Neben der Corona-Impfung gibt es auch eine andere Impfung, die immer noch nicht ausreichend genutzt wird: die HPV-Impfung. Wie Experten nun warnen, ist die Impfquote gegen Humane Papillomviren (HPV) erschreckend niedrig. Im schlimmsten Fall können die Viren Gebärmutterhalskrebs auslösen. Um aufzuklären und die Bevölkerung zum Impfen anzuregen, sind speziell Schulen und Pädiater gefragt.
Deutsche Krebshilfe warnt
Anlässlich der Nationalen Krebspräventionswoche Mitte September meldete die Deutsche Krebshilfe eine „erschreckend niedrige Impfrate“ – viel zu wenige Menschen nehmen die Impfung gegen Humane Papillomviren in Anspruch. Weniger als die Hälfte der 15-jährigen Mädchen und nur ein verschwindend geringer Anteil an Jungen sei gegen HPV geimpft, obwohl erst bei einer Impfquote von 80 Prozent das volle Potenzial der Impfung ausgeschöpft werden kann. Kritisiert wird vor allem, dass an den Schulen im Zuge der Sexualkunde nicht ausreichend über das Impfangebot und die Auswirkungen von HPV gesprochen wird. Denn die Impfmotivation könne durch das Wissen enorm gesteigert werden, wie Evaluationen dazu bereits gezeigt haben. Laut Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Krebshilfe, fehlen Deutschland bislang vor allem spezielle Strukturen und Strategien, um Kinder und Eltern an die Impfung zu erinnern.
HPV ist weit verbreitet
HPV-Viren zählen zu den am häufigsten sexuell übertragenen Viren der Welt. Was viele nicht wissen: Die meisten sexuell aktiven Menschen infizieren sich mindestens einmal im Leben mit HPV. Einige dieser Viren sind für die Bildung von gutartigen Feigwarzen an den Genitalien verantwortlich, andere wiederum sind maßgeblich an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und weiteren Krebserkrankungen im Geschlechtsbereich beteiligt – sowohl bei Männern, als auch bei Frauen. Übertragen werden die krebsauslösenden HPV-Viren meist durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt beim Geschlechtsverkehr. Im Jahr 2017 gab es in Deutschland laut statistischem Bundesamt 14.500 Frauen, die mit der Diagnose Gebärmutterhalskrebs in einem Krankenhaus behandelt wurden. Gebärmutterhalskrebs zählt damit zu den dritthäufigsten Krebserkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Die Infektion mit HPV verläuft dabei in der Regel meist unbemerkt, kann aber auch zu Zellveränderungen, Krebsvorstufen und schließlich Krebs führen.
So früh wie möglich – der beste Zeitpunkt zum Impfen
Da es bereits beim ersten Geschlechtsverkehr zu einer Infektion mit HPV kommen kann, wird eine frühzeitige Impfung empfohlen – im Optimalfall noch vor dem Beginn der sexuellen Aktivität. Auch eine bessere Immunantwort spricht für eine möglichst frühzeitige Impfung. Aus diesem Grund hat die deutsche Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut die Empfehlung ausgesprochen alle Mädchen und Jungen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren gegen humane Papillomviren zu impfen. Aber auch Frauen und Männer, die älter als 17 Jahre alt sind, können im Einzelfall je nach Lebensführung von einer HPV-Impfung profitieren. Eine bundesweite Impfempfehlung für Frauen und Männer ab 18 Jahren gibt es in Deutschland allerdings zum aktuellen Standpunkt noch nicht.
Wichtige Hinweise
- Eine Impfung gegen HPV schützt zuverlässig; es kann in den ersten sieben Jahren von einem sicheren Schutz ausgegangen werden.
- Geimpfte Jugendliche sollten dennoch zusätzlich immer Kondome verwenden, um sich vor anderen sexuell übertragbaren Viren, wie dem humanen Immunschwäche-Virus HIV und Geschlechtskrankheiten zu schützen.
- Frauen sollten trotz der Impfung ab 20 Jahren das Angebot der Krebs-Früherkennungsuntersuchung für Gebärmutterhalskrebs wahrnehmen, weil ein Teil der humanen Papillomviren, die Krebs verursachen, durch die Impfung nicht erfasst wird.
- Weitere Informationen zur HPV-Impfung finden Sie auf der Website der Deutschen Krebshilfe oder beim Robert-Koch-Institut.
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