Die weltweit vorherrschende Antibiotikaresistenz stellt laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine der zehn größten Bedrohungen für die globale Gesundheit dar. Es besteht daher ein zunehmender Bedarf an neuen Lösungen, um resistente Bakterien zu bekämpfen und den Einsatz von Antibiotika zu verringern. Forscher der Chalmers University of Technology in Schweden entwickelten nun ein spezielles Spray, das diesem Problem entgegenwirken soll.
Verhängnisvolle Resistenzen
Antibiotika spielen im medizinischen Bereich eine zentrale Rolle – sie unterstützen unser Immunsystem bei der Bekämpfung von Bakterien, indem sie diese in ihrem Wachstum hemmen oder vollständig eliminieren. Durch unsachgemäße oder überproportionale Einnahme entwickeln Krankheitserreger allerdings vermehrt eine Resistenz gegen den Wirkstoff. Dies erschwert die Behandlung zahlreicher Infektionen und kann im schlimmsten Fall sogar dazu führen, dass diese unheilbar werden. Darüber hinaus begünstigen derartige Resistenzen die Ausbreitung von Infektionskrankheiten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, wodurch sich in weiterer Folge auch die Prävalenz in der Gesamtgesellschaft erhöht.
Effektives Mittel zur Prävention und Behandlung
Eine Methode, um Resistenzen entgegenzuwirken, besteht darin, neue Antibiotika zu entwickeln. Dies stellt für Experten jedoch eine große Herausforderung dar – der Großteil der leicht zugänglichen antibakteriellen Wirkstoffe findet nämlich bereits therapeutische Verwendung. Viele Mediziner setzen somit weiterhin auf etablierte Varianten und forschen an Methoden, um gegen resistente Keime vorzugehen. Die Entwicklung des innovativen Sprays stellt hierbei einen entscheidenden Forschungsschritt dar. Laut Angaben des Forschungsteams habe sich das Spray gegen zahlreiche Bakterienarten als effektiv erwiesen – auch gegen antibiotika-resistente Keime wie MRSA, welche eine Vielzahl an gefährlichen Infektionen hervorrufen können. Gleichzeitig sei das Spray dazu in der Lage, gesundheitsbedrohlichen Ansteckungen vorzubeugen, wodurch zukünftig weniger Antibiotika für Behandlungszwecke benötigt werden würden. Neben dem Abtöten antibiotikaresistenter Krankheitserreger eigne sich das Medizinprodukt darüber hinaus zur Pflege von tiefen Wunden, die besonders häufig von Bakterien befallen werden.
Gründliche Desinfektion
Außerdem können Mediziner das Spray direkt auf medizinischen Geräten und Implantaten einsetzen, um Infektionen zu vermeiden. Dies spielt insbesondere bei Blasenkathetern eine entscheidende Rolle, welche als eine der Hauptursachen für Krankenhausinfektionen gelten. „Obwohl die Katheter beim Auspacken steril sind, können sie beim Einführen in den Körper mit Bakterien kontaminiert werden, was zu einer Infektion führen kann. Ein entscheidender Vorteil dieser Beschichtung ist, dass die Krankheitserreger abgetötet werden, sobald sie mit der Oberfläche in Berührung kommen“, schildert Studienautorin Annija Stepulane. Das Infektionsrisiko wird somit erheblich verringert.
Antibakterielle Wirkstoffkombination
Das Spray setzt sich aus mikroskopischen Hydrogelpartikeln zusammen, welche bestimmte Peptide aufweisen. Durch diese Kombination werden Bakterien in kürzester Zeit wirkungsvoll eliminiert. Zudem gelang es den Forschern, eine Interaktion zwischen Peptiden und Körperflüssen herzustellen, was mit medizinischen Vorteilen einhergehen könnte. Zuvor wurden die Moleküle immer durch derartige Körperflüssigkeiten inaktiviert, wodurch deren Einsatz für therapeutische Zwecke erschwert wurde. „Die Substanz in diesem Wundspray ist völlig ungiftig und greift die menschlichen Zellen nicht an. Im Gegensatz zu bestehenden bakterientötenden Sprays hemmt es den Heilungsprozess des Körpers nicht“, erläutert Studienautor Edvin Blomstrand. Angesichts der vielversprechenden Wirkung des Sprays hofft das Team darauf, dass es bald in medizinischen Einrichtungen zum Einsatz kommt.
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