Die Anzahl der Personen, die im Home-Office arbeiten und mehr Zeit im Eigenheim verbringen, ist seit Beginn der Corona-Pandemie extrem stark gestiegen. Das bestätigen seit geraumer Zeit auch Paket-Dienstleister, die mit einem immer höheren Aufkommen an Sendungen zu kämpfen haben. Doch wie sieht es eigentlich um die Ansteckungsgefahr durch Gegenstände aus? Kann man sich so das Virus in die eigenen vier Wände holen? Antworten zu diesem Thema hat die Cleveland Clinic kürzlich in einem aktualisierten Beitrag veröffentlicht.
Direkte Übertragung am häufigsten
Experten nehmen bisher an, dass die Übertragung von SARS-CoV-2 primär über Tröpfcheninfektion stattfindet. Persönliche Kontakte zu Mitmenschen, die unter einem Abstand von zwei Metern erfolgen, sind daher besonders risikoreich. Deshalb ist „Social-Distancing“ noch immer eine der effektivsten Maßnahmen im Kampf gegen das Virus, betont auch die Klinik. Möglich sind jedoch Ansteckungen, wenn kontaminierte Oberflächen oder Gegenstände berührt werden und danach Nase, Mund oder Augen mit der verunreinigten Hand in Kontakt kommen. In der Fachsprache wird dann von einer Schmierinfektion gesprochen. Diese Form der Ansteckung sei aber eher die Ausnahme und könne durch eine optimale Handhygiene effektiv minimiert werden.
Studien erzeugen Verunsicherung
Einige Bedenken gibt es durch vergangene Studien, die dem SARS-CoV-2-Virus eine gewisse Überlebensresistenz auf Oberflächen bescheinigten. So kann es unter Umständen für Stunden oder sogar Tage ohne einen menschlichen Wirt überleben. „Aber besteht dadurch die Möglichkeit, dass Personen auf die Weise erkranken? Das ist die einzig wichtige Frage und ich denke die Antwort ist nein“, entgegnet Dr. Kirstin Englund, Spezialistin für Infektionskrankheiten an der Cleveland Clinic. Auch wenn derartige Nachrichten immer wieder kursierten, sei es doch eine zu vernachlässigende Gefahr: „Es gibt wenige dokumentierte Fälle von Menschen, die durch kontaminierte Oberflächen Covid-19 bekommen haben“, so Englund weiter.
Kein Grund penibel zu werden
Weiters wird empfohlen alle berührungsempfindlichen Oberflächen mindestens einmal täglich zu reinigen. Dazu gehören beispielsweise Türgriffe, Schalter, Hebel und Arbeitsplatten. Zur Desinfektion genügt schon normales Spülmittel, um etwaige vorhandene Viren auszumerzen. Sollte eine Person im Haushalt an Covid-19 erkrankt sein, sollte aber Desinfektionsmittel zum Einsatz kommen, da die Viruslast dann erhöht sein kann. Aber auch wenn die regionale Inzidenzrate auf ein hohes Niveau ansteigt, wird eine gründlichere tägliche Reinigung empfohlen. Dasselbe gilt bei Nicht-Einhaltung der Maskenpflicht durch die Bevölkerung in der Region oder der Handhygiene durch andere Mitglieder im Haushalt. Sollten sich Familienmitglieder im Haushalt befinden, die zur Risikogruppe gehören, sollte ebenfalls gründlicher geputzt werden.
Wenn es an der Tür klingelt
Online-Shopping wird in Zeiten der Pandemie immer wichtiger und ermöglicht zudem Unternehmen, die von der Pandemie betroffen sind, ihre Produkte und Dienstleistungen weiter anzubieten. Das bringt den Vorteil für den Endkunden, dass der in Pandemiezeiten riskante persönliche Kontakt beim Shopping wegfällt. Dabei gibt es aber immer wieder Bedenken, wie lange SARS-CoV-2 auf Oberflächen wie Transportkartons überleben kann. Auslöser ist unter anderem eine vergangene Studie, die auf Kartonboxen noch nach 24 Stunden intakte Viruszellen finden konnte. Bedenkt man jedoch, wie lange ein Paket in der Regel unterwegs ist, nämlich mehrere Tage, kann diese Möglichkeit ausgeschlossen werden, bestätigt auch Dr. Englund und empfiehlt weiter: „Falls Sie dennoch Bedenken haben sollten, ist es am naheliegendsten die Kartonbox zu öffnen, danach die Hände zu waschen, den Inhalt rauszunehmen, die Box zu entsorgen und danach wieder die Hände zu waschen.“ So sinke das Infektionsrisiko weiter gegen Null.
Komm rein, bring Corona herein
Das alte Sprichwort für Gastfreundschaft „Komm rein, bring‘ Glück herein“ bekommt in Pandemiezeiten leider einen bitteren Nachgeschmack. Denn wie erwähnt findet im persönlichen Kontakt die häufigste Übertragung von Coronaviren statt, wodurch Besucher jeglicher Art das Virus einschleppen können. Dabei muss aber nicht einmal die Person selbst erkrankt sein, sondern könnte etwa kontaminierte Gegenstände mit sich führen, die dann in Folge zur Ansteckung führen. Auch spielt der Infektionsverlauf eine große Rolle, da die restliche Virenlast im Körper nach überstandener Krankheit mitunter noch zu einer Übertragung auf andere Personen führen kann. Hinzu kommt der mitunter symptomlose Verlauf von Covid-19, wodurch sich manche Infizierte einer vorhandenen Infektion womöglich gar nicht bewusst sind.
Kontakte stark begrenzen
Generell wird empfohlen Kontakte zu Mitmenschen so gering wie möglich zu halten. Teilweise verhindern strikte Maßnahmen der Politik, sogenannte Lockdowns, jegliche Treffen ohnehin. Doch selbst wenn die Maßnahmen gelockert werden, ist ein vorsichtiger Umgang weiterhin angebracht, bis sich die Situation endgültig entspannt. Bei Zusammenkünften sollte daher unbedingt die Zahl der Gäste limitiert werden, damit keine „Corona-Party“ – legal oder illegal – daraus wird. Neben Einhaltung der Abstandsregeln muss zusätzlich unbedingt der Mund-Nasen-Schutz getragen werden, da ansonsten eine Ansteckung durch Aerosole erfolgen kann. Besonders risikoreich sind daher unbelüftete Innenräume, in der sich mehrere Personen befinden. Ebenso dürfen Utensilien, wie zum Beispiel Gläser und Besteck, nicht miteinander geteilt werden.
Wie sieht es mit Nahrungsmitteln und dem eigenen Körper aus?
Virenzellen können sich theoretisch fast überall anhaften, entscheidend ist aber die Art und Weise, wie sie letztendlich in den Körper gelangen und diesen erfolgreich infizieren. Wie erwähnt erfolgt bei SARS-CoV-2 am häufigsten die Tröpfchen- und Schmierinfektion, wodurch eine Übertragung mit Lebensmitteln zwar nicht wahrscheinlich, aber auch nicht auszuschließen sei. Wer also auf Nummer sicher gehen will, kocht lieber selbst und nur für sich. Ähnlich sieht es bei Bedenken um Virenzellen auf der Haut aus: Erst wenn die Übertragung auf eine der empfänglichen Regionen erfolgt, kann eine Ansteckung die Folge sein. Übertriebene Körperhygiene ist daher nicht zielführend, wenn es um den Schutz vor Covid-19 geht. Händewaschen hingegen kann nicht zu oft passieren, vor allem wenn immer wieder der Kontakt mit vermeintlich-kontaminierten Flächen oder Gegenständen erfolgt. Um die Haut dadurch nicht zu überstrapazieren, gibt es mittlerweile einige Produkte, die zudem einen Balsam enthalten.
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