Ab zum Controller und eine Runde zocken! Denn laut einer aktuellen Studie können Videospiele das Wohlbefinden positiv beeinflussen. Somit kann die oft verteufelte Lieblingsbeschäftigung vieler also gerade in der Corona-Pandemie sogar etwas Gutes zu unserer Gesundheit beitragen. Das gilt zumindest für entspanntes digitales farming und die ewige Gartenschlacht zwischen Untoten und allerlei aggressivem Gemüse.
Besser drauf dank Videospielen
Videospiele gelten allgemein eher als negativer Einfluss und sind verschrien als gewaltfördernd und potenzielles Suchtmittel. Ein englisches Forschungsteam der Oxford University wollte den schlechten Ruf des Gaming widerlegen und es einem fundierten Test unterziehen. Die entsprechende Studie erschien im pre-print-Depot der Society for the Improvement of Psychological Science. Dabei wurden sowohl die Spielzeit als auch das persönliche Spielerleben und Wohlbefinden der insgesamt 3.274 Teilnehmenden untersucht und miteinander verknüpft. Das (vielleicht nicht für alle) überraschende Ergebnis: die Zeit, die die Teilnehmenden mit Videospielen verbrachten, war positiv assoziiert mit Wohlbefinden.
Studie zeigt positiven Einfluss des Zockens
Konkret untersuchte das Forschungsteam die beiden Spiele „Plants vs Zombies: Battle for Neighborville“ und „Animal Crossing: New Horizons“. Anders als bei bisherigen Studien zum Thema Videospiele und Gesundheit ließen die Forschenden die Probanden jedoch nicht selbst einschätzen, wie viel Zeit sie mit Videospielen verbrachten. Stattdessen werteten sie zunächst eine Menge telemetrischer Daten aus, welche die beiden Spielefirmen „Electronic Arts“ und „Nintendo of America“ bereitstellten. Denn diese maßen objektiv, wie lange die Spielzeit tatsächlich war. Anschließend berichteten die Teilnehmenden in einer umfassenden Umfrage über ihr Wohlbefinden. Und tatsächlich: Diejenigen, die nach eigener Aussage Freude an Videospielen haben, berichteten mit größerer Wahrscheinlichkeit über ein besseres Wohlbefinden, wenn sie Zeit mit Videospielen verbrachten. Die Spielzeit war hierbei zwar ein kleiner, aber signifikanter positiver Faktor.
Kompetenzerleben und Verbundenheitsgefühl wichtig
Die Studie untersuchte somit den Zusammenhang zwischen objektiv gemessenem Verhalten (der Spielzeit) und subjektiver mentaler Gesundheit. Jedoch schien die Quantität der Zeit nicht der Hauptfaktor für die positive Auswirkung auf das Wohlbefinden zu sein. Vielmehr waren es die subjektiven Spielerfahrungen, die bestimmten, ob und wie positiv der Effekt ist. So konnten etwa das Erleben von Kompetenz im Spiel und die soziale Vernetzung mit anderen als Gründe für die Steigerung des Wohlbefindens festgestellt werden. Das Spielen im Multiplayer-Modus ist daher mitunter besser für die Gesundheit als das Spielen alleine. Zudem erlebten Spieler eine größere Steigerung des Wohlbefindens, wenn sie grundsätzlich gerne Videospiele spielten – und wenn sie dies aus intrinsischer (eigener) Motivation heraus taten.
Frühere Studien sind verzerrt
Frühere Forschungsarbeiten zum Einfluss von Videospielen würden sich hauptsächlich auf Erhebungen von Selbstberichten stützen, so Studienleiter Professor Andrew Przybylski. Diese seien getrübt von falschen Einschätzungen und der gesellschaftlichen negativen Grundhaltung dem Gaming gegenüber, die von Eltern und Entscheidungsträgern vermittelt werde. Daher hätten solche Studien wenig Evidenz – anders als die aktuelle, die sich auch auf telemetrische Daten stützt.
In den USA wurde bereits eine weitere gesundheitsfördernde Wirkung von Videospielen erkannt: Dort können Kinder, die an ADHS leiden, bestimmte Videospiele als „Rezept“ zur Behandlung erhalten.
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