In Supermärkten werden immer mehr regionale, ökologische und tierfreundliche Produkte Teil des Angebots. Diese Entwicklung ist nicht mehr wegzudenken und beschäftigt die Gesellschaft zunehmend. Kaufentscheidungen werden immer öfter von Aushängen wie „biologisch“ oder „regional“ beeinflusst. Der Trend geht immer mehr zu einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise. Doch wie lässt sich eine gesunde und nachhaltige Ernährung generell umsetzen? Vor allem in Familien mit Kindern stellt sich diese Frage. Kann man auch hier Fleisch oder tierische Produkte einfach vom Speiseplan verbannen? Experten klären auf.
Ernährung hat Auswirkungen auf Umwelt und Klima
Eine aktuelle Studie der Umweltorganisation WWF macht darauf aufmerksam, wie stark bestimmte Essgewohnheiten Einfluss auf die Erde und das Klima haben. Momentan liege der Fleischkonsum in Deutschland bei mehr als 800 Gramm pro Person und Woche. Wenn dieser sich beispielsweise halbieren würde, könnten die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen sich pro Jahr um 27 Prozent verringern. Dasselbe gilt für den Flächenverbrauch. Der sogenannte ökologische Fußabdruck gibt an, inwiefern das Ökosystem und die natürlichen Ressourcen der Erde beansprucht werden. Er definiert somit, in welchem Maße die Lebensweise eines Menschen die Umwelt belastet. Der Fußabdruck ist bei tierischen Produkten im Vergleich zu pflanzlichen sehr hoch. Auch umstrittene Ersatzprodukte aus Soja sind lang nicht so schädlich für die Umwelt, wie oft suggeriert wird – zumal die Bohne laut WWF am häufigsten in der Tierfutterproduktion Verwendung findet.
Tierische Lebensmittel verantwortlich für erhöhte Emissionen
Wie das Beispiel der Tierfutterproduktion schon zeigt, verursachen tierische Produkte ein viel höheres Emissionsaufkommen als pflanzliche. Das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung untersuchte weitere Beispiele. Ihren Berechnungen zufolge fallen etwa bei einem Kilogramm Butter 9,2 Kilogramm CO2-Äquivalente an, während es bei der pflanzlichen Alternative Margarine nur 1,8 Kilogramm sind. Der größte Unterschied zwischen den Klimabilanzen betrifft jedoch den Vergleich zwischen getrockneten Linsen und Rindfleisch. Der CO2-Wert der Linsen lag bei 0,6 Kilogramm, während der des Fleischs bei 12,3 lag. Somit haben Linsen eine rund 20-mal bessere Klimabilanz als das untersuchte Rindfleisch.
Pflanzliche bewusste Ernährung gilt als unbedenklich
„Tierische Proteine zu ersetzen ist überhaupt kein Problem“, so der Hohenheimer Ernährungswissenschaftler Jan Frank. Tierische Lebensmittel lassen sich also problemlos aus dem Speiseplan verbannen. Jedoch sollte hier darauf geachtet werden, dass alle Nährstoffe abgedeckt sind. Laut dem Experten sei der Anteil an tierischen Lebensmitteln, die der Körper benötige, sehr gering. Es gebe genügend regionale, pflanzliche Erzeugnisse, die die benötigten Mikronährstoffe abdecken können. Lokale Superfoods wie zum Beispiel Alblinsen seien wertvolle Proteinlieferanten und dazu noch gut für die Umwelt. Auch sind Brokkoli, Grünkohl oder Feldsalat geeignet, um den Körper mit Ballaststoffen zu versorgen. Weitere Beispiele sind rote Beete und Rotkohl, Heidelbeeren oder Sauerkirschen, da sie reich an Vitaminen, Antioxidantien und Mineralstoffen sind. All diese Lebensmittel haben eins gemein: Sie werden saisonal in Deutschland angebaut und unterstützen so die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks.
Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
Die aktualisierten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und den dazugehörigen Qualitätsstandards für Gemeinschaftsverpflegungen beinhalten gesundheitsfördernde sowie nachhaltige Kriterien. Die DGE empfiehlt für Einrichtungen wie Kitas und Schulen, dass vorrangig Getreideerzeugnisse – möglichst in Vollkornvarianten – in den Speiseplan aufgenommen werden. Diese sollen zusammen mit Gemüse, Hülsenfrüchten, Salat und auch Obst mindestens drei Viertel der empfohlenen Lebensmittelmengen ausmachen. „Im Gegenzug kann bei weniger Fleisch in den Gerichten stärker die Qualität und damit auch das Tierwohl beachtet werden“, lautet es. Es sollte berücksichtigt werden, dass vor allem in Schulen und Kitas Fisch- und Fleischwaren nur noch einmal in der Woche angeboten werden.
Ausgewogene und vollwertige Ernährung für Kinder
Ernährungswissenschaftler betonen immer wieder, dass gerade in Schulen und Kitas ein vollwertiges und gesundes Essensangebot der Schlüssel zum Erfolg sei. Dieser Meinung sind auch Jan Frank, Sonja Fahmy und Stephanie Klein, die Verantwortlichen des DGE-Projekts „In Form“ bezüglich der Gemeinschaftsverpflegung für Kitas und Schulen. „Was Kinder und Jugendliche essen, beeinflusst ihre Gesundheit und Entwicklung, und es prägt zugleich entscheidend ihren Geschmack, oft für das weitere Leben“, bestätigen Fahmy und Klein. Deshalb sei es so wichtig, Heranwachsende früh an vielfältige und gesunde Speisen zu gewöhnen. Außerdem ist gerade jetzt eine gesunde und ausgewogene Ernährung elementar, da sie das Immunsystem stärkt. So trägt auch unser Speiseplan zum Schutz vor Covid-19 bei.
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