Zuhause vor dem Bildschirm zu sitzen ist aus dem momentanen Alltag der meisten Menschen während des Lockdowns kaum wegzudenken. Wenn Arbeit und Freizeit jedoch nur noch vor dem Bildschirm stattfinden, kann sich eine Sucht entwickeln, die viele negative Folgen mit sich bringt.
Die Sucht nach dem Bildschirm
Das Smartphone begleitet uns ununterbrochen im Alltag und ist praktisch für vielerlei Tätigkeiten. Es hilft Termine zu organisieren, die Einkaufsliste aktuell zu halten, Freundschaften zu pflegen und es unterhält uns immer dann, wenn wir es wollen. Vor allem bei jüngeren Personen hat das Smartphone aufgrund seiner sozialen Komponente mittlerweile einen enorm hohen Stellenwert. Doch von den Geräten scheint auch ein hohes – und bislang wenig beachtetes – Suchtpotenzial auszugehen. Rund vier von zehn jungen Erwachsenen berichteten im Rahmen einer aktuellen Studie von Anzeichen einer Smartphone-Sucht. Die Studie wurden von Forschenden des King’s College London (England) durchgeführt. Die Forschenden kamen in der aktuellen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass 38,9 Prozent von 1.043 befragten Personen im Alter von 18 bis 30 Jahren Symptome einer Smartphone-Sucht aufweisen. Diese Sucht scheint mit negativen Effekten wie einer verschlechterten Schlafqualität einherzugehen.
Schlechterer Schlaf durch Smartphone-Nutzung
Die aktuelle Studie aus London hat unter anderem untersucht, inwiefern sich eine häufige Bildschirmnutzung auf den Schlaf auswirkt. Das Ergebnis der Untersuchung besagt, dass die Gruppe, in der Anzeichen einer Smartphone-Sucht vorlagen, auch von einer schlechteren Schlafqualität berichtete. Der Unterschied zu Personen ohne Symptome einer Handy-Sucht war jedoch nicht allzu groß: Von den Personen ohne Handy-Sucht berichteten 57,1 Prozent von Schlafproblemen, von den Personen mit Symptomen 67,7 Prozent.
Symptome einer Smartphone-Sucht
Der erste Blick am Tag und der letzte vor dem Schlafengehen liegt bei den meisten Menschen auf dem Smartphone. Die Smartphone-Sucht ist bislang keine anerkannte klinische Erkrankung, weswegen das Forschungsteam des King’s College London auch gezielt nach Diagnosemöglichkeiten suchte. Dazu entwickelten sie eine „Smartphone-Sucht-Skala“, die sie an über 1.000 jungen Menschen in Großbritannien testeten. Dabei zeigte sich, dass der Skala zufolge über ein Drittel der jungen Erwachsenen Anzeichen einer Handy-Sucht aufweisen. Symptome sind ein Kontrollverlust über die vor dem Smartphone verbrachte Zeit, empfundener Stress bei Nichtverfügbarkeit des Gerätes, sowie die Vernachlässigung von anderen Tätigkeiten, um mehr Zeit mit dem Handy zu verbringen. Viele der Probanden hatten bereits versucht, die Smartphone-Nutzung einzudämmen – jedoch ohne Erfolg.
Die Bildschirmzeit alleine ist nicht ausschlaggebend für eine Handy-Sucht. Eine häufige Smartphone-Nutzung ist nämlich keine Seltenheit: Rund ein Viertel der Befragten (24,7 Prozent) nutzte das Handy mehr als drei Stunden am Tag. Weitere 18,5 Prozent schauten sogar über fünf Stunden täglich auf ihr Smartphone. „Smartphones werden immer mehr zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres täglichen Lebens, und diese Studie ist ein wichtiger Schritt, um die Auswirkungen in Bezug auf dysfunktionale Nutzung und auf den Schlaf in der britischen Bevölkerung zu untersuchen“, betont Studienhauptautorin Samantha Sohn vom Institut für Psychologie, Psychiatrie und Neurowissenschaften (IoPPN) am King’s College London.
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