Phasen der Verzweiflung, Antriebslosigkeit oder Trauer sind den meisten Menschen bekannt und gehören gewissermaßen zum Leben dazu. Problematisch für die Gesundheit wird es allerdings, wenn belastende Gefühle zum Dauerbegleiter werden und eine ständig bedrückende Stimmung die Oberhand gewinnt. Depressionen sind mittlerweile das vierthäufigste Krankheitsbild weltweit. Immer mehr Personen leiden an der psychischen Erkrankung, hierzulande spricht man inzwischen sogar von einer Volkskrankheit. Forscher haben aber schon seit Längerem entdeckt, dass Depressionen möglicherweise mit Vitaminen vorgebeugt werden kann. Auch eine entsprechende Behandlung bereits bestehender Beschwerden sei denkbar.
Hemmstörungen als Ursache
Wie wichtig eine ausreichende Zufuhr an Vitaminen ist, konnte unter anderem die australische Victoria University in Melbourne in einer Studie nachweisen. Besonders ein Mangel an Vitamin B geht mit einem erhöhten Risiko für schwere psychische Erkrankungen einher. Denn B-Vitamine sind für die Erhaltung und Reparatur von körpereigenen Zellbestandteilen dringend notwendig und somit maßgeblich an der Zellregeneration beteiligt.
Funktioniert die Zellerneuerung nicht ordnungsgemäß, kann es zu Problemen bei der Hemmung von Botenstoffen im Körper kommen. So bewirkt eine Hemmstörung des Enzyms Monoaminooxidase einen übermäßigen Abbau der Monoamine Serotonin, Noradrenalin und Dopamin, was wiederum etliche neurologische und psychische Störungen auslösen kann. Auch das Krankheitsbild der Depression lässt sich auf diese Ursache zurückführen, da die oben angeführten Neurotransmitter nur im richtigen Verhältnis für Wohlbefinden und ein gutes Lebensgefühl sorgen.
Vitaminmangel verschlechtert Symptomatik
In der „Oxford Academy“ wurde bereits im Jahr 2016 eine klinische Studie veröffentlicht, bei der 110 schwerstdepressive Patienten während einer Behandlung mit dem Antidepressivum Fluoxetin gleichzeitig B-Vitamine verabreicht bekamen. Interessanterweise verbesserte sich die Wirkung des Antidepressivums mit einer höheren Konzentration der Vitamine Folat (synthetisch: Folsäure) und B12 im Körper. Außerdem zeigte sich, dass eine niedrigere Zufuhr der beiden Vitamine sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit einem erhöhten Auftreten depressiver Symptome zusammenhängt.
Kein Ersatz für Psychotherapie
Besonders für ältere Menschen, Vegetarier und Menschen mit Verdauungsstörungen ist die Nahrungsergänzung mit B-Vitaminen sinnvoll, da diese Personengruppen häufiger unter einer reduzierten Aufnahme von B12, B6 und Folat leiden. Das stellt möglicherweise ein höheres Risiko für das Auftreten von Depressionen dar. Das Forscherteam um Roberts sieht in ihrer Studie jedoch einen überzeugenden Beleg für die Schutzwirkung von B-Vitaminen. Bei jüngeren Menschen sind diese Effekte hingegen nicht nachgewiesen. Experten mahnen indes, dass weiterführende Forschungen und Studien notwendig sind, da die unsichere Forschungslage eine zielgerechte Behandlung derzeit unmöglich macht. Weiters können Nahrungsergänzungsmittel weder den Einsatz von Antidepressiva noch psychologische Therapie und Beratung ersetzen.
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