Bluthochdruck zählt zu den Volkskrankheiten und findet auch in Deutschland starke Verbreitung. Etwa jeder Zweite ab einem Alter von 60 Jahren ist von erhöhten Blutdruckwerten betroffen. Meist treten diese in Begleitung eines metabolischen Syndroms auf. Das führt in Folge zu weiteren schweren Erkrankungen, wie beispielsweise Herzinfarkten und Schlaganfällen. Eine ausgewogene Diät, die mit einer Fastenkur verbunden wird, kann dem jedoch entgegensteuern. Was diese Ernährungsumstellung bei Patienten mit metabolischem Syndrom bewirkt, haben Berliner Forscher des Experimental and Clinical Research Center (ECRC) in einer aktuellen Studie präsentiert.
Effekte der Ernährung genauer untersucht
Etwa jede vierte Person in Deutschland ist von einem metabolischen Syndrom betroffen. Prägnant für dieses tödliche Quartett ist eine Kombination aus Adipositas, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus. Zur Linderung des Syndroms und dessen Erkrankungen kann neben Sport auch eine kalorienarme und gesunde Ernährung eine Besserung erwirken. Häufig ist aber eine medikamentöse Behandlung als Ergänzung notwendig. Noch nicht vollständig geklärt war bisher, welche Effekte die Ernährung auf das Mikrobiom im Darm von Betroffenen hat. „Eine Umstellung auf gesundes Essen wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus“, fasst Dr. Andras Maifeld vorerst die Ergebnisse zusammen. „Geht der Diät eine Fastenkur voraus, verstärkt sich dieser Effekt sogar noch.“
Immunsystem reagiert auf Nahrungsumstellung
Bei der Studie unterzogen sich 71 Probanden mit metabolischem Syndrom und erhöhtem systolischen Blutdruck einer Ernährungsumstellung. Nach dem Zufallsprinzip wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt. Beide Gruppen ernährten sich nach der Leitlinie der DASH-Diät (Dietary Approach to Stop Hypertenson), die ebenfalls eine Senkung des Blutdrucks zum Ziel hat. Vor allem viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte, Fisch und mageres weißes Fleisch sind bezeichnend für diese Art der „Mittelmeerdiät“. Um den Einfluss des Fastens nachzuweisen, erhielt eine der Gruppen fünf Tage vor der Diät keine feste Nahrung mehr. Bei ihnen fand man letztendlich die festgestellten Veränderungen: „Das angeborene Immunsystem bleibt während des Fastens stabil, während sich das adaptive Immunsystem herunterfährt“, schildert Maifeld.
Langfristig positive Veränderung der Darmflora
Auffällig war ebenso, dass die Anzahl der entzündungsfördernden T-Zellen abnahm, während regulatorische T-Zellen sich im Gegensatz dazu vermehrten. Das zeigt einen zusätzlichen gesundheitsfördernden Effekt bei dieser Art der Nahrungsumstellung. Weiters untersuchte das Forscherteam anhand von Stuhlproben die Auswirkungen des Fastens auf die Darmflora. Auch hier förderte die ballaststoffreiche Ernährung eine bessere Verstoffwechselung von kurzkettigen Fettsäuren, die begünstigend auf das Immunsystem wirken. Das Fasten führe außerdem zu einer positiven Veränderung der gesundheitsfördernden Bakterien im Körper, was sich senkend auf den Blutdruck auswirke. Dabei bleiben die Bakterienstämme sogar langfristig bestehen, selbst wenn das Fasten beendet wird.
Fasten wichtiger als gedacht
„Bei den Probandinnen und Probanden, die mit einer fünftägigen Fastenperiode in die gesunde Ernährung eingestiegen sind, blieben der Body Mass Index, der Blutdruck und der Bedarf an blutdrucksenkenden Medikamenten dauerhaft niedriger“ stellt Studienautor Prof. Dominik Müller fest. Denn wird die blutdrucksenkende Tablette einmal vergessen, kann ein rapider Anstieg des Blutdrucks schnell die Folge sein. Das unterstreicht zudem die Sinnhaftigkeit von Fasten in Kombination mit einer gesunden Diät. Nachfolgende Analysen mithilfe von künstlicher Intelligenz schlossen noch dazu den Einfluss blutdrucksenkender Medikamente aus, was einen weiteren Nachweis für die positive Auswirkungen lieferte.
Ballaststoffreiche und fettarme Diäten mit Fasten beginnen
Daher empfehlen die Forscher bei ballaststoffreichen, fettarmen Diäten zuerst mit einer Fastenkur zu beginnen, berücksichtigt man die neuen Erkenntnisse der Studie. Denn manchmal befinden sich zu wenig Bakterien in der Darmflora, die die Ballaststoffe in weiterer Folge verarbeiten können. „Die Betroffenen haben oft das Gefühl, dass sich der ganze Aufwand nicht lohnt und fallen in alte Muster zurück“, ergänzt Studienautorin Dr. Sofia Forslund. Vorangegangenes Fasten kann in diesem Fall eine besonders gute Stütze sein, um die Darmflora auf die kommende Ernährungsumstellung vorzubereiten. „Das Fasten wirkt wie ein Katalysator für die schützenden Mikroorganismen im Darm. Die Gesundheit verbessert sich sichtbar sehr schnell, die Patienten können ihre Medikation reduzieren oder oftmals ganz auf Tabletten verzichten“, betont Forslund. Daher sollte bei auftretenden Verdauungsproblemen zuerst diese Vorgehensweise probiert werden, bevor die Flinte endgültig zurück ins Korn geworfen wird.
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