Beim Besuch im Krankenhaus oder im Wartezimmer des Hausarztes denken viele Menschen mit Panik an gefährliche Krankheitserreger, die womöglich unsichtbar durch die Luft schwirren. Mit der Corona-Pandemie ist diese Sorge noch größer geworden. Nun haben Forscher der University of Washington in St. Louis ein Gerät entwickelt, das alle Varianten des Coronavirus in einem Raum innerhalb von fünf Minuten aufspüren kann – womöglich eignet es sich auch für die Erkennung anderer Erreger. Einsetzen könnte man es in öffentlichen Gebäuden wie Arztpraxen oder Schulen. Doch eignet sich die neue Technik tatsächlich für die Anwendung im großen Stil?
Gerät saugt Coronaviren ein
In ihrer Studie, die kürzlich im renommierten Journal „Nature Communications“ erschien, beschreiben die Forscher den Aufbau ihres innovativen Gerätes, das ungefähr die Ausmaße zweier Schuhkartons hat: Zunächst saugt die Apparatur Luft aus der Umgebung in einen Trichter mit einer Flüssigkeit, in der die Viren, sofern vorhanden, haften bleiben. Diese Flüssigkeit wird im Anschluss von einem Sensor überprüft. Dieser besteht aus Antikörpern, die charakteristische Eigenschaften der Oberfläche des Coronavirus identifizieren können. Befinden sich Viren in der Flüssigkeit, binden die Antikörper an sie. Das führt zu einem elektrischen Impuls, der auf einem Monitor sichtbar wird – was bedeutet: Corona-Alarm.
Praxistest bestanden?
Um zu überprüfen, ob das Gerät funktioniert, haben die Forscher Coronaviren in einen Raum geschleust und darin ihr Gerät platziert. Unter diesen Laborbedingungen konnte die Technik die Erreger in vier von fünf Fällen aufspüren – und das sogar, wenn nur sehr wenige der Viren im Raum waren. Wichtig ist aber, dass die Methode auch unter alltäglichen Bedingungen überprüft wird. Daher stellten die Entwickler ihre Apparatur in die Schlafzimmer von zwei mit Corona infizierten Menschen. Auch bei diesen Tests schlug das Gerät wie erwartet Alarm.
Teuer und so laut wie ein Rasenmäher
Bevor das Gerät nun im großen Stil in öffentlichen Gebäuden eingesetzt wird, müssen noch weitere Forschungen außerhalb des Labors durchgeführt werden. Beispielsweise ist nicht bekannt, wie oft der Sensor fälschlicherweise die Anwesenheit von Coronaviren anzeigt. Auch der Motor für das Einsaugen der Luft stellt noch ein Problem dar – bisher ist dieser nämlich noch so laut wie ein Rasenmäher. Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ berichtete, bemängelt Clemens Wendtner, Infektiologe an der München Klinik Schwabing, die Erkennungsrate von 80 Prozent. Diese sei für die Anwendung in Krankenhäusern zu gering; daher biete ein Antigen-Schnelltest seiner Meinung nach mehr Sicherheit als das neue Gerät.
Allerdings ist es gar nicht die Absicht der Entwickler der Apparatur, die Corona-Tests zu ersetzen. Vielmehr kann das Gerät bei Alarm den Anstoß für vorbeugende Maßnahmen geben – etwa zu lüften, eine Maske aufzusetzen oder den kontaminierten Raum zu verlassen. Ziel der Forscher der Washington University ist es, dass das Gerät irgendwann auch andere Krankheitserreger aufspüren kann, wie etwa Grippeviren oder RSV. Bereits jetzt planen sie, ihre Erfindung auf den Markt zu bringen. Damit dies gelingt, muss aber zunächst am Preis geschraubt werden – denn noch ist die Herstellung mit Kosten von 1.500 Dollar verbunden.
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