Der Sommer steht vor der Tür und viele freuen sich auf Ausflüge in die Natur. Wer sich jedoch ohne ausreichend Schutz ins Grüne begibt, setzt sich einem erhöhten Infektionsrisiko aus. In Büschen, hohem Gras oder im Dickicht lauern nämlich vor allem bei höheren Temperaturen potenzielle Krankheitserreger: Zecken.
Folgen: Gerötete Haut bis Organbefall
Eine der verbreitetsten Krankheiten durch Zeckenbisse ist die Lyme-Borreliose, welche durch Borrelien-Bakterien ausgelöst wird. Nicht jede Zecke trägt diese Erreger allerdings in sich. Dennoch drohen bei einer Infektion schwerwiegende Krankheitsverläufe. Da sich die Bakterien für gewöhnlich lokal im Gewebe vermehren, macht sich die Krankheit häufig durch eine sich vergrößernde Hautrötung an der Einstichstelle bemerkbar. Diese sogenannte Wanderröte wird oft durch grippale Beschwerden wie Kopf- oder Gliederschmerzen begleitet. Bei manchen Patienten kontaminieren die Borrelien jedoch auch den Blutkreislauf und befallen auf diese Art und Weise verschiedene Organe. Im Falle einer Neuro-Borreliose dringen die Bakterien ins Nervensystem ein, wodurch die Gefahr besteht, dass sich Nervenwurzeln und Rückenmark entzünden. In schlimmeren Fällen kann die Borreliose in Lähmungen und Empfindungsstörungen resultieren.
Hirnhautentzündung durch Zeckenbiss
Jeder Zeckenstich geht mit dem Risiko einer Frühsommer-Meningoenzephalitis einher. Hierbei handelt es sich um eine akute Entzündung der Hirnhaut, welche sich auf Gehirn und Rückenmark ausbreiten kann. Obwohl nicht jeder Kontakt mit Zecken eine Infektion verursacht, kann eine Ansteckung mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen einhergehen. Zwischen dem Zeckenbiss und dem Auftreten von Symptomen vergehen normalerweise ein bis zwei Wochen. Beschwerden zeigen sich nämlich erst, wenn die Bakterien das Gehirn erreichen. Auch bei dieser Erkrankung ähneln die Symptome meistens einer Grippe: Glieder- und Kopfschmerzen sowie Fieber läuten oft die erste Krankheitsphase ein.
Bei ungefähr 50 Prozent der Betroffenen entwickelt sich im Verlauf des zweiten Krankheitsstadiums eine Hirnhautentzündung, welche sich insbesondere durch Nackenstarre, Lichtempfindlichkeit, Schwindel und Erbrechen äußert. Sobald die Viren in das Gehirn vordringen, häufen sich die Komplikationen: Die Bewegungskoordination sowie das Bewusstsein werden beeinträchtigt, Lähmungen treten auf und die Beeinträchtigung der Hirnzellen kann das Sprach- und Hörvermögen einschränken.
Zeckeninfektionen auf dem Vormarsch
Im Jahr 2020 erreichte die Zahl der FSME-Fälle in Deutschland ihren Höchstwert: 748 Menschen infizierten sich mit dem Virus. Laut Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter der Abteilung für Virologie und Rickettsiologie am Institut für Mikrobiologie in München, hätten mehrere Faktoren zu dieser hohen Infektionszahl beigetragen: Die Zeckenpopulation sei im Vergleich zum Vorjahr signifikant gestiegen, wodurch sich folglich auch die Zahl jener Tiere erhöhte, die das FSME-Virus in sich tragen. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass sich aufgrund der Coronamaßnahmen viele Personen im Grünen aufgehalten haben. Im Gegensatz zu den erfassten FSME-Erkrankungen würden Prof. Dobler zufolge bedauerlicherweise keine verlässlichen Daten bezüglich der Borreliosezahlen vorliegen. Dies liege daran, dass die Krankheit in den meisten Fällen klinisch und nicht mikrobiologisch diagnostiziert wird. Dennoch geht der Mediziner aufgrund der erhöhten Zeckenpopulation davon aus, dass eine Korrelation zwischen den Zahlen beider Infektionskrankheiten bestehe.
Welche Gebiete sind besonders betroffen?
Durch Zecken übertragene Infektionen sind vor allem im süddeutschen Raum dominant. Hierzu zählen insbesondere Thüringen, Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Südhessen. Diese Regionen werden vom Robert Koch Institut als Risikogebiete eingestuft, da innerhalb von fünf Jahren mehr als eine FSME-Infektion pro 100.000 Einwohner gemeldet wurde. In diesen Gebieten besteht aufgrund der steigenden Zeckenzahl ebenfalls ein erhöhtes Borrelioserisiko. Vereinzelt treten jedoch auch Fälle in anderen Bundesländern auf. Aus diesem Grund sollten sich Einheimische in keinem Gebiet Deutschlands in absoluter Sicherheit wiegen.
Verlässlicher Schutz durch FSME-Impfung
Den zuverlässigsten Schutz vor FSME-Viren bietet die FSME-Impfung. Die Ständige Impfkommission legt dieses Vakzin vor allem jenen Personen nahe, die sich in Risikogebieten aufhalten oder viel Zeit im Freien verbringen. Damit der Körper ausreichend Immunität entwickeln kann, sind insgesamt drei Injektionen erforderlich. Um zu Beginn der Zeckensaison im April geschützt zu sein, ist es ratsam, bereits im Winter mit den Impfungen zu beginnen. Nachdem eine Grundimmunisierung gegen die Erreger erreicht wurde, empfiehlt es sich, alle drei Jahre eine Auffrischungsimpfung in Anspruch zu nehmen.
So können Zeckenstiche vermieden werden
Gegen Borreliose gibt es aktuell keinen zugelassenen Impfstoff. Wer einer Erkrankung vorbeugen möchte, sollte deshalb geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen. Hohes Gras und Unterholz sollten Naturliebhaber so gut wie möglich meiden, denn hier fühlen sich Zecken besonders wohl. Durch die richtige Kleidung können die Blutsauger allerdings effektiv abgewehrt werden. Lange Ärmel und Hosen sowie Gummistiefel erschweren es den Parasiten nämlich auf die Haut zu gelangen. Spezielle Sprays helfen nicht nur gegen Mücken, sondern halten einem auch Zecken vom Leib.
Trotz sämtlicher Schutzmaßnahmen kann ein Zeckenstich dennoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Aufgrund dessen ist es ratsam, nach jedem Aufenthalt in der Natur den Körper gründlichst auf Zecken zu untersuchen. Da die Parasiten warme Hautstellen bevorzugen, sollten vor allem Kniekehlen sowie der Bauch- und Brustbereich abgesucht werden.
Lisa Schmidt
04.11.2021 10:13Mein Bruder ist schon früh eine Borreliose bekommen und es hat ihn oft sehr belastet. Bei ihm hat es auch ungefähr zwei Wochen gebraucht, bis die ersten Symptome aufgetreten sind. Deswegen war es mir umso wichtiger als ich im Juni einen Zeckenbiss hatte, sofort zu einer Borreliendiagnostik zu gehen, um eventuelle Risiken zu minimieren oder auszuschließen.