Sie sorgen für ein intensives Geschmackserlebnis, verlängern die Haltbarkeit und stabilisieren die Struktur – der Einsatz künstlicher Lebensmittelzusatzstoffe bringt auf den ersten Blick zahlreiche Vorteile mit sich. Dass eine erhöhte Konzentration mit gesundheitlichen Risiken einhergeht, ist den meisten Konsumenten durchaus bewusst. Laut einer aktuellen Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung sind sich allerdings nur die wenigsten von ihnen darüber im Klaren, wie genau sich die Chemikalien auf ihren Körper auswirken.
Misstrauen trotz hoher Sicherheitsstandards
Um die allgemeine Wahrnehmung von Lebensmittelzusatzstoffen zu evaluieren, führte das BfR eine umfangreiche Befragung der deutschen Bevölkerung durch, an der sich 1.015 Personen beteiligten. Dabei stellte sich heraus, dass 55 Prozent der Deutschen darauf achten, Ergänzungsmittel beim Lebensmitteleinkauf zu vermeiden. „Viele Menschen sorgen sich über mögliche gesundheitliche Folgen, gleichzeitig fühlen sie sich nicht gut über Zusatzstoffe informiert“, berichtet BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Dennoch verweist der Experte auf die hohen europäischen Sicherheitsstandards: Sämtliche Zusatzstoffe in Europa unterliegen strengen Richtlinien sowie regelmäßigen Prüfungsverfahren. Diese Maßnahmen garantieren, dass das Risiko gesundheitlicher Beeinträchtigungen beim Konsum derartiger Waren bestmöglich minimiert wird.
Ergänzungsmittel auf dem Vormarsch
Laut dem BfR spielen Zusatzstoffe in der Lebensmitteltechnologie zunehmend eine wichtige Rolle: Während Farbstoffe für eine ansprechende Optik der Nahrungsmittel sorgen, sind Emulgatoren für eine angemessene Konsistenz verantwortlich. Um den Konsumenten auch auf geschmacklicher Ebene zu überzeugen, greifen Lebensmittelproduzenten oftmals zu Süßungsmitteln. Da insbesondere diese drei Faktoren beim Kaufverhalten der Verbraucher einen hohen Stellenwert besitzen, versuchen Hersteller immer häufiger den Erwartungen der Zielgruppe durch den Einsatz von Ergänzungsmitteln gerecht zu werden.
Erhöhtes Gesundheitsrisiko vermutet
Ungeachtet des strengen Kontrollverfahrens in der Lebensmittelbranche, bevorzugt über die Hälfte der Konsumenten Alternativen frei von Zusatzstoffen. Produkte mit chemischen Inhaltsstoffen werden eher kritisch betrachtet: Ein signifikanter Anteil der Befragten assoziiert lebensmitteltechnische Zusatzmittel mit einer erhöhten Gesundheitsgefahr. Insbesondere Süßungsmittel, Geschmacksverstärker und Farbstoffe haben mit einem schlechten Ruf zu kämpfen, denn diese chemischen Stoffe werden meist mit einem gesteigerten Risiko für Übergewicht und Krebs in Verbindung gebracht.
Mangelhafter Wissensstand
Generell deuten die Ergebnisse der bundesweiten Befragung auf einen geringen Wissensstand hinsichtlich Lebensmittelzusatzstoffen hin. Der Großteil der Befragten ist weder über den Zweck noch über die genauen Auswirkungen auf den Körper ausreichend aufgeklärt. Eigenen Angaben zufolge fühlen sich viele Umfrageteilnehmer vor allem bezüglich potenzieller Gesundheitsrisiken mangelhaft informiert. Beispielsweise waren über 40 Prozent der Interviewten nicht dazu in der Lage, den Geschmacksverstärker Mononatriumglutamat zu definieren. Wissenslücken offenbarten sich auch beim Süßungsmittel Aspartam sowie beim Farbaufheller Titandioxid.
Produktbezeichnungen sorgen für Verwirrung
Die erhobenen Daten lassen erkennen, dass komplizierte Ausdrucksformen bei der Angabe von Lebensmittelzusatzstoffen meist die Skepsis verstärken. Das BfR möchte diesem Misstrauen durch transparente Auskunft entgegenwirken. Laut dem Institut zählen jene Zutaten als Ergänzungsmittel, die einem Lebensmittel aus technologischen Gründen zugesetzt wurden. Der Nährwert des Nahrungsmittels ist bei dieser Definition nicht von Bedeutung. Um sich im Supermarktregal leichter orientieren zu können, verfügt jeder in der EU zugelassene Zusatzstoff über eine spezielle E-Nummer, die in der Zutatenliste vermerkt wird. Besonders häufig sind die folgenden Ergänzungsmittel zu finden:
- Carotin (E 160a) als Farbstoff
- Mononatriumglutamat (E 621) als Geschmacksverstärker
- Milchsäure (E 270) als Konservierungsstoff
- Aspartam (E 951) als Süßungsmittel
- Lecithin (E 322) als Emulgator
Ein ewiger Streitpunkt?
Im Rahmen der gesundheitlichen Beurteilung von Lebensmittelzusatzstoffen ziehen Experten normalerweise einen Wert namens „Acceptable Daily Intake (ADI)“ in Betracht. Darunter wird die konsumierte Menge eines Produktes verstanden, die ein Mensch täglich ein Leben lang zu sich nehmen kann, ohne dass die Gesundheit durch die Einnahme negativ beeinflusst wird. Trotz dieses Einstufungsverfahrens sind die Auswirkungen gewisser Substanzen auch heute noch das Thema hitziger Diskussionen: Ein krebsfördernder Effekt wird unter anderem den Chemikalien Aspartam und Natriumnitrit zugeschrieben.
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