Anstelle von Medikamenten ein Videospiel auf dem ärztlichen Rezept? In den USA ist dies nun möglich. Akili Interactive hat das erste verschreibungspflichtige Videospiel entwickelt. Es soll in der Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit-Syndroms ADHS angewandt werden.
„EndeavorRX“ soll Konzentration fördern
Die US-amerikanische Lebensmittel- und Arzneiüberwachungsbehörde (FDA), die dem Gesundheitsministerium unterstellt ist, entschied am Montag, dass das Videospiel „EndeavorRX“ ab sofort von Ärzten für Kinder von acht bis zwölf Jahren mit der Hyperaktivitätsstörung ADHS verschrieben werden dürfe. Das iPhone- und iPad-Spiel soll die Konzentrationsfähigkeit der Betroffenen fördern, die unter starker körperlicher Unruhe leiden und somit Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit über längere Zeit hinweg einer bestimmten Beschäftigung zuzuwenden. Der FDA zufolge sind in den USA derzeit etwa vier Millionen Kinder an dieser Störung erkrankt.
Langzeitstudien mit über 600 Kindern
Aus klinischen Studien mit über 600 Kindern in einem Zeitraum von sieben Jahren ging hervor, dass bei einem Drittel der Probanden große Fortschritte in der Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizits erzielt werden konnten, wenn das Spiel vier Wochen lang an jeweils fünf Tagen pro Woche für 25 Minuten gespielt wurde. Dem Spielentwickler zufolge hielten diese positiven Auswirkungen mindestens einen Monat lang an.
Spiel nicht ohne Nebenwirkungen
Wie die meisten Medikamente kann das ADHS-Videospiel aber auch Nebenwirkungen mit sich bringen. Hierzu zählen Frustration, Kopfschmerzen und Schwindel – was im Vergleich zu Medikamenten, die normalerweise in der Therapie des Syndroms eingesetzt werden, eher ein geringeres Übel zu sein scheint. Ein wichtiger Fortschritt also. Dennoch wird auch Kritik an der besagten Studie geübt, da sie im Auftrag von Akili Interactive durchgeführt wurde, wie aus der Untersuchung hervorgeht.
Digitale Therapie nimmt zu
Der Einsatz digitaler Therapiemethoden gewinnt immer mehr an Bedeutung. Auch in Deutschland werden bereits Videospiele in Seniorenheimen eingesetzt, um bestimmten Erkrankungen und anderen alterstypischen Leiden vorzubeugen. So dient beispielsweise die Spielekonsole „MemoreBox“ des Unternehmens RetroBrain seit einigen Jahren dazu, mithilfe von Bewegungserfassung in verschiedenen Spielszenarien das Sturzrisiko älterer Menschen einzudämmen und Demenz oder Parkinson entgegenzuwirken.
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