In Zeiten des Homeoffice sitzen wir meist noch länger am Schreibtisch als sonst. Dabei gilt zu langes Sitzen mittlerweile als ähnlich schädlich wie Rauchen, wenn auch auf andere Art und Weise. Abwechslung zum Schreibtischstuhl bietet der vor allem in der Meditation und im Yoga vorkommende Schneidersitz. Doch ist das Sitzen mit gekreuzten Beinen nicht ungesund? Diese Frage lässt sich nicht ganz eindeutig beantworten.
Im Schneidersitz die Körperhaltung verbessern
Der deutsche Begriff Schneidersitz ist nach dem Beruf des Schneiders benannt. Dieser saß früher häufig mit überkreuzten Beinen auf dem Tisch, was beim Arbeiten mit dem Stoff einige Vorteile bot. Aber auch in vielen anderen Kulturen fand und findet der Schneidersitz auch heute noch Anwendung – unter anderem als Meditationshaltung etwa im Yoga. Grundsätzlich ist der Schneidersitz eine sehr gesunde Haltung. Wie so oft gilt jedoch, es nicht zu übertreiben. Denn zu langes Sitzen kann tatsächlich die Durchblutung stören und die Kniegelenke belasten.
Das Um und Auf für einen gesunden Schneidersitz ist eine aufrechte Haltung mit geradem Rücken. Richtig durchgeführt stärkt er die Rücken- und Bauchmuskulatur und verbessert damit die Körperhaltung. Er lockert und entspannt zudem die Hüftmuskulatur: Die Hüftgelenkbeuger werden gedehnt, was bei regelmäßiger Übung zu höherer Flexibilität und Beweglichkeit führt. Bei richtiger Ausführung sollten Sie die Dehnung in den Innenseiten der Oberschenkel, in der Leistengegend sowie in den Hüftgelenken spüren.
Schneidersitz, aber richtig!
Um die Vorteile des Schneidersitzes zu nutzen, sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Am besten am Boden durchführen. Beine überkreuzt anwinkeln, den Fuß unter dem jeweils gegenüberliegenden Knie positionieren.
- Aufrechte Haltung: Becken nach vorne schieben, Bauchnabel leicht einziehen, den Kopf gerade über der Brust ausrichten.
- Schultern leicht zurücknehmen, Brustraum öffnen.
- Tief atmen.
Positive Wirkung auf die Psyche
Im Yoga wird der Schneidersitz auch Sukhasana („Easy Pose“) genannt. Die Haltung stärkt Körper und Geist und eignet sich ideal, um abzuschalten und seine innere Balance zu finden. Bei einer einfachen Übung in der „Easy Pose“ geht es darum, die ganze Aufmerksamkeit auf den Atem zu lenken. Damit kann bei regelmäßiger Integration in den Alltag ein meditativer und tiefenentspannter Zustand erreicht werden. Der Atem fließt freier, Blockaden werden gelöst und gleichzeitig schöpfen wir neue Energie. Auch zu einer besseren Konzentration und erhöhter Kreativität kann diese Übung beitragen.
Hilfsmittel sind erlaubt
Gut Ding braucht Weile: Wenn Sie die Haltung zu Beginn als unangenehm empfinden, weil Ihre Hüften noch steif sind, können Sie eine gefaltete Decke oder ein Meditationskissen zur Unterstützung verwenden. Platzieren Sie dieses so unter Ihrem Gesäß, dass das Becken leicht nach vorne kippt und der Rücken gerade ist. Bei schwacher Rückenmuskulatur macht sich der untere Rücken bald bemerkbar. Damit Sie trotzdem einen aufrechten Oberkörper bewahren, hilft es, sich an die Wand zu lehnen. Dabei sollte die Wand jedoch nur unterstützend wirken und nicht das gesamte Gewicht an sie abgegeben werden.
Vorsicht bei Gelenkproblemen
Personen mit Arthrose sollten auf den Schneidersitz lieber verzichten. Denn falsch durchgeführt belastet er die Gelenke zusätzlich, da das Gewicht des Oberköpers auf die unteren Gliedmaßen wirkt. Bei längerem Sitzen könnte außerdem der Blutfluss gestört werden und die Beine „schlafen ein“. Zudem sind mitunter Rückenschmerzen die Folge, wenn Sie nicht aufrecht sitzen. Wenn Sie im Schneidersitz Schmerzen in den Knien empfinden oder es für Sie schwierig ist, überhaupt in diese Position zu kommen, sollten Sie der Ursache nachgehen. Denn mitunter könnte dies ein Hinweis auf einen beschädigten Meniskus sein.
In diesem Video erfahren Sie, wie Sie mit einfachen Übungen für Zuhause Ihre Haltung verbessern können:
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