Schmerzen, Entzündungen, Muskelspannungen – diese Beschwerden sind wohl jedem bekannt. Um diese Komplikationen zu lindern, ist es bekanntlich hilfreich auf Eisbeutel, Kältesprays oder kühle Kompressen zurückzugreifen. Doch die gesundheitliche Wirkungskraft der Kälte reicht noch viel weiter. Wofür können wir sie also noch einsetzen und was ist dabei zu beachten?
Wie funktioniert Kryotherapie?
Unter Kryotherapie versteht man eine medizinische Behandlungsmethode mittels Kälte. Bei dieser Therapie unterscheidet man zwischen zwei unterschiedlichen Verfahren: Während die lokale Kältetherapie nur auf einem bestimmten Körperteil angewendet wird, fokussiert sich die Ganzkörpertherapie auf die Abkühlung des gesamten Körpers. Während der Kältebehandlung verengen sich die Blutgefäße. Durch die verlangsamte Blutversorgung wird folglich die Einlagerung von Flüssigkeit reduziert. Im Rahmen längerer Behandlungen verringert sich auch das Schmerzempfinden und Entzündungs- sowie Stoffwechselprozesse werden gehemmt. Obwohl das Heilverfahren zu Beginn zu einer erhöhten Muskelspannung führt, nimmt sie im Verlauf der Behandlung zunehmend ab. Dies hilft nicht nur gegen Muskelverspannungen und Verkrampfungen, sondern kann zusätzlich zur Schmerzlinderung beitragen.
Kältetherapie gegen Gesundheitsbeschwerden
Die Anwendungsbereiche der Kältetherapie sind vielfältig. Die lokale Kryobehandlung eignet sich vor allem zur Behandlung von Hauterkrankungen oder Wucherungen wie beispielsweise Warzen oder Akne. Der kühlende Effekt wirkt allerdings auch bei akuten Verletzungen wie Knochenbrüchen, Zerrungen oder Prellungen schmerzstillend. Sogar die Entwicklung von Hautkrebs und Tumoren kann durch den Einsatz extremer Kälte eingeschränkt werden. Die Kälteanwendung erfolgt bei diesem Verfahren in Form von Kältepackungen, Eisabreibung, Kryosonden oder Kältesprays. Aufgrund der entzündungshemmenden, muskellockernden Wirkung profitieren insbesondere Betroffene von Entzündungen, chronischen Schmerzen oder einem eingeschränkten Bewegungsapparat von einer Ganzkörper-Kältetherapie. Hierbei begeben sich Betroffene für zwei bis drei Minuten in eine Kältekammer mit bis zu minus 120 Grad Celsius. Eine Alternative stellt das sogenannte Eistauchbad dar, bei dem sich Patienten für mehrere Minuten ein bis zwölf Grad kaltem Wasser aussetzen.
Leistungssteigerung durch Kälte
Die Therapieform überzeugt nicht nur im Gesundheitsbereich, sondern erfreut sich auch unter Sportlern immer größerer Beliebtheit. Durch die niedrigen Temperaturen wird der Kreislauf angeregt, wodurch physische Energie und Kraft gefördert werden. Obwohl sich Aufwärmübungen nach wie vor als effizient erweisen, wird ebenfalls durch die Abkühlung der Blutgefäße ein leistungssteigernder Effekt erzielt. Durch diese Praktik werden sowohl Verletzungen und Anspannungen therapiert, als auch Muskeln regeneriert. Die Intensität und Dauer der Therapie sollte man jedoch in jedem Fall zuvor ärztlich abklären.
Kryotherapie als Alternative zur Fettabsaugung?
Da Fettzellen empfindlich auf niedrige Temperaturen reagieren, wird diese Kältebehandlung vermehrt als nicht-operative Alternative zur Fettabsaugung angeboten. Bei dieser Methode wird das Fettgewebe etwa eine Stunde mit einem speziellen Apparat auf bis zu Minus 11 Grad herabgekühlt. Durch die unterbrochene Blutversorgung werden Adipozyten eliminiert und vom Körper abgebaut. Allerdings sollte man anmerken, dass sich Fettzellen trotz erfolgter Behandlung innerhalb kurzer Zeit wieder an anderen Körperstellen bilden können. Außerdem handelt es sich hierbei um ein relativ kostspieliges Verfahren, welches noch nicht durch Langzeitstudien getestet wurde.
Kältebehandlung als Hausmittel
Gewisse Kältebehandlungen können auch ohne ärztliche Aufsicht zur schnellen Abhilfe bei akuten Beschwerden dienen. Bei Prellungen oder Verstauchungen lindern beispielsweise in Stoff eingewickelte Eiswürfel oder ein kalt-feuchtes Tuch Schmerzen und helfen zusätzlich Schwellungen vorzubeugen. Außerdem kann man Kopfschmerzen, Erschöpfung oder niedrigem Blutdruck durch Kälte entgegenwirken. Kalte Wickel erweisen sich ebenso als effektives Mittel, um Fieber zu senken. Die feuchte Kühle verdunstet nämlich auf der erhitzten Haut des Patienten und trägt auf diese Art und Weise dazu bei die Körpertemperatur zu reduzieren.
Risiken durch bewussten Umgang vermeiden
Trotz der gesundheitlichen Vorteile bringen Kälteheilmethoden auch Risiken mit sich. So kann beispielsweise eine falsche oder zu lange Anwendung von kühlenden Mitteln Erfrierungen nach sich ziehen. Bei gewissen Kälteanwendungen wie Eiskompressen und Eisbeuteln sollte man unbedingt sicherstellen, dass kein direkter Hautkontakt entsteht. Um Gewebeschädigungen durch Unterkühlung vorzubeugen, eignet sich eine Stoffschicht zwischen Kühlmittel und Körper.
Gewissen Risikogruppen wird von Kältetherapien gänzlich abgeraten. Dazu zählen unter anderem Kryoglobulinämie-Patienten, bei denen der Anteil an bestimmten Proteinen (sogenannte Immunglobuline M) erhöht ist. Diese Antikörpermoleküle werden durch niedrige Temperaturen aktiviert und tragen zur Auflösung roter Blutkörperchen bei. Menschen, die von einer Kälteurtikaria betroffen sind, sollten auch auf diese Behandlungsform verzichten. Hierbei handelt es sich um eine Form der Nesselsucht, bei der Kältekontakt zu juckenden Quaddeln führt. Personen, die unter Durchblutungsstörungen leiden oder Temperaturreize nur beschränkt wahrnehmen können, zählen ebenfalls zur Risikogruppe.
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