Schon seit den 1920er Jahren ist die sogenannte Phagentherapie bekannt und auch bereits großräumig angewendet worden, unter Anderem in Georgien. Bei Phagen handelt es sich um besondere Viren, die sich an Bakterien heften und diese abtöten. Daher sind sie eine mögliche Option bei bakteriellen Infektionen, gegen die Antibiotika nichts ausrichten können. Bisher gab es jedoch ein Hindernis bei der Anwendung: Die Behandlung verläuft relativ unkontrolliert und die Konsequenzen waren nicht immer vorhersehbar. Die kontrollierte Phagentherapie soll dieses Problem aber aus der Welt schaffen.
Antibiotika-Ära neigt sich dem Ende zu
Wissenschaftler der Universität von Kalifornien (UC Santa Barbara) haben eine kontrollierte Version der Phagentherapie kreiert, welche gegen resistente Bakterien wirkt und keine ungewollten Begleiteffekte hervorruft. Die neue Behandlungsmethode wurde vor Kurzem in dem renommierten Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences“ präsentiert.
Der Druck auf Grund Antibiotika-resistenter Krankheitserreger wird immer größer, denn die Resistenzen nehmen immer weiter zu. Zur selben Zeit gibt es immer weniger Mittel, um die Krankheiten zu bekämpfen. Resistente Organismen vermehren sich so schnell, dass die Forschung nicht hinterherkommt – ein Wettlauf gegen die Zeit. Nun sprechen Mediziner und Forscher jedoch schon über das Ende der Antibiotika-Ära und das auf Grund der altbekannten Bakteriophagen. Das Forschungsteam widmete sich dieser natürlichen Art von Viren, die sich eigenständig auf Bakterien niederlässt und diese zerstört. Die Phagentherapie wurde in Europa und der ehemaligen Sowjetunion bereits vor hundert Jahren angewendet, wird allerdings nur als letzter Ausweg bei bakteriellen Infektionen gesehen.
Bakteriophagen sind komplexe Angelegenheit
Zu der bisherigen Problematik der Phagentherapie zählt unter anderem die unvollständige Charakterisierung der Biologie der Phagen. Bei einer Behandlung kann es zu ungewollten Folgen kommen. Dies liegt an der raschen Evolution und Reproduktion der Phagen. Zudem gibt es die Gefahr, dass die Viren Toxine übertragen. Aus diesen Gründen war eine Phagentherapie bislang ein unvorhersehbares „Glücksspiel“.
Um diese Herausforderung anzugehen, wurde nun die kontrollierte Form der Phagentherapie geschaffen. Die Wissenschaftler schafften es die Bakteriophagen so einzusetzen, dass sie nur gewisse Bakterien besiedeln und das verbleibende Mikrobiom nicht schädigen. Mithilfe einer Kombination aus Goldnanostäbchen und Nah-Infrarotlicht konnten sogar multiresistente Bakterien ohne Antibiotika zerstört werden. Phagen mit Goldnanoröhren, die sogenannten „Phanorods“, wurden auf Bakterien auf In-vitro-Kulturen von Säugetierzellen gegeben. Werden die Nanostäbchen durch Nah-Infrarotlicht angeregt, wird die Energie des Lichts in Wärme umgewandelt. Dadurch kommt es lokal zu sehr hohen Temperaturen.
Angst vor Überbesiedelung ist unbegründet
Laut der Untersuchung genügt diese Wärme, um die Bakterien plus die Phagen zu vernichten. Auf diese Weise wird eine Dosierungskonstrolle ermöglicht und die Phagen können sich nicht übermäßig vermehren. Im Labor konnten so schon E.coli-Bakterien, sowie Bakterien vom Typ P. aeruginosa und V. cholerae erfolgreich abgetötet werden. Darüber hinaus sind die Phagen auch gegen X. campestris wirksam, ein Bakterium, das Pflanzen faulen lässt.
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