Egal ob in Reis, Säuglingsnahrung oder Schokolade – immer häufiger werden Rückstände von Mineralöl in Lebensmitteln nachgewiesen. Inwieweit diese Substanz die Gesundheit beeinflusst, wurde bislang nicht ausreichend erforscht. Eine Untersuchung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) liefert nun wichtige Erkenntnisse.
Wie Mineralöl auf den Teller gelangt
Mineralöl kann auf unterschiedliche Art und Weise in unsere Mahlzeiten gelangen. Eine Ursache für Rückstände stellen Verunreinigungen durch Landwirtschaftsmaschinen sowie unpassende Transport- und Verarbeitungsverfahren dar. Auch Verpackungen aus Karton oder Papier, die aus recyceltem Altpapier hergestellt wurden, können die Substanz auf Lebensmittel übertragen, wenn das Material zuvor mit mineralölhaltigen Druckfarben oder Klebstoffen behandelt wurde. Doch nicht immer ist Mineralöl in Nahrungsmitteln ungewollt – bestimmte Zusatzstoffe setzen auf den Kohlenwasserstoff, um die Optik von Produkten aufzuwerten oder Ware vor äußeren Einflüssen zu schützen.
Rückstände in Organen nachgewiesen
Mineralölrückstände bestehen zumeist aus einer komplexen Kombination aus aromatischen Kohlenwasserstoffen (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons, MOAH) und gesättigten Kohlenwasserstoffen (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons, MOSH). Bislang konnten Forscher belegen, dass MOSH bis zu 45 Kohlenstoffatome beinhaltet, die vom menschlichen Organismus absorbiert werden. Dort können die Substanzen ins Fettgewebe oder in verschiedene Organe wie Leber und Milz eindringen.
Ursprüngliche Annahme widerlegt
Lange Zeit wurde vermutet, dass sich MOSH insbesondere in der Leber als gefährlich erweisen könnte: Laut einer Studie verursachten die gesättigten Kohlenwasserstoffe bei Ratten erhebliche Entzündungen in diesem Organ. Inwieweit sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, galt bislang als unklar. Nach ausführlicher Evaluierung der Daten gelangten Fachleute der EFSA jedoch zu dem Schluss, dass die gewonnenen Resultate für den Menschen nicht von Bedeutung sind.
EFSA gibt Entwarnung
Den Fachleuten zufolge geht die Einnahme von MOSH mit keinem gesundheitsschädlichen Effekt einher, solange der Kohlenwasserstoff nicht in sehr hohen Mengen vorliegt. Die Experten betonen allerdings, dass die aktuelle Datenlage für ein endgültiges Urteil noch nicht ausreicht. Um diese Forschungslücke zu schließen, bedarf es Langzeitstudien, welche die Auswirkungen von MOSH in menschlichen Organen bei lebenslanger Aufnahme näher untersuchen. Angesichts des aktuellen Forschungsstandes bestehe bei der durchschnittlichen Aufnahmemenge an MOSH jedoch kein Grund zur Sorge – vor allem, weil Behörden seit den letzten Jahren die erlaubte Menge an Mineralöl in Lebensmitteln strenger regulieren.
MOAH als Gesundheitsrisiko
Obwohl die EFSA gesättigte Kohlenwasserstoffe derzeit nicht als problematisch einstuft, äußert sie Bedenken bezüglich der aromatischen Substanzen: Insbesondere für Kleinkinder und Säuglinge sei die aktuelle Aufnahme nach wie vor zu hoch. Die Experten vermuten, dass bestimmte Bestandteile des Kohlenwasserstoffes Erbgutveränderungen oder Krebs begünstigen könnten.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung stimmt der Einschätzung der EFSA zu und betont, dass alle Akteure in der Produktionskette Verunreinigungen durch Mineralölbestände weitestgehend vermeiden sollten. Dieses Ziel könnte durch technologische Fortschritte in der Produktionskette erreicht werden.
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