Menschen mit chronischen Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich können von Yoga und Physiotherapie stark profitieren – diese beiden Behandlungsmethoden erwiesen sich im Vergleich am wirkungsvollsten, wie eine aktuelle Studie zeigt. Außerdem: Aufgeschlossenheit und andere Faktoren können den Erfolg einer Behandlung bedeutend beeinflussen.
Studie von 299 Teilnehmenden
Eine Studie am Boston Medical Center untersuchte 299 Teilnehmer mit chronischen Rückenschmerzen. 12 Wochen lang wurden sie jeweils mit Yoga, Physiotherapie oder durch Selbsttherapie auf Basis schriftlicher Anleitung behandelt. Ziel der Studie war es, Faktoren zu ermitteln, die dabei eine Rolle spielen, ob eine Person besser oder weniger gut auf eine bestimmte Behandlungsmethode anspricht.
Drei verschiedene Behandlungsmethoden
Die Behandlung mit Yoga umfasste eine wöchentliche 75-minütige Gruppen-Session und inkludierte verschiedene Positionen des Hatha Yoga, Entspannungs-, Atems- und Meditationsübungen sowie Yogaphilosophie. Die Teilnehmenden wurden außerdem ermutigt, 30 Minuten täglich zuhause zu üben und bekamen das dafür nötige Material dazu.
Die Physiotherapiesitzungen fanden in 12 Einzelterminen zu je 60 Minuten statt. Die Behandlung erfolgte mittels behandlungsbasierter Klassifizierungsmethode und die durchgeführten Übungen wurden beaufsichtigt. Zusätzlich erhielten die Teilnehmenden schriftliche Anweisungen und Material, um zuhause weiter zu üben.
Die Selbstbehandlungs-Intervention basierte auf einem Handbuch für Rückenschmerzen, in dem Selbstmanagement-Strategien beschrieben sind, wie zum Beispiel Dehnen und Strecken, Kräftigen sowie auch die Rolle von psychologischen und sozialen Wirkungsfaktoren.
Yoga und Physiotherapie wirkten besser
Alle Teilnehmenden sprachen besser auf Yoga und Physiotherapie an als auf Selbsthilfe. Einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Methoden gab es nicht, sie wirkten sich gleichermaßen positiv auf die Rückenschmerzen aus.
Besserer Erfolg bei Schmerzmitteln und Aufgeschlossenheit
Ein größerer Effekt zeigte sich dabei bei Personen, die bereits Schmerzmittel einnahmen und keine Angst hatten, dass Bewegung ihre Rückenschmerzen noch verschlimmern würde. Bei denjenigen hingegen, die Angst vor Bewegung hatten, sprach die Behandlung weniger gut an.
Weiters zeigte Yoga deutlich mehr Wirkung bei Personen, die der Methode gegenüber offen waren und eine positive Erwartungshaltung hatten. Außerdem: Selbst gegenüber der Physiotherapie könnte Yoga für aufgeschlossene Menschen ein größeres Potenzial bieten, ihre Rückenschmerzen zu mildern.
Sozioökonomischer Status hat großen Einfluss
Die untersuchten Personen waren überwiegend Menschen mit einem Einkommen unter dem Durchschnitt, was häufig mit medizinischer Unterversorgung verbunden wird. Insgesamt sprachen 39 Prozent der Teilnehmenden auf eine der drei Behandlungsarten an. Die Ergebnisse stimmen mit bestehenden Forschungen überein, dass ein niedriger sozioökonomischer Status, diverse Komorbiditäten (Begleiterkrankungen), Depressionen oder Rauchen den Erfolg der Schmerzbehandlung verringern können.
Die Menschen, auf welche die Behandlung ansprach, hatten im Vergleich einen höheren Bildungsabschluss, ein höheres Einkommen, zeigten weniger depressive Symptome und konnten besser mit Schmerz und Stress umgehen. Damit zeigte sich ein klarer Vorteil dieser Gruppe, ihre Schmerzen erfolgreich zu behandeln.
Positive Einstellung verbessert Therapieresultat
Die Studie unterstreicht den Effekt, den die mentale Haltung auf den Heilungsprozess haben kann. Sowohl in die positive als auch die negative Richtung scheint Psychosomatik eine wichtige Rolle zu spielen.
Die Untersuchung zeigt: Ängste können die Heilungschancen bedeutend beeinflussen. Gleichzeitig hat eine positive Erwartungshaltung bezüglich der Behandlung und ihres Erfolgs auch positive Auswirkungen auf die tatsächliche Behandlung.
Fazit: Von chronischen Rückenschmerzen Betroffene könnten von einem multidisziplinären Zugang profitieren, indem sowohl Yoga als auch Physiotherapie als Behandlungsmethoden eingesetzt werden. Dies sei besonders dann wirksam, wenn die Betroffenen bereits Schmerzmittel einnehmen, so das Resümee der Forschungsgruppe.
Katrin Maier
03.05.2021 09:31Vielen Dank für diesen Beitrag über Rückenschmerzen und Physiotherapie. Meine Tante hat lange Zeit an Rückenschmerzen gelitten und hat vor kurzem mit einer Physiotherapie angefangen. Es geht ihr inzwischen viel besser. Interessant, dass der sozioökonomische Status großen Einfluss hat.