Für schwangere Frauen ist das Komplikationsrisiko bei einer Grippe-Erkrankung signifikant höher. Im Vergleich zum Rest der Bevölkerung werden sie etwa sieben Mal häufiger aufgrund von Influenza hospitalisiert. Trotzdem beträgt die effektive Impfrate in Deutschland bei dieser Gruppe nur etwa 11 Prozent. Die niedrige Zahl sei laut Forschern nicht gerechtfertigt: Der Grippeimpfstoff werde in der Schwangerschaft ausdrücklich empfohlen und erhöhe weder das Risiko für Asthma, noch andere Krankheiten oder Infektionen.
Eindeutige Forschungsergebnisse
Nach einer Untersuchung des kanadischen Forschungsinstituts „Children’s Hospital of Eastern Ontario“ sei der Hauptgrund für die verbreitete Vermeidung der Impfung während der Schwangerschaft die Furcht vor potenziellen Langzeitschäden für das Kind. Deshalb analysierten die Forschenden in einer kürzliche veröffentlichten Studie anhand von breitem Datenmaterial, inwiefern tatsächlich Risiken bestehen. Das Ergebnis: Durch die Grippeimpfung besteht weder für Neugeborene, noch für Mütter eine erhöhte Gefahr auf sämtliche Krankheiten und Infektionen.
Keine Gefahr für Frau und Kind
Insgesamt wurden rund 28.000 Kinder aus der kanadischen Provinz Nova Scotia während ihrer ersten dreieinhalb Lebensjahre regelmäßig untersucht. Die daraus gewonnenen Forschungsergebnisse zeigen, dass durch den Einfluss der Grippeimpfung während der Schwangerschaft das Risiko für explizit folgende Krankheiten nicht erhöht wird:
- Immunerkrankungen wie z.B Asthma, Ohrenentzündung oder andere Infektionen
- Nicht-immunbedingte Gesundheitsprobleme wie z.B. Tumore oder andere sensorische Beeinträchtigungen
- Unspezifische Gesundheitsbedürfnisse wie z.B. das Besuchen der Notaufnahme oder Krankenhausaufenthalte waren ebenfalls nicht erhöht
Eine in Online-Portalen weit verbreitete These ist zudem, dass der Grippeimpfstoff das Risiko für Autismus bei Kindern erhöhe. Diese Verbindung haben schwedische Forscher jedoch bereits 2016 in einer umfangreichen Studie ausschließen können.
Impfung wird Schwangeren dringend empfohlen
Die beteiligten Wissenschaftler betonen die Wichtigkeit dieser Untersuchung für schwangere Personen und deren Neugeborene. Eine Influenza-Erkrankung sei ein gefährliches Risiko für Mutter und Kind, deshalb müsse speziell bei dieser Gruppe eine höhere Impfrate erzielt werden. „Das ist wichtig, denn wir wissen, dass die Grippeimpfung während der Schwangerschaft nicht nur die schwangere Frau schützt, sondern auch Neugeborene vor der Grippe in den ersten Lebensmonaten bewahrt, wenn sie am anfälligsten für Atemwegsinfektionen sind, aber noch zu jung, um selbst die Grippeimpfung zu bekommen,“ resümiert Dr. Deshayne Fell, außerordentliche Professorin für Epidemiologie an der medizinischen Fakultät Ottawa.
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