Im Verlauf der Corona-Pandemie werden immer mehr Spätfolgen der Covid-Erkrankung bekannt. 76 Prozent der Patienten, die eine Corona-Infektion bereits überstanden haben, berichten von Langzeit-Symptomen. Zu diesem sogenannten Post-Covid-Syndrom zählen Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Müdigkeit sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme. Nun wurde bekannt, dass das Coronavirus auch das Gehirn angreift. Dies kann schwerwiegende Folgen wie Gedächtnisstörungen, Depressionen und Psychosen nach sich ziehen.
Langzeitfolgen von Corona
Coronaviren befallen die verschiedensten Körperregionen und Organe. Je nach Körperareal kommen verschiedene Symptome wie Atemnot, Geruchs- und Geschmacksveränderungen, Magen-Darm-Probleme oder eine Lungenentzündung zum Vorschein. Dauerhafte Symptome nach einer Erkrankung an Covid-19 tauchen überwiegend nach einem schweren Erkrankungsverlauf auf, es kann jedoch auch nach milden Verläufen dazu kommen. Insbesondere leicht Erkrankte haben allerdings vermehrt mit psychischen Folgen zu kämpfen, so Dr. med. Hans Klose, Chefarzt des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Bereits im Sommer 2020 wurde zudem bekannt, dass auch das Gehirn an einer Coronavirus-Infektion leiden kann. So kann Covid-19 auch Symptome wie Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit, Angstzustände bis hin zu Wahnvorstellungen hervorrufen. Patienten berichten unter Anderem von einem schlechteren Kurzzeitgedächtnis, Wortfindungsstörungen und schweren Depressionen. Die Rede ist mittlerweile vom sogenannten „Covid-19-Brain“.
Neue Studie: Corona kann zu psychischer Störung führen
Britische Forscher der University of Oxford haben sich speziell mit den Covid-Langzeitauswirkungen auf die Psyche befasst. Dafür verglichen sie die elektronisch übermittelten Gesundheitsdaten von rund 240.000 Corona-Patienten mit Vergleichsgruppen, die an Grippe oder Atemwegsinfekten erkrankt waren. Das Ergebnis: Eine von acht Personen, die sich mit Covid-19 angesteckt hatten, erkrankt innerhalb von sechs Monaten nach dem positiven Corona-Test zum ersten Mal an einer psychiatrischen oder neurologischen Erkrankung. Hatte der Patient eine psychische oder neurologische Vorerkrankung, verdreifachte sich die Wahrscheinlichkeit sogar. Bei den 33,6 Prozent, die nach einer Corona-Erkrankung mit Nervenleiden oder einer psychischen Krankheit diagnostiziert wurden, handelt es sich um eine ungewöhnlich hohe Zahl: „Die meisten Diagnosekategorien waren nach Covid-19 häufiger vertreten als nach Influenza oder anderen respiratorischen Infektionen, einschließlich Schlaganfall, Blutungen im Schädel oder im Gehirn, Demenz und psychotische Störungen“, schreiben die Forscher um Dr. Max Taquet von der Abteilung für Psychiatrie an der Universität von Oxford.
Psychose nach Corona-Infektion
Dr. Tim Nicholson, Psychiater und klinischer Dozent am King’s College Hospital, gibt zu bedenken, dass Covid-19 auch eine Psychose als psychiatrische Komplikation zur Folge haben kann. Unter den Sammelbegriff Psychose fallen verschiedene psychische Störungen, die dazu führen, dass Patienten den Bezug zu sich selbst und zu ihrer Umwelt verlieren. Diese Persönlichkeitsveränderung wird von den Betroffenen selbst jedoch nicht wahrgenommen. Organisch bedingte Psychosen werden durch die Einnahme bestimmter Medikamente oder Drogen verursacht. Nicht-organisch bedingten Psychosen geht meist eine psychische Krankheit wie Depression oder Schizophrenie voraus. Die Studie könne jedoch nicht als Beweis dafür gesehen werden, dass eine Corona-Infektion für die dokumentierten psychischen Störungen verantwortlich ist. Es sei möglich, dass in den elektronischen Daten der analysierten Corona-Fälle nicht alle bisher aufgetretenen psychischen Störungen erfasst worden sind.
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