Obwohl psychische Krankheiten die Überlebenschancen um einiges verringern, sind sie während der Evolution nicht aus dem Weg geräumt worden. Der Grund dafür könnte die herausragende Intelligenz sein, die den Menschen maßgeblich von Tieren unterscheidet. Forscher haben jetzt herausgefunden, dass Schizophrenie der Preis ist, den wir für die Intelligenz bezahlen.
„Wir waren fasziniert von der Tatsache, dass, im Gegensatz zu vielen anderen geistigen Eigenschaften, die Eigenschaften von Schizophrenie bei anderen Spezien nicht festgestellt werden konnten. Schizophrenie hat darüber hinaus interessante und komplexe Verbindungen mit der menschlichen Intelligenz.“, erklärt Joel Dudley von der Mount Sinai School of Medicine in New York. Gemeinsam mit Kollegen hat er den Zusammenhang von Schizophrenie und Intelligenz nun in einer neuen Studie nachgewiesen.
Schizophrenie verändert die Persönlichkeit
Die Schizophrenie gehört zur Gruppe der psychotischen Störungen. Sie zeichnet sich durch eine massive Störung des Denkens, der Emotionen und des Verhaltens aus, erklärt der Berufsverband deutscher Psychologinnen und Psychologen auf seiner Website. Verhalten und Körpersprache verändern sich dabei so stark, dass Angehörige oft glauben einen anderen Menschen vor sich zu haben.
Betroffene leiden meist unter akkustischen oder optischen Halluzinationen. Dabei tritt die akkustische Halluzination weitaus häufiger auf. Sie wird beschrieben als eine quälende Stimme im Kopf, die das Verhalten des Betroffenen andauernd kommentiert. Auch die Entwicklung eines Wahns ist typisch für Schizophrenie. Sehr häufig ist der Verfolgungswahn, aber auch Größen- oder Kontrollwahn können auftreten.
Der Nachteil unserer Intelligenz
Im Magazin „Molecular Biology and Evolution“ berichten die Forscher, dass sich die Gene, die Schizophrenie verursachen, auffällig oft in der Nähe der sogennanten „Human Accelerated Regions“ (HAR’s) befanden. Die HAR’s sind die Genome, die für die spezifische Evolution des Menschen verantwortlich sind. Sie sind kurze Abschnitte der DNA und haben sich, als sich der Mensch genetisch vom Affen abspaltete, sehr schnell und massiv verändert.
Dies verschaffte dem Menschen seinen evolutionären Vorteil und damit seine Intelligenz. Demnach vermuten die Forscher, dass unser hoch komplexes Gehirn Schizophrenie erst ermöglicht. Die für Schizophrenie typischen Charakteristika wurden bislang auch auschließlich beim Menschen festgestellt.
HAR’s könnten auch Aufschluss über andere psychische Störungen liefern
Die Daten für die Studie bezogen Joel Dudley und seine Kollegen aus dem „Psychiatric Genomics Consortium“. Das ist die größte abgeschlossene Studie zu Schizophrenie, an der 36 989 Patienten teilgenommen haben. Die Untersuchungsergebnisse wurden mit denen von 113 075 gesunden Menschen verglichen. Dabei wurde untersucht, auf welchen Genomen sich die Eigenschaften von Schizophrenie befinden.
Dadurch konnten Dudley und seinen Kollegen herausfinden, dass die mit den HAR’s assoziierten schizophrenischen Genorte unter anderem auch die Weiterleitung des Botenstoffs GABA (Gamma-Aminobuttersäure) sowie die Gehirnentwicklung kontrollieren. Bei Schizophrenie ist diese Weiterleitung gestört, wodurch sich typische Symptome wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen entwickeln.
Schizophrenie ist also ein Teil des Preises, den wir für unser hochentwickeltes Gehirn bezahlen. Die Ergebnisse der Studie eröffnen nun neue Forschungsmöglichkeiten für die Rolle der HAR’s bei anderen psychischen Krankheiten, wie Autismus oder bipolaren Störungen.
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