Im Kampf gegen Krebs gibt es unterschiedliche Behandlungsansätze – bislang bewährten sich vor allem Strahlen- und Chemotherapien sowie Tumoroperationen. Ein deutsches Forschungsteam legte nun jedoch den Fokus auf eine natürliche Form der Krankheitsbehandlung und erzielte vielversprechende Ergebnisse.
Eisenstoffe gegen Krebs
Im Rahmen eines Forschungsprojektes untersuchten Fachleute des Georg-Speyer-Hauses in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Frankfurt sowie der Goethe-Universität Frankfurt wie sich die gezielte Förderung einer sogenannten Ferroptose auf die Wirksamkeit von Immunbehandlungen gegen Darm- und Leberkrebsmetastasen auswirkt. Unter Ferroptose verstehen Mediziner eine bestimmte Form des programmierten Zellsterbens, welche durch die Ansammlung spezieller Eisenstoffe namens Lipidperoxide verursacht wird. Diese Form des Zelltods spielt eine wichtige Rolle bei Entwicklungsprozessen sowie bei der Elimination mutierter Zellen.
Krebszellen blockieren Immunfunktion
Die Forscher vermuten, dass Ferroptose ihr therapeutisches Potenzial insbesondere bei Immunbehandlungen entfalten könnte: Hierbei wird das körpereigene Immunsystem auf unterschiedliche Art und Weise angeregt, um Krebszellen gezielt entgegenzuwirken. Bei diesem Therapieansatz spielen T-Zellen eine entscheidende Rolle, da sie dazu in der Lage sind entartete Zellen effektiv zu eliminieren. Die Immunzellen verfügen jedoch auch über sogenannte Immun-Checkpoints, durch die das Immunsystem die Aktivität der T-Zellen maßgeblich einschränken kann. Dieser Prozess wird durch spezielle Eiweißstoffe ermöglicht, die sich an die Immunzellen binden. Einige Tumorzellen sind allerdings ebenso dazu in der Lage die benötigten Proteine zu produzieren und alarmierte T-Zellen somit unschädlich zu machen. Um diese Reaktion zu verhindern, wird eine Immuntherapie zumeist mit medikamentösen Interventionen kombiniert.
Vermehrt Komplikationen bei Leberkrebstherapie
Leider stellt sich der Arzneimitteleinsatz nicht immer als zielführend heraus – vor allem bei der Therapie von Leberkrebs hält sich der Behandlungserfolg in Grenzen. Neben Proteinen, welche die Schutzfunktion der T-Zellen deaktivieren, werden bei Leberkrebs nämlich auch sogenannte Myeloide-Suppressorzellen stimuliert, welche die Immunreaktion zusätzlich abschwächen. Diese Komplikationen könnten jedoch dank gezieltem Einsatz der Ferroptose zukünftig verhindert werden: Laut den Wissenschaftlern sei es durch das programmierte Zellsterben möglich, die T-Zellen vor schädlichen Interaktionen mit den Tumorzellen zu bewahren und deren Schutzfunktion somit aufrechtzuerhalten.
Effektive Kombinationsbehandlung
Das Forschungsteam ergründete die Auswirkungen der Ferroptose anhand von Mäusen. Den Versuchstieren wurde ein Ferroptose-Aktivator, ein Immun-Checkpoint-Blocker sowie eine weitere Substanz verabreicht, welche die Stimulation von Myeloide-Suppressorzellen verhindert. Das Experiment lieferte wertvolle Erkenntnisse – die Kombinationstherapie erwies sich nicht nur gegen Lebertumore als effektiv, sondern schränkte darüber hinaus die Ausbreitung streuender Darmtumor-Metastasen ein. Lediglich beim ursprünglichen Darmkrebs führten die Untersuchungen nicht zum erhofften Behandlungserfolg.
Therapieerfolg bislang auf Leber beschränkt
Die Experten vermuten, dass der Therapieerfolg insbesondere auf die Mikroumgebung der Leber zurückzuführen sei und nicht vom Ursprungstumor beeinflusst werde. Daraus ziehen die Fachleute den Schluss, dass sich die innovative Kombinationsbehandlung bei Leber-Metastasen jeder Krebsart als wirksam herausstellen könnte. „Mit dieser neuen Kombinationstherapie greifen wir das Immunsystem von drei Seiten an“, konkludiert Erstautorin der Studie Dr. Claire Conche. Die Behandlung führe nicht nur zur Reaktivierung krebsbekämpfender T-Zellen, sondern auch zur Beseitigung sämtlicher Hindernisse, die den natürlichen Prozess einschränken.
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