.
Wie erkennt man Schizophrenie?
Um gleich mit dem wohl verbreitetsten Irrtum aufzuräumen: Bei einer Schizophrenie haben die Betroffenen nicht mehrere, voneinander abgespaltene Persönlichkeiten – dies ist vielmehr ein Anzeichen der Multiplen Persönlichkeitsstörung. Typisch für die Schizophrenie sind hingegen psychotische Symptome wie Halluzinationen, die sich häufig mit Phasen abwechseln, in denen depressionsähnliche Beschwerden im Vordergrund stehen. Ungefähr drei bis sieben von 1.000 Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Schizophrenie, Männer etwa so häufig wie Frauen.
Wahn: Wenn man niemandem trauen kann
Ein typisches Anzeichen der Schizophrenie sind Wahnvorstellungen: Die Patienten sind etwa der Überzeugung, dass sie vom Geheimdienst verfolgt werden, oder sie werden größenwahnsinnig und halten sich womöglich für die Wiedergeburt Jesu. Diese Vorstellungen sind meist mit sehr großer Angst verbunden, da die Betroffenen glauben, nicht einmal mehr den eigenen Angehörigen vertrauen zu können. Dabei sind sie so sehr in ihre Psychose abgetaucht, dass niemand sie von der Falschheit ihrer Gedanken überzeugen kann.
Halluzinationen und wirre Sprache
Ein Teil der Patienten leidet außerdem an Halluzinationen. Am häufigsten sind akustische Halluzinationen, wobei die Betroffenen Stimmen in ihrem Kopf hören. In selteneren Fällen sehen die Patienten Dinge oder Personen, die nicht wirklich da sind. Darüber hinaus fühlen sich die Betroffenen häufig, als würden ihre Gedanken von einer außenstehenden Macht „eingepflanzt“ werden und sie hätten keine Kontrolle über ihre eigenen Gedanken. Schizophrene sprechen außerdem oft wirr und zusammenhangslos. Manchmal zeigt sich auch eine gestörte Motorik, wie etwa völlige Bewegungslosigkeit, obwohl die Person bei Bewusstsein ist.
Soziale Abschottung
Zu den weiteren Symptomen der Schizophrenie gehören kognitive Beeinträchtigungen, wie etwa Konzentrationsprobleme, die viele der Patienten in ihrer Lebensführung stark einschränken. Außerdem isolieren sich die Betroffenen häufig von ihrem sozialen Umfeld und zeigen keinerlei Interesse mehr an früheren Hobbies. Außerdem sprechen sie nur noch wenig und ihre Mimik wirkt starr. Nicht selten zeigen die Patienten für eine bestimmte Situation unangemessene Gefühlsaudrücke – beispielsweise während einer Beerdigung lauthals zu lachen.
Sind Schizophrene gefährlich?
Aufgrund der bizarren Symptome denken viele, dass schizophrene Menschen unberechenbar und gefährlich sind. Medienberichte über „Psychokiller“ befeuern die Vorurteile gegen die Betroffenen zusätzlich. Tatsächlich kommt es immer wieder mal vor, dass Schizophrene in ihrem Wahn gewalttätig werden. Jedoch handelt es sich dabei nur um einen kleinen Teil der Patienten – die überwiegende Mehrheit wird nie kriminell. Viel wahrscheinlicher ist es, dass eine betroffene Person aus Verzweiflung versucht, sich selbst das Leben zu nehmen.
Ursachen der Schizophrenie
Wie genau die Krankheit entsteht, ist noch nicht bekannt. Man vermutet jedoch, dass genetische Faktoren eine große Rolle spielen. Auch Störungen der Botenstoffe im Gehirn wurden festgestellt. Außerdem zeigen sich bei den Patienten Auffälligkeiten in bestimmten Hirnarealen, beispielsweise im sogenannten limbischen System, in dem Emotionen entstehen. Belastende Lebensereignisse wie eine Trennung oder chronischer Stress allein reichen zwar nicht aus, um eine Schizophrenie zu verursachen, doch sie können den Ausbruch der Krankheit begünstigen.
Schizophrenie = lebenslange Behinderung?
Bei vielen Patienten beginnt die psychotische Phase zunächst schleichend mit unspezifischen Beschwerden wie Stimmungsveränderungen oder kognitiven Einschränkungen. Dann setzen die Halluzinationen und Wahnvorstellungen ein – und verschwinden in manchen Fällen nie wieder. Viele der Betroffenen haben jedoch einen günstigen Krankheitsverlauf, sodass sie wieder in ihren Beruf und ihr soziales Umfeld integriert werden können. Dabei hilft vor allem eine medikamentöse Therapie.
So wird Schizophrenie behandelt
Bei der Therapie der Schizophrenie spielen Medikamente eine sehr große Rolle. Sogenannte Antipsychotika (auch Neuroleptika genannt) wirken auf die Botenstoffe im Gehirn. Viele Patienten müssen die Tabletten ihr Leben lang einnehmen, um Rückfälle zu vermeiden, während die Medikamente bei anderen nach einigen Jahren wieder abgesetzt werden können. Eine Gewichtszunahme und Bewegungsstörungen sind häufige Nebenwirkungen der Behandlung.
Eine Psychotherapie kann bei schizophrenen Patienten erst dann funktionieren, wenn diese durch die Medikamente so weit von ihren psychotischen Symptomen befreit sind, dass sie sich ihre Krankheit selbst eingestehen können. Ziel der Therapie ist dann meist, mit der Schizophrenie leben zu lernen. Für viele Patienten ist es hilfreich, im Rahmen einer Gruppentherapie mit anderen Betroffenen über ihre Probleme zu sprechen. Außerdem wird oft neu eingeübt, wie man sich in sozialen Situationen verhält und angemessen mit Mitmenschen kommuniziert.
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