Am Anfang der Pandemie war das Medikament Remdesivir der große Hoffnungsträger. Doch in der Praxis wurde es den Erwartungen nicht gerecht: Die Wirkung war meist zu schwach, um die SARS-CoV-2 Infektion zu stoppen. Ein amerikanisches Forschungsteam zeigte nun aber, dass eine Steigerung der Wirkung möglich ist.
Wirksames Covid-19-Medikament für Zuhause
Ein Forschungsteam des Mount Sinai Hospital in New York sowie der University of Texas in Austin fand nun heraus, dass die Wirksamkeit von Remdesivir als Covid-19-Medikament sich immens steigert durch die gleichzeitige Anwendung eines der Hepapitis-C-Medikamente Simeprevir, Grazoprevir, Paritaprevir oder Vaniprevir. Die Ergebnisse veröffentlichten sie kürzlich im Fachmagazin „Cell Reports„. Außerdem ist den Forschenden zufolge eine orale Einnahme möglich, was die antivirale Therapie auch für den Hausgebrauch qualifiziert. Bisher konnte es nur intravenös verabreicht werden, was dazu führte, dass es fast ausschließlich bei Patienten im Krankenhaus zum Einsatz kam. Bei ihnen war die Erkrankung jedoch meist bereits zu weit fortgeschritten, um mit Remdesivir Erfolge zu erzielen.
Beide Medikamente stoppen Virenreplikation
Remdesivir wurde erstmals zu Zeiten der Ebola-Epidemie entwickelt und erprobt. In weiteren Studien zeigte das Mittel außerdem Wirksamkeit gegen andere RNA-Viren, darunter auch das MERS- und das erste SARS-Virus. Und auch die Replikation von SARS-CoV-2 hemmte es in Zellkulturen. Dafür greift das Medikament in die virale Polymerase ein, indem seine Inhaltsstoffe für Nucleotidbausteine gehalten werden. So sabotiert Remdesivir die Vermehrung der Erbinformation und damit die Zellteilung. Hepatitis-C-Medikamente hemmen ebenfalls die Virenreplikation, jedoch ist die Wirkungsweise anders als bei Remdesivir. So beeinflussen die Hepatitis-Mittel auch mindestens ein Enzym, welches zur Vermehrung von SARS-CoV-2 gebraucht wird.
Kombination ist größer als die Summe ihrer Teile
In Laboruntersuchungen zeigte sich, dass Remdesivir 90 Prozent aller Viren hemmte, wenn die Zellkulturen zuvor Simeprevir bekamen. Außerdem werde so nur ein Zehntel der Wirkstoffmenge benötigt, als wenn das Medikament allein agiert. Durch diese Reduktion rechnen die Forschenden auch mit weniger Nebenwirkungen. Studienleiter Gaetano Montelione spricht von einem Synergieeffekt: Die beiden Mittel fördern die Wirkung des jeweils anderen, sodass die Wirkung der Medikamente in Kombination größer ist als die Summe der Einzelwirkungen.
Orale Verabreichung möglich
Außerdem zeigt die Studie der US-amerikanischen Forschungsgruppe, dass eine orale Verabreichung des Medikaments möglich ist. So können Patienten bereits zu einem früheren Zeitpunkt der Infektion mit der Therapie beginnen. Allerdings muss die orale Kombinationslösung zunächst im Rahmen einer klinischen Studie getestet werden. Auf die Zulassung muss aber nicht mehr gewartet werden, da alle beteiligten Medikamente bereits geprüft und zugelassen sind. Die Forschenden hoffen, dass die hochwirksame Kombination auch das Auftreten neuer Mutationen verhindern kann.
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