Das hochansteckende Coronavirus SARS-CoV-2 hält zahlreiche Länder rund um den Globus noch immer in Atem und seine vielzähligen Varianten lassen die Hoffnung, endlich am Ende dieser langen, schleppenden und beschwerlichen Reise angelangt zu sein, zusehends schwinden. Nun wurden in Großbritannien drei Fälle des Ebola-ähnlichen Lassa-Fiebers gemeldet, wobei darunter bereits ein Todesfall verzeichnet werden konnte. Droht Europa nach Corona in Form des Lassa-Fiebers also schon die nächste Pandemie? Oder schlugen britische Medien hohe Wellen um Nichts?
Lassa-Fieber – Epidemiologie und Symptome
Die Infektionskrankheit, die in Nigeria und mehreren anderen Ländern an der Westküste Afrikas sowie in Liberia und Guinea vorkommt, weist Ähnlichkeiten mit Ebola und dem Dengue-Fieber auf und zählt zu den sogenannten viralen hämorrhagischen Fiebern. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) konnte das Lassa-Virus bisher nur in westafrikanischen Tieren, wie z.B. der Vielzitzenmaus, aufgefunden werden. Die infizierten Nagetiere selbst erkranken nicht an dem Virus, können aber „lebenslang den Erreger in sehr hohen Konzentrationen ausscheiden“, so das RKI. Die Übertragung auf den Menschen erfolge zumeist durch kontaminierte Nahrungsmittel oder Gegenstände, die zuvor Kontakt mit Kot oder Urin der Nager hatten. Das Virus könne aber auch durch Hautverletzungen, angegriffene Schleimhäute oder infizierte Körperflüssigkeiten in den Körper gelangen. Im Falle einer Infektion ist dementsprechend auch die Übertragung von Mensch zu Mensch möglich, wobei die Weitergabe des Lassa-Fiebers sogar noch über Verstorbene nach deren Tod erfolgen kann.
Schätzungen zufolge sollen sich jährlich ca. 300.000 Menschen mit dem Lassa-Fieber infizieren, obgleich 80 Prozent der Infektionen mit einem milden, größtenteils sogar symptomlosen Verlauf einhergehen. Bei den restlichen Infizierten treten für Infektionskrankheiten typische Beschwerden wie z.B. Fieber, Hals- und Kopfschmerzen oder Husten auf. Im weiteren Verlauf kann es dann zu Übelkeit, Erbrechen oder Schleimhautblutungen der Erkrankten und bei Frauen zu Blutungen im Vaginalbereich und Krampfanfällen kommen. Zu den zusätzlichen Begleiterscheinungen einer Infektion zählen Orientierungslosigkeit, Taubheit oder Zittern. „Der Tod tritt im Durchschnitt 12 Tage nach Krankheitsbeginn im irreversiblen Schockzustand, unter anderem mit Organversagen, ein“, so das RKI. Dementsprechend sollte man sich bei Verdacht auf Lassa-Fieber unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.
Corona 2.0?
Großbritannien war in heller Aufruhr, als die englische Tageszeitung „Daily Mail“ und der Nachrichtensender BBC von den Infizierten berichteten – insbesondere der zu beklagende Todesfall löste eine Welle der Besorgnis im Gesundheitswesen und der Öffentlichkeit aus. Die Befürchtungen, dem Lassa-Fieber würde ein ähnlich hohes Gefahrenpotential wie SARS-CoV-2 innewohnen, sind aufgrund der Erlebnisse der vergangenen zwei Jahre nicht unbegründet. Wie die UK Health Security Agency (UKHSA), die britische Gesundheitsbehörde, mitteilte, könne das Risiko, überhaupt an der Infektion zu erkranken, für die restliche Bevölkerung als „sehr gering“ eingestuft werden.
„Fälle von Lassa-Fieber sind im Vereinigten Königreich selten und es verbreitet sich nicht leicht zwischen Menschen. Das Gesamtrisiko für die Öffentlichkeit ist sehr gering“, so Dr. Susan Hopkins, leitende medizinische Beraterin der UKHSA gegenüber der „Daily Mail“. Dem Berater für Infektionskrankheiten am Royal Free London, Dr. Sir Michael Jacobs, zufolge, sei die Bedrohung, sich mit dem Lassa-Virus zu infizieren, für Menschen, die in endemischen Gebieten Westafrikas mit hohen Nagetierpopulationen leben, am größten. Importierte Fälle anderswo auf der Welt wären eine Seltenheit, die im Falle des Falls fast ausschließlich bei Menschen, die in Endemiegebieten in Hochrisikoberufen arbeiten, auftreten würden. Das Risiko, nach Corona in die nächste Pandemie zu schlittern, ist somit gebannt – vorerst. Von größter Notwendigkeit wäre vor allem ein Umdenken hinsichtlich der Prävention von Zoonosen und damit einhergehend dem Verhältnis von Mensch und Natur, um epidemische sowie pandemische Ausbrüche wie COVID-19 in Zukunft verhindern zu können.
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