Sie können Entzündungen hervorrufen, zu Gewichtsverlust führen und in seltenen Fällen sogar Organversagen verursachen – Pilze genießen alles andere als einen guten Ruf. Forscher entdeckten nun allerdings einen speziellen Mechanismus einiger Pilzarten, der zukünftig die Krebsbehandlung unterstützen könnte.
Ungeschlechtliche Vermehrung
Im Allgemeinen setzen sich Pilze aus einem fadenförmigen Netzwerk zusammen, das auch als Myzel bekannt ist. Die Zellen dieser Struktur weisen einzelne Kerne mit einem halben Chromosomensatz auf, die mit menschlichen Spermien oder Eizellen verglichen werden können. Im Gegensatz zu Menschen reproduzieren sich Pilze allerdings ungeschlechtlich: Die Kerne mit halbem Chromosomensatz verbinden sich in den Kiemen miteinander, um einen neuen Organismus zu kreieren.
Klemmverbindungen verhindern Mutationen
In den Pilzen können sich jedoch auch Mutationen manifestieren, die einer Krebserkrankung bei Menschen ähneln. Diese Abweichungen verhindern das Aufeinandertreffen der Kerne und somit auch die ungeschlechtliche Fortpflanzung. Spezielle Pilzarten sind allerdings dazu in der Lage diesen Mutationen durch einen eigenen Mechanismus entgegenzuwirken. Hierbei handelt es sich um eine besondere Form der Zellteilung – sogenannte Klemmverbindungen. Diese sorgen dafür, dass jeder einzelne Kern in einem getrennten Abschnitt gelagert wird, bevor die Verschmelzung stattfinden kann. Dadurch kann die genetische Qualität der Kerne verifiziert werden, was einigen Pilzarten ermöglicht sich selbst effektiver zu schützen und ihre Lebensdauer zu verlängern.
„Die Klemmverbindung fungiert als Prüfgerät für die Qualität des Zellkerns, wobei sich beide Kerne kontinuierlich gegenseitig auf ihre Fähigkeit zur Fusion testen, ein Test, den Kerne mit Mutationen in Fusionsgenen nicht bestehen“, erläutert Duur Aanen, Forscher an der Universität Wageningen und Co-Autor der Studie. Unabhängig von der Größe und Lebensdauer der Kerne würde dieser Effekt zu einem geringeren Risiko für Krebserkrankungen beitragen.
Therapiepotenzial bereits nachgewiesen
Dieser Schutzmechanismus könnte auch die Krebstherapie bei Menschen positiv beeinflussen. Im Rahmen vorheriger Forschungsprojekte gelang es Forschern bereits das Therapiepotenzial bestimmter Pilze nachzuweisen. Aus den Arten Cordyceps, Fu Ling und Reishi wurde ein besonderer Wirkstoff namens Cordyception extrahiert, der Tumorzellen im Reagenzglas effektiv eliminiert – insbesondere bei Prostata- und Brustkrebs sowie Leukämie. Bislang wurde allerdings noch nicht geklärt, ob sich derselbe Effekt auch im menschlichen Organismus entfaltet.
Kein Ersatz für Schulmedizin
Trotz der vielversprechenden Erkenntnisse warnt die Verbraucherzentrale davor, aus den vorliegenden Ergebnissen voreilige Schlüsse zu ziehen. Von Selbsttherapien mit Pilzextrakten sei abzuraten, vor allem bei Medikamenteneinnahme oder einer Chemotherapie, da dadurch ein kontraproduktiver Effekt eintreten könnte. Keinesfalls sollten Pilztherapien eine ärztliche Konsultation oder schulmedizinische Behandlungen ersetzen.
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