Besonders bei Jungen, die im Alter von elf Jahren bereits regelmäßig Videospiele spielen, scheinen weniger Anzeichen für Depressionen erkennbar zu sein. Das Gegenteil ist jedoch bei Mädchen im gleichen Alter der Fall: Bei ihnen ist das Risiko höher, an einer Depression zu erkranken.
Positive psychische Auswirkungen von Videospielen
Oft werden Computerspiele mit negativen Effekten wie Aggressivität und Lethargie in Verbindung gebracht. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass das regelmäßige Spielen bei Jungen im Alter von elf Jahren mit einem reduzierten Risiko für depressive Symptome verbunden ist. Dass das Videospiel vor der Entstehung einer Depression schützen kann, ist das Ergebnis einer Untersuchung unter der Beteiligung von Forschenden des University College London. Die Studie zeigt, wie verschiedene Arten von Bildschirmzeit die psychische Gesundheit junger Menschen positiv oder negativ beeinflussen können. Jungen, die im Alter von elf Jahren regelmäßig Videospiele spielen, haben demnach ein geringeres Risiko, in den kommenden drei Jahren depressive Symptome zu entwickeln.
Bei der aktuellen Studie wurden die Daten von 11.341 Jugendlichen analysiert, welche Teil der sogenannten Millennium Cohort Study sind. Alle Teilnehmenden mussten im Alter von elf Jahren Fragen zur Zeit beantworten, die sie mit Social Media, Videospielen oder der allgemeinen Nutzung des Internets verbrachten. Im Alter von 14 Jahren wurden die Teilnehmenden dann zu depressiven Symptomen wie beispielsweise schlechter Stimmung, Verlust von Freundschaften und Konzentrationsschwäche befragt. Der verwendete Fragebogen erfasste depressive Symptome und deren Schweregrad in einem Spektrum, ohne eine klinische Diagnose zu stellen. Das Ergebnis: Jungen, die an den meisten Tagen Videospiele spielten, wiesen drei Jahre später 24 Prozent weniger depressive Symptome auf als Jungen, die weniger als einmal im Monat ihre Zeit mit Videospielen verbrachten.
Videospiele als Plattform für soziale Interaktion
Insbesondere während des Lockdowns aufgrund von Covid-19 ist die soziale Interaktion mit Gleichaltrigen entscheidend für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Videospiele scheinen ein ausreichender Ersatz für persönliche Treffen zu sein: „Obwohl wir nicht sagen können, ob das Spielen von Videospielen tatsächlich die psychische Gesundheit verbessert, schien es in unserer Studie nicht schädlich zu sein und könnte einige Vorteile mit sich bringen. Besonders während der Pandemie waren Videospiele eine wichtige soziale Plattform für junge Menschen,“ erklärt der Studienautor Aaron Kandola vom University College London. Auch könnten Videospiele die psychische Gesundheit stärken, etwa durch Problemlösung und soziale, kooperative und engagierte Elemente.
Auf Bildschirmzeit achten
Es sei nach Kanola dennoch wichtig, auf die Bildschirmzeit zu achten und die Zeit zu reduzieren, die Kinder im Sitzen verbringen, um die körperliche und geistige Gesundheit zu schützen. Denn auch zu exzessives Sitzen kann nach Studien zu einer Depression und zu Angstzuständen führen. Nach Aussage des Forschungsteams besteht noch kein eindeutig kausaler Zusammenhang zwischen dem Computerspielen und dem Ausbleiben einer Depression. Unterschiede im sozialen Kontakt oder im Erziehungsstil der Eltern könnten ebenfalls Einfluss auf die psychische Gesundheit der Kinder haben. Die Forscher halten es außerdem für möglich, dass geistig aktiv verbrachte Bildschirmzeit, wie Videospielen oder Arbeiten am Computer, das Depressionsrisiko nicht so stark beeinflusst wie eine passive Nutzung es tut.
Höheres Depressionsrisiko bei Mädchen
Die Zeit vor dem Bildschirm von Computern, Smartphones und Videospielen wirken sich auf Jungen und Mädchen jedoch unterschiedlich aus: Mädchen, die häufiger Zeit mit Social Media verbringen, scheinen mehr depressive Symptome zu entwickeln. Wenn sie im Alter von elf Jahren an den meisten Tagen Social Media nutzen, haben sie drei Jahre später ein um 13 Prozent erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken. Die Fachleute vermuten, dass die häufige Nutzung sozialer Medien das Gefühl der sozialen Isolation verstärken könnte. Das Nutzungsverhalten von Jungen und Mädchen könnte die Ergebnisse ebenfalls beeinflusst haben, da Jungen in der Studie häufiger Videospiele spielten als Mädchen und weniger häufig Zeit mit Social Media verbrachten.
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