Infektionen der unteren Atemwege im frühen Kindesalter beeinflussen die Entwicklung der Lunge und ihre Gesundheit im Erwachsenenalter – diese Erkenntnis besteht bereits länger. Ob die Infektionen auch ein erhöhtes Risiko mit sich bringen, verfrüht zu sterben, ist bislang jedoch nicht untersucht worden. In der Fachzeitschrift „The Lancet“ wurde dazu aber nun eine Studie des University College London veröffentlicht, die sich mit genau diesem Thema auseinandersetzt.
Sinkt die Lebenserwartung?
Die Daten für die Untersuchung wurden vom Medical Research Council National Survey of Health and Development zur Verfügung gestellt. Im März 1946 wurden dazu die Geburtsdaten von ursprünglich 5.362 Personen in England, Schottland und Wales erhoben. Mit den Jahren verringerte sich die Anzahl der Teilnehmer allerdings auf letztendlich 3.589, da manche nicht mehr kontaktiert werden konnten oder auf Grund falscher Angaben ausgeschlossen werden mussten. 2019 waren von diesen Personen noch 2.733 am Leben und außerdem noch Bürger des Vereinigten Königreichs.
An ihnen wurde untersucht, ob eine Infektion der unteren Atemwege im Alter von unter 2 Jahren das Risiko erhöht, zwischen 26 und 73 Jahren an einer Atemwegserkrankung zu sterben. Das Auftreten einer Atemwegsinfektion wurde dazu von Erziehungsberechtigten gemeldet und die Todesfälle später dem zentralen Register der nationalen Gesundheitsbehörde entnommen. So konnten die Wissenschaftler die Daten anschließend mit dem durchschnittlichen Sterbealter im Rest des Landes vergleichen.
Verfrühtes Sterberisiko
Die Wahrscheinlichkeit früher an einer Erkrankung der Atemwege zu versterben, lag bei Personen, die im Alter von unter 2 Jahren an einer Infektion der Lunge erkrankt waren, deutlich höher. Teilweise war sie sogar fast doppelt so hoch wie beim Rest der Untersuchten. Um andere Einflüsse auszuschließen, wurden folgende Faktoren aus der Statistik herausgerechnet: der sozioökonomische Status der Kinder, das Geburtsgewicht, das Geschlecht und ob die Teilnehmenden im Alter zwischen 20 und 25 Jahren geraucht haben.
Zusätzlich zeigte die Studie, dass die frühen Atemwegsinfektionen auch andere Probleme mit sich bringen: Sie können zu einer erheblichen Einschränkung der allgemeinen Lungenfunktion, Asthma oder COPD führen. Grund dafür ist, dass sich die menschliche Lunge gerade während der frühen Kindheit noch stark entwickelt. Hat der Körper in diesem Zeitraum mit Infekten zu kämpfen, kann sich das auf das restliche Leben auswirken.
Appell an Mediziner
Erhielten Personen, die bereits im Alter von unter einem Jahr an einer Atemwegsinfektion erkrankten, keine medizinische Behandlung, so fand sich ein besonders hohes Risiko für einen verfrühten Tod. Daher ein Appell der Forscher: Viralen Infektionen sollte durch Impfungen vorgebeugt werden und bakterielle Infektionen möglichst bald mit Antibiotika behandelt werden. Damit könnten nicht nur verfrühte Todesfälle verhindert, sondern auch die generelle Lungengesundheit der Bevölkerung erheblich verbessert werden.
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