Ob für schwangere und stillende Frauen und vor allem für ihre Kinder ein größeres Covid-19-Risiko besteht, war lange nicht klar. Mit der anrollenden Impfkampagne drängt sich nun zusätzlich die Frage nach der Sicherheit der Impfung auf. Welche Risiken bestehen für werdende Mütter und ihre Babys?
Fachverbände empfehlen mRNA-Impfung
Zu diesem Thema der Covid-19-Impfung für schwangere und stillende Frauen veröffentlichten elf medizinische Fachverbände nun ein Update. Dazu gehörten der Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF), die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG), die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin e. V. (DGPM), die Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin e. V. (DGPGM) und die AG Geburtshilfe und Pränatalmedizin in der DGGG e. V. (AGG). In der Mitteilung sprechen sie sich für eine priorisierte Covid-19-Schutzimpfung mit einem mRNA-Präparat aus.
Erhöhtes Risiko für schweren Verlauf bei Schwangeren
Zu dem Ergebnis kamen die Fachverbände nach Auswertung der verfügbaren wissenschaftlichen Daten. So zeige die Datenlage, dass eine SARS-CoV-2-Infektion für Mutter und Kind ein ernsthaftes Risiko darstellen könne. „Wir betreuen bundesweit etwa 800.000 Schwangere pro Jahr. Eine Covid-19-Impfung ist für diese Gruppe besonders wichtig, weil erkrankte Schwangere prozentual häufiger schwere Krankheitsverläufe als gleichaltrige nicht schwangere Frauen zeigen“, erklärt Dr. Christian Albring, Präsident des BVF. Die Wahrscheinlichkeit, dass intensivmedizinische Betreuung benötigt wird, liegt bei Schwangeren sechsmal höher als bei Nicht-Schwangeren. Noch deutlicher sind die Daten bei der Sauerstoffversorgung: 23-mal häufiger war bei werdenden Müttern eine Beatmung notwendig.
Keine Gefahr durch Impfungen
Doch ist die Impfung für Schwangere und ihre Kinder sicher? Daten aus den USA sagen ganz deutlich: Ja. Den Fachverbänden zufolge zeigten systematische Nachbeobachtungen dort keinen einzigen Hinweis für höhere Risiken, weder für Mütter, noch für ungeborene Babys. Bei 4.700 geimpften schwangeren Frauen gab es keine vermehrten Komplikationen, Frühgeburten, Fehlbildungen oder Wachstumseinschränkungen der Säuglinge. Auch ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko oder ein Anstieg von Erkrankungen waren nach mRNA-Impfungen von Schwangeren bisher nicht zu beobachten.
Hohes Frühgeburtsrisiko bei Covid-19-Infektion
Anders sehen die Risiken bei einer Covid-19-Erkrankung aus, berichtet Prof. Dr. Anton J. Scharl, Präsident der DGGG: „Die Auswertung der wissenschaftlichen Daten zeigt uns, dass eine Impfung aller Schwangeren äußerst sinnvoll wäre. Denn allein das Frühgeburtsrisiko liegt bei Covid-19 positiv getesteten Frauen bis zu 80 Prozent höher als bei gesunden Schwangeren. Hinzu kommen zahlreiche weitere Risiken für die nicht geimpfte erkrankte Mutter und ihr ungeborenes Kind.“
Leihimmunität über Muttermilch
Die Impfung einer Mutter könne, sofern sie stillt, außerdem eine sogenannte Leihimmunität auf das Kind übertragen. „Da nachgewiesen ist, dass durch die Impfung gebildete Antikörper über die Muttermilch transportiert werden, sind gestillte Neugeborene durch eine Nestimmunität geschützt“, erklärt Prof. Dr. Ekkehard Schleußner, Vizepräsident der DGPM. Außerdem erklären die Fachverbände, dass – anders als häufig befürchtet – nach einer Impfung keine Stillpause eingelegt werden müsse. Die mRNA-Covid-19-Schutzimpfung sei auch für stillende Frauen und ihre Kinder absolut sicher.
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