Wer an die Vogelgrippe denkt, hat in erster Linie eine Tierkrankheit vor Augen. Obwohl diese Erkrankung hauptsächlich für Hühnervögel zur Gefahr wird, ist ein schwerer Krankheitsverlauf für Menschen dennoch nicht gänzlich auszuschließen. Forscher berichten nun, welche Personengruppen sich vor dieser Zoonose in Acht nehmen sollten.
Wie entwickelt sich die Krankheit?
Der Begriff Aviäre Influenza definiert eigentlich eine Viruserkrankung bei Vögeln, welche durch den Virustyp A/H5N1 hervorgerufen wird. Ursprünglich befielen die Krankheitserreger ausschließlich Tiere, doch inzwischen besteht auch für Menschen unter bestimmten Bedingungen eine Infektionsgefahr. Wie bei der normalen Grippe erfolgt die Übertragung meist durch die Inhalation viruslastiger Staubpartikel. Einen weiteren Übertragungsweg bilden die sogenannten Schmierinfektionen, bei denen die Keime über eine Berührungskette weitergeleitet werden.
Vorsicht ist vor allem bei intensivem Kontakt mit erkrankten Tieren geboten. Doch auch bei der Beseitigung infizierter Kadaver oder beim Umgang mit kontaminierten Tierprodukten liegt ein erhöhtes Erkrankungsrisiko vor. Nach der Infektion macht sich die Krankheit häufig durch Halsschmerzen, Kurzatmigkeit, Fieber und Husten bemerkbar. In weiterer Folge kann es zu Durchfall und Erbrechen kommen. Schwere Verläufe zeichnen sich durch akute Lungenkomplikationen aus.
Auf Symptome bei Geflügel achten
Um sich als Nutztierhalter effektiv zu schützen, ist es wichtig die Krankheitssymptome bei Geflügel rechtzeitig zu erkennen. Insbesondere Hühner und Truthähne gelten als gefährdet für gravierende Verläufe. Wie beim Menschen leiden auch Vögel meist unter Atemkomplikationen und grünlichem Durchfall. Darüber hinaus verliert das Gefieder den natürlichen Glanz und Kamm sowie Kehllappen nehmen eine bläuliche Verfärbung an. Im Fall einer Erkrankung legen die Tiere ein lethargisches Verhalten an den Tag, was sich negativ auf die Legeleistung auswirkt. Bei gravierenden Verläufen befallen die Viren das zentrale Nervensystem des Geflügels, was in unkoordinierten Bewegungen und einer abnormalen Kopfhaltung resultiert. Ab einer erhöhten Mortalität sollte unbedingt der zuständige Amtstierarzt kontaktiert werden.
Genmutation begünstigt Krankheitsauftreten
Die globale Coronapandemie gilt als Paradebeispiel dafür, wie schnell sich Tierkrankheiten auf den Menschen übertragen können. Ein internationales Forschungsteam untersuchte nun im Rahmen einer Studie, welche Faktoren eine Vogelgrippe-Erkrankung begünstigen oder verhindern. Bisher war es in medizinischen Kreisen noch unklar, warum gewisse Personengruppen für die sogenannte Geflügelpest prädestiniert zu sein scheinen. Nun gelang es Forschern jedoch eine Mutation der MX1 Gene als ausschlaggebenden Risikofaktor zu entschlüsseln. Diese Genexpression spielt eine zentrale Rolle bei der Abwehr potenziell schädlicher Pathogene, denn sie kodiert den antiviralen Eiweißstoff MxA. Bereits in früheren Studien gelang es Wissenschaftlern zu belegen, dass dieses Abwehrprotein die Ausbreitung aviärer Influenza-Viren effektiv einschränkt. Die kürzlich entdeckten Genveränderungen dieses Eiweißes beeinträchtigen die aviären Abwehrfähigkeiten jedoch massiv.
„Die laborbasierten Ergebnisse unserer vorangegangenen Arbeiten deuteten bereits darauf hin, dass MxA bei der Abwehr von Vogelgrippeviren eine wichtige Rolle spielen könnte. Allerdings fehlten bisher Beweise aus der menschlichen Bevölkerung, dass MxA tatsächlich solch eine Schlüsselfunktion im Menschen zukommt“, erläutert Dr. Laura Graf, Molekularmedizinerin am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg.
Mehr Sicherheit dank Testmöglichkeiten
Die erzielten Studienergebnisse veranschaulichen, dass für Träger passiver MxA ein erhöhtes Risiko besteht, sich mit aviären Viren anzustecken. Darüber hinaus verdeutlichen die Resultate die Bedeutung des Genschutzfaktors MX1 bei der Prävention von Vogelgrippeausbrüchen. Obwohl die identifizierten Mutationen nur äußert selten auftreten, tragen sie dennoch dazu bei, Risikogruppen zukünftig besser zu schützen. Personen, die regelmäßigen Umgang mit infiziertem Geflügel haben, sollte in Zukunft die Möglichkeit geboten werden, sich auf derartige Genveränderungen testen zu lassen.
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