Über 210 Millionen bestätigte Covid-19-Infektionen sind der Weltgesundheitsorganisation WHO bisher gemeldet worden; etwa zehn bis 20 Prozent der Betroffenen leiden nach der Infektion am sogenannten „Long Covid“. Eine offizielle Definition des Krankheitsbildes lag nicht vor – bis jetzt.
Definition „Long Covid“
Lange galt „Long Covid“ schlicht und ergreifend als eine mysteriöse Ansammlung verschiedener Symptome, die eine gewisse Zeit nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 auftraten. – und das, obwohl sogar stolze zehn bis 20 Prozent der Patienten nach durchgemachter Coronavirus-Infektion darunter leiden. Nun hat die Weltgesundheitsorganisation endlich eine offizielle Definition von Long Covid herausgegeben, die in Zukunft die Erkennung und Behandlung des Krankheitsbildes vereinfachen könnte: Laut WHO kann es innerhalb von etwa drei Monaten nach der Infektion mit dem Coronavirus zu Long Covid kommen, Symptome halten dann mindestens zwei Monate an und inkludieren oft Erschöpfung, Kurzatmigkeit und kognitive Beeinträchtigungen. Dies hat meist negative Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen. Die Symptome können entweder neu entstehen, nach überstandener Covid-19-Erkrankung wiederkehren oder seit Beginn der Krankheit auftreten. Besonders problematisch kann Long Covid auch bei einem asymptomatischen Verlauf sein, da sich Betroffene plötzlich etwa erschöpft und antriebslos fühlen, ohne zu wissen, dass sie überhaupt an Covid-19 erkrankt waren.
Selbst sieben Monate nach der Infektion
Bisher gab es zwar keine offizielle Definition von Long Covid, die Forschung bemühte sich jedoch bereits um eine gewisse Eingrenzung der zahlreichen Symptome. Eine Studie aus dem Journal Lancet untersuchte die Daten von über 3.700 Menschen mit bestätigter oder vermuteter Covid-19-Erkrankung, deren Symptome sich über 28 Tage erstreckt hatten. Bei neun von zehn Betroffenen dauerte es mehr als 35 Wochen, bis eine Besserung eintrat. Die häufigsten Symptome nach einem halben Jahr waren Erschöpfung, Unwohlsein nach Anstrengung sowie kognitive Beeinträchtigung. Darüber hinaus fanden die Forscher heraus, dass 85 Prozent der Teilnehmenden Rückfälle erlitten – insbesondere nach körperlicher Aktivität oder mentaler Anstrengung und Stress. Außerdem reduzierte fast die Hälfte (45 Prozent) ihre Arbeitszeit während dieser Phase; 22 Prozent waren wegen ihrer Krankheit überhaupt nicht in der Lage zu arbeiten. Die Studie gibt auch an, dass kognitive Beeinträchtigungen und Gedächtnisprobleme bei 88 Prozent der Patienten und in allen Altersgruppen auftraten. Selbst sieben Monate nach der Erstinfektion litten viele von ihnen noch an einigen dieser Symptome und konnten nicht zu ihrem normalen Arbeitsmaß zurückkehren.
Schnellere Diagnosen
In einer Meta-Analyse merkten Forscher an, dass Ärzte Bescheid über die Symptome, Zeichen und Biomarker einer zurückliegenden SARS-CoV-2-Infektion wissen müssten, um Long Covid Einhalt zu gebieten. Dies würde auch das Risiko chronischer Beschwerden verringern. In der Analyse entdeckten Forscher, dass Menschen mit bestätigter Covid-19-Erkrankung noch zwei Wochen nach der Infektion mindestens ein Symptom aufwiesen. Die häufigsten Beschwerden waren auch hier Erschöpfung und neurologische Beeinträchtigungen, darüber hinaus Geruchsverlust und Lungenprobleme.
Möglicherweise wird die offizielle Definition von Long Covid nun dazu beitragen, die Krankheit öfter und schneller diagnostizieren zu können. Dadurch könnte es auch Ärzten leichter fallen maßgeschneiderte Therapiemöglichkeiten zu empfehlen und damit chronische Schäden bei Long-Covid-Patienten zu verhindern.
Was meinen Sie?