Harninkontinenz, auch bekannt als Blasenschwäche, ist eine weit verbreitete Krankheit. Besonders Ältere und Frauen sind häufig betroffen, es kann aber auch genauso junge Menschen und Männer treffen. Allein in Deutschland leiden etwa 8 bis 10 Millionen Menschen an der Blasenschwäche, weltweit sind es sogar um die 200 Millionen. Bis zu einem Viertel der deutschen Frauen ist betroffen. Damit ist Harninkontinenz beim weiblichen Geschlecht die häufigste chronische Krankheit. Bei den Männern sind hingegen 11 Prozent betroffen – immer noch eine beachtliche Zahl. Doch trotz der vielen Betroffenen sprechen die Wenigsten darüber, da es sich gewissermaßen um ein Tabuthema handelt.
Unangenehm und peinlich?
Grundsätzlich äußert sich Inkontinenz dadurch, dass es den Menschen schwerer fällt ihren Harn- beziehungsweise Stuhldrang zu kontrollieren. Stuhlinkontinenz ist hingegen weniger verbreitet, nur 4 Prozent der Deutschen leiden darunter. Die Studie „Mythos Inkontinenz“ bestätigt: Der Irrglaube, Inkontinenz sei eine typische Seniorenkrankheit, ist bei der Hälfte der Befragten vertreten. 37 Prozent sind der Meinung, nahezu ausschließlich über 65-jährige seien gefährdet. Damit ist klar: Jüngere Betroffene haben es nicht leicht – nachvollziehbar, wenn man das gesellschaftliche Bild der Erkrankung bedenkt.
Kein „Seniorenleiden“
Die häufigste Ursache für Inkontinenz ist eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur. Nach einer Schwangerschaft haben viele Frauen genau dieses Problem: Ihre Muskulatur im Bereich des Beckenbodens ist geschwächt. Dies kann in jeder Altersgruppe der Auslöser für eine Blasenschwäche sein. Bei Männern kann hingegen irgendwann die Prostata auf die Blase drücken – diese vergrößert sich mit zunehmendem Alter. Weitere altersunspezifische Auslöser sind Übergewicht, Stress, Nervenleiden, ständige Blasenentzündungen und Diabetes.
Verschiedene Formen von Inkontinenz
Die wohl am häufigsten auftretende Form der Inkontinenz ist die Belastungsinkontinenz. Dabei verlieren Betroffene bei körperlicher Anstrengung Harn. Passieren kann dies dann etwa beim Husten, Niesen, Lachen, Heben oder Sport. Bei einer Dranginkontinenz tritt hingegen völlig willkürlich Harndrang auf und ist nicht kontrollierbar. Darunter fallen die sensorische sowie motorische Inkontinenz: Bei der sensorischen handelt es sich um eine „überempfindliche Blase“, die Ursachen dafür reichen über Blasenentzündung bis hin zu einer vergrößerten Prostata bei Männern. Die motorische, „überaktive Blase“ hingegen wird anderweitig verursacht, beispielsweise durch Krankheiten wie Demenz, Parkinson oder Schlaganfall. Belastungs- und Dranginkontinenz können auch gemeinsam auftreten. Dies wird als Mischinkontinenz bezeichnet.
Hilfe bei Blasenschwäche
Die gezielte Stärkung des Beckenbodens ist unverzichtbar, um die Blasenschwäche in Angriff zu nehmen. Dafür hilft nur eins: Training. Denn mit speziellen Beckenbodenübungen wird der Verschlussmechanismus der Blase gestärkt. Wichtig dabei ist, kräftigende und entlastende Übungen zu kombinieren, um die Muskeln zu stärken und zu dehnen – auch jene, die den Beckenboden entlasten. Weiterhin kann man etwas nachhelfen, indem man weniger harntreibende Nahrungsmittel und Getränke konsumiert. Dazu zählen beispielsweise bekanntlich entwässernde Nahrungsmittel wie Tomaten, Gurken, Karotten, Alkohol und Koffein. Wie bei jeder anderen Krankheit gilt auch hier: Je früher man Anzeichen erkennt und handelt, umso besser kann man der Erkrankung entgegenwirken. Daher ist es so wichtig, die Tabuisierung von Inkontinenz aufzulösen und das Thema somit – in allen Altersgruppen – öffentlich aufzugreifen.
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