Zunehmend höhere Temperaturen sorgen dafür, dass sich Zecken immer weiter ausbreiten. Die Träger der gefährlichen Borrelia-Bakterien sowie der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Viren sind keine willkommenen Gäste bei der Gartenparty oder dem Waldspaziergang – trotzdem begegnen uns immer mehr davon. Forscher vermerkten bereits im Jahr 2018 deutschlandweit eine Rekordzahl an Zecken im Umlauf. Die Parasiten übertragen durch ihre Bisse jene Krankheitserreger, die potenziell zu Hirnhautentzündungen oder der Lyme-Borreliose-Krankheit führen können. Die Angst, selbst betroffen zu sein, wächst – zurecht?
Das Wichtigste zur Zecke
Zecken sind kleine Spinnentiere, die als Milbenart zu den blutsaugenden Ektoparasiten zählen. Sie sind vor allem bekannt dafür während des Frühsommers bei milden Temperaturen Mensch und Tier das Leben schwer zu machen. Zu dieser Zeit findet man sie in der Regel auf der Körperhaut, nachdem man einen sonnigen Tag im Park oder im Wald verbracht hat. Dürre Sommer und warme Winter, die aufgrund des Klimawandels immer häufiger auftreten, sorgen seit einigen Jahren jedoch dafür, dass Zecken immer öfter das ganze Jahr über aktiv bleiben. Das liegt nicht nur daran, dass Zecken bei höheren Temperaturen eine größere Überlebenschance haben – es ist auch dem Fakt geschuldet, dass Wirttiere im Winter mehr Nahrung finden und sich somit besser vermehren können. Für die Parasiten bedeutet das ein größeres Angebot an potenziellen Wirten, durch die sie ihr Überleben und ihre Vermehrung sichern.
2020 Rekordjahr für Borreliose und FSME
In Deutschland werden jährlich etwa 10 Millionen Menschen von Zecken gebissen. In den meisten Fällen kommt es bei Betroffenen lediglich zu einer Rötung der Haut sowie Juckreiz. Lyme-Borreliose und FSME zählen daher zu den eher seltenen Folgen eines Zeckenbisses. 2020 war laut Robert Koch Institut dennoch ein Rekordjahr für Borreliose mit 2.632 registrierten Fällen allein in Berlin-Brandenburg. Borreliose beschreibt einen Überbegriff für sämtliche bakterielle Infektionskrankheiten, welche durch Borrelien ausgelöst werden. Dabei ist die in Mitteleuropa bekannteste Form der Krankheit die Lyme-Borreliose. Was am Anfang oft unentdeckt bleibt und meist mit Gelenk- und Muskelschmerzen einhergeht, kann in den schlimmsten Fällen zu einer Entzündung des Gehirn und Rückenmarks führen.
Neben dem vermehrten Vorkommen von Zecken gibt es auch andere Erklärungsversuche für die ungewöhnlich hohe Zahl an Borreliose-Fällen: Auch die Corona-Pandemie soll dabei eine Rolle spielen. „Meine Vermutung: In den letzten Jahren waren die Zecken nicht so aktiv, aber die Menschen waren mehr als früher im Grünen. Die Exposition der Menschen ist ein wichtiger Faktor“, meint der Berliner Biologe und Zeckenexperte Dr. Olaf Kahl. Laut ihm habe die Pandemie dafür gesorgt, dass sich mehr Menschen im Wald aufgehalten haben und somit auch anfälliger für Zeckenbisse waren.
Wird auch der Norden zum Risikogebiet?
Eine weitere Gefahr durch Zecken ist die Infektion mit FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Im Gegensatz zur Borreliose ist dies eine Virusinfektion, die im schlimmsten Fall zu einer Gehirnhautentzündung (Meningoenzephalitis) führen kann. Die Chance einer Erkrankung nach einem Zeckenbiss gilt als sehr gering, es sei denn, man befindet sich in einem Risikogebiet. Als solche hat das Robert Koch Institut in den letzten Jahren vermehrt vor allem Orte in Süddeutschland deklariert. Allerdings steigt die Tendenz seit Kurzem auch in nördlichen Gebieten. „In Regionen mit einer Seehöhe von 500 oder 700 Metern haben Zecken jetzt auch FSME. Das könnte durch das Klima bedingt sein“, sagt Dr. Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Auch für FSME gab es 2020 mit 704 registrierten Erkrankungen ein Rekordjahr. Dr. Dobler meint ebenfalls, dass dies mit der Pandemie und dem veränderten Verhalten der Menschen zusammenhängen könnte. Jenen, die über eine zukünftig größere Gefahr durch FSME besorgt sind, gibt er aber Entwarnung: „Es gibt keine Korrelation zwischen der Zahl der Zecken und der Zahl der durchseuchten Zecken.“ so Dober.
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