Jeden Tag beschäftigen wir uns mehrfach mit dem Thema „Essen“. Wir müssen entscheiden, was und wann wir im Laufe des Tages essen wollen und ob wir dies allein oder in Gesellschaft machen. Die Frage nach dem „was“ ist hierbei die Schwierigste. Es ist ganz natürlich, dass man beim Essen gewisse Vorlieben hat und einem manche Lebensmittel überhaupt nicht schmecken. Allerdings gibt es einige Menschen, die so viele Lebensmittel ablehnen, dass sich eine selektive Essstörung entwickelt.
Essstörungen im Kindesalter
Wenn Kinder ihre Ernährung selbst steuern würden, steht außer Frage, dass sie vorrangig Süßigkeiten essen und die Finger von diversen Gemüsesorten lassen würden. Das ist ein absolut normales Verhalten, aber dennoch ist es wichtig, dass vor allem Kinder lernen verschiedene Lebensmittel wenigstens zu probieren. Man sollte Kinder aber nie dazu zwingen etwas zu essen, was sie nicht wollen. Wenn man allerdings nachlässig ist und zu viele Ablehnungen zulässt, könnte sich schon bei Kindern eine langfristige selektive Essstörung entwickeln, die auch im Alter anhält. Eine selektive Essstörung ist dann gegeben, wenn der stark wählerische Lebensmittelkonsum so stark ausprägt ist, dass der Tagesbedarf diverser lebenswichtiger Stoffe nicht gedeckt werden kann und es zu Mangelerscheinungen kommt.
Wie man eine selektive Essstörung erkennt
Es gestaltet sich aber trotzdem sehr schwierig eine selektive Essstörung frühzeitig zu erkennen. Trotzdem sollte man aufmerksam werden, wenn folgende Verhaltensweisen zutreffen:
- Der Lebensmittelkonsum ist sehr einseitig und unausgewogen
- Eine starke Ablehnung von einem Nahrungsmittel verändert sich auch im Alter nicht
- Viele entwickeln eine Vorliebe für trockene, homogene Lebensmittel wie Toast
Dieses langfristige Verhalten führt zu Müdigkeit, Erschöpfungen, Untergewicht und einem Nährstoffmangel, der eine dauerhafte Schädigung diverser Organe auslösen kann.
Was die Psyche damit zu tun hat
Man darf die selektive Essstörung nicht mit einer Abneigung von gewissen Lebensmitteln verwechseln. Nur wenn jemand keinen Koriander mag, Kohlgemüse ablehnt oder kein Rindfleisch isst, ist dies noch keine Störung. Bei Menschen mit einer selektiven Essstörung geht die Abneigung viel tiefer und bereits der Gedanke an das Lebensmittel führt zu Übelkeit. Wenn diese weniger stark ausgeprägt ist, können Betroffene zwar an dem jeweiligen Essen riechen, wären aber nicht in der Lage es auch hinunter zu schlucken. Die sensorischen Merkmale, also die Farbe, der Geruch, die Konsistenz, etc. der Nahrung, können die starke Abneigung auslösen. Das kann an einer Störung der Sinnesverarbeitung liegen, was genetische Ursachen hat. Die häufigste Ursache einer selektiven Essstörung ist allerdings ein traumatisches Erlebnis, wie z.B. Koliken im Säuglingsalter, überempfindliche Geschmacksnerven und/oder das starke Verschlucken während des Essens.
Was man dagegen machen kann
Da die Genetik bei der Entstehung einer selektiven Essstörung eine Rolle spielt, ist die Behandlungsweise sehr komplex. Allerdings empfehlen Experten eine kognitive Verhaltenstherapie, um Impulse besser kontrollieren zu können und bessere rationale Entscheidungen treffen zu können. Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Methode, um psychische und seelische Erkrankungen ohne Medikamente zu behandeln. Außerdem können kleine Veränderungen der Zubereitung des Essens, wie z.B. Brat- statt Pellkartoffeln, zu einer Annäherung des Produkts führen. Grundsätzlich sollte man sich aber immer professionelle Hilfe holen, wenn man bei sich selbst oder anderen ein ungewöhnliches Essverhalten feststellt.
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