Typ-2-Diabetes entsteht nicht plötzlich, sondern in der Regel langsam und schleichend über mehrere Jahre hinweg. Prädiabetes bleibt leider oft unerkannt. Dank neuester Erkenntnisse könnte sich das jetzt ändern.
Zahl der Diabetes-Patienten steigt rapide
Die Tendenz der Deutschen mit Diabetes Typ 2 steigt stetig. Bereits acht Millionen Deutsche leben mittlerweile mit der Zuckerkrankheit. Bei Diabetes hat das Hormon Insulin nicht mehr genügend Wirkung, um Zucker aus dem Blut in die Zellen zu transportieren. Eine Überzuckerung ist die Folge. Die Ursachen der Krankheit sind neben genetischen Veranlagungen vor allem Übergewicht, Bewegungsmangel und eine falsche Ernährung. Der schleichende Prozess der Entstehung einer Diabetes-Erkrankung wird Prädiabetes genannt. Dieser Zustand wird jedoch häufig von Betroffenen und ihren Ärzten übersehen. Nun hat ein deutsches Forschungsteam der Universitätsklinik Tübingen, des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums München und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) durch eine Langzeitstudie einen Durchbruch erreicht.
Neue Studie entdeckt sechs Subtypen von Prädiabetes
Die Forschenden analysierten Daten aus einer Langzeitstudie, die bereits vor 25 Jahren von Professor Dr. med. Dr. h.c. mult. Hans-Ulrich Häring mit dem Ziel initiiert wurde, die Entstehung von Diabetes besser zu verstehen. Dabei wurden rund 900 Teilnehmende mit hohem Diabetesrisiko regelmäßig klinisch, laborchemisch sowie in der Kernspintomografie umfassend untersucht. Die Wissenschaftler konnten sechs Subtypen des Prädiabetes identifizieren. Dies kann als ein entscheidender Ansatz für individuell angepasste Maßnahmen fungieren.
Das deutsche Forschungsteam analysierte Merkmale, an denen Prädiabetes besser erkannt werden kann. Dabei stellte sich heraus, dass es keine typische Form gibt, sondern vielmehr sechs Subtypen von Prädiabetes, die sich alle voneinander abgrenzen lassen. „Es zeigten sich bei den Probanden sechs Subtypen, die sich hinsichtlich ihrer individuellen Risikofaktoren, als auch beim weiteren Krankheitsverlauf – also der Entwicklung eines manifesten Diabetes und des Risikos für Folgeerkrankungen – deutlich unterschieden“, so Professor Dr. med. Andreas Fritsche.
Ein weiterer Schritt in Richtung Prävention
Rund jede zehnte Person in Deutschland leidet an Diabetes Typ 2. Leider wird die Vorstufe der Krankheit oft nicht bemerkt. Selbst in der Arztpraxis werden Diabetes-Vorstufen übersehen, da die Blutzuckerwerte noch unter einem kritischen Niveau liegen. Trotzdem ist die Regulation des Blutzuckerspiegels schon zu diesem Zeitpunkt beeinträchtigt. Prädiabetes effektiv zu identifizieren und bereits früh gegenzusteuern könnte ein Weg sein, um eine schwere, chronische Krankheit zu verhindern, die die Lebenserwartung um bis zu zehn Jahre herabsetzen kann. Die bahnbrechende Entdeckung der Subtypen könnte nun dabei helfen, maßgeschneiderte Strategien und Präventionen zu Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Dies sei besonders wichtig, um die steigende Zahl der Diabeteserkrankten zu senken: „Es ist von immenser Bedeutung, die Frühphase der Stoffwechselerkrankung weiter zu erforschen – auch angesichts der weiter steigenden Zahlen der Diabeteserkrankten“, ergänzt die Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft Professorin Dr. med. Monika Kellerer. Die Ergebnisse seien ein wichtiger Schritt in Richtung Präzisionsmedizin.
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