Es handelt sich um eine der häufigsten und gefährlichsten Krebserkrankungen bei Frauen: Brustkrebs. Um die Lebenserwartung zu erhöhen, ist eine möglichst frühe Diagnose essenziell. Ein tragbarer Ultraschall-BH könnte zukünftig regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen zu Hause ermöglichen und somit maßgeblich zur Früherkennung beitragen.
Ultraschall-BH erleichtert Früherkennung
Jedes Jahr erkranken in Deutschland 158 von 100.000 Frauen an Brustkrebs – dies entspricht in etwa 66.800 Neuerkrankungen. Wird der Tumor in einem frühen Stadium erkannt, ist die Überlebensrate sehr hoch. Basierend auf dieser Erkenntnis entwickelten Fachleute des Massachusetts Institute of Technology (MIT) ein spezielles Gerät, das die Früherkennung erleichtern soll. Es handelt sich um eine löchrige Hartplastikschale, die mittels Magnet am BH angebracht wird und mit einem Ultraschallgerät verbunden ist.
Keine Vorkenntnisse erforderlich
Bei der Untersuchung fährt die Patientin mit dem Gerät in einer S-förmigen Bewegung über den BH, um Aufnahmen des Brustgewebes aus verschiedenen Perspektiven zu erhalten. Den Fachleuten zufolge seien die Bilder mit jenen Screening-Ergebnissen vergleichbar, die Ultraschall-Standgeräte in medizinischen Einrichtungen erzielen. Für die Handhabung werden laut der federführenden Studienautorin Canan Dagdeviren keine besonderen Vorkenntnisse benötigt: „Er ist tragbar, einfach zu verwenden und erlaubt nutzerfreundliches Monitoring des Brustgewebes in Echtzeit“, betont die Expertin.
Risikopatienten mit Intervallkrebs im Fokus
Co-Autorin Catherine Ricciardi hofft, dass diese Technologie dazu beiträgt, Barrieren bei der Früherkennung abzubauen, indem sie eine bequeme und verlässliche Untersuchungsmethode ermöglicht. Der Ansatz sei vor allem für Risikopatientinnen mit Intervallkrebs geeignet – hierbei handelt es sich um Tumore, die im Zeitraum zwischen zwei aufeinanderfolgenden Screening-Untersuchungen auftreten.
Anwendung zukünftig auch Zuhause möglich
Momentan muss der kleine Ultraschallscanner noch mit herkömmlichen Geräten aus medizinischen Einrichtungen verbunden werden, um die Aufnahmen zu erhalten. Die Forscher arbeiten aktuell allerdings an einem speziellen Apparat in der Größe eines Smartphones, damit Patientinnen den Scanner auch unkompliziert von zu Hause aus verwenden können. Die Experten vermuten, dass die Entwicklung des Gerätes in drei oder vier Jahren abgeschlossen sein wird.
Tests liefern vielversprechende Ergebnisse
Um die Effektivität des Ultraschall-BHs zu überprüfen, führten die Forscher mehrere Tests durch. Beispielsweise wurde das Gerät an einer 71-Jährigen angewendet, die bereits zuvor Zysten in ihrer Brust aufwies. Durch den Scanner konnten weitere Zysten identifiziert werden, die der Größe von Tumoren im Anfangsstadium entsprachen. Der Apparat ist somit dazu in der Lage, selbst kleine Gewebe-Anomalien zu erkennen.
Ähnliches Produkt bereits am Markt
Ein ähnliches Konzept wurde vom US-amerikanischen Start-Up iSono entworfen, das auch ein mobiles Ultraschallgerät zur Brustkrebserkennung entwickelte. Obwohl das Produkt bereits für den amerikanischen Markt zugelassen wurde und ohne große Standgeräte bedient werden kann, stellt sich dessen Handhabung als etwas komplizierter heraus als die der Version des MIT. Das Unternehmen setzte sich zum Ziel, durch diese Technologie Brustkrebsuntersuchungen auch in Ländern des globalen Südens zu erleichtern.
Beide Modelle setzen auf künstliche Intelligenz, um zuverlässige Diagnosen zu erzielen. Diese Systeme kommen im medizinischen Kontext immer häufiger zum Einsatz: So entwickelte beispielsweise das Unternehmen BioImagene eine Software, die auffällige Gewebemuster erkennt und angibt, worauf ihre Diagnoseempfehlung basiert.
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