Im Alter kann eine Demenz jeden betreffen. Frauen leiden jedoch deutlich öfter an der Krankheit als Männer. Eine neue Studie aus China, die männliche und weibliche Gehirne miteinander verglich, ging der Ursache dieser Geschlechter-Abweichung auf den Grund.
Alzheimer: Die häufigste Form von Demenz
Jeder vergisst mal etwas, aber sobald das Vergessen zur Krankheit wird, wird die Lebensqualität niedriger. Alltägliches fällt auf einmal schwer und man braucht rund um die Uhr Betreuung. Erinnerungen schwinden, die Gesundheit ist beeinträchtigt und nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr Umfeld leiden unter der Krankheit. Die Erkrankung ist durch den fortschreitenden Verlust der Gehirnfunktion gekennzeichnet. Dieser ist hauptsächlich das Resultat aus den Verlusten von Synapsen und neuronalem Zelltod im zentralen Nervensystem.
Weltweit 44 Millionen Menschen von Demenz betroffen
Laut dem Statistischen Bund waren es 2021 1,8 Millionen Erkrankte in Deutschland. Davon befanden sich sogar 19.356 in stationärer Behandlung. Schaut man sich die Zahlen nun noch genauer an, fällt auf, dass deutlich mehr Frauen an Demenz erkrankt sind als Männer. Von 1,8 Millionen Betroffenen waren 1,2 Millionen weiblich und nur 600.000 männlicher Natur. Die Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind unvollständig erforscht und es fehlen wirksame, krankheitsmodifizierende Medikamente.
Veränderung eines Proteins: Grund für Erkrankung bei vielen Frauen
Die zusätzliche Berücksichtigung von Geschlechtsunterschieden ist wichtig, um das erhöhte Auftreten bei Frauen erklären zu können. Die Tatsache, dass Frauen häufiger an Alzheimer erkranken, belegte nun erstmals eine Studie des Forschungsteams der Changchun-Universität für Medizin in China. Diese stellten fest, dass hinsichtlich des Geschlechts ein Unterschied besteht und sich dieser in einem gewissen Protein widerspiegelt. Insgesamt wurden zwanzig Gehirne untersucht. Davon waren zehn von verstorbenen Männern und zehn von verstorbenen Frauen. Es wurden nicht nur welche mit, sondern auch ohne nachgewiesenen, Alzheimer untersucht. Dem Wissenschaftsteam Yang zufolge sei bei den weiblichen Probanden mit Alzheimer das mutierte C3-Protein ein SNO-Protein vermehrt vorhanden gewesen als bei männlichen oder weiblichen Probanden ohne Alzheimer. „Diese Unterschiede könnten die Tatsache widerspiegeln, dass die Krankheit bei Frauen fast doppelt so häufig vorkommt wie bei Männern“, meint das internationale Forschungsteam. Normalerweise hilft das C3-Protein bei der Instandhaltung des Immunsystems, indem es schädliche Erreger beseitigt. Kommt es jedoch zu Veränderungen in dem Protein, kann es zu einem Absterben von Nervenzellen führen. Es bewirkt dann, dass Abwehrzellen auch intakte Synapsen demolieren. “Unseres Wissens nach ist dies die erste Untersuchung, die Änderungen der NO-modifizierten Proteinspiegel im Gehirn männlicher und weiblicher Menschen mit Alzheimer vergleicht” erklären die Forscher. Diese Erkenntnisse sollen laut ihnen als Ressource für zukünftige Forschungen bereitgestellt werden, um ein besseres Verständnis der Ursache von Alzheimer zu ermöglichen und diese letztendlich sogar zu verhindern und zu behandeln.
Frauen nach der Menopause haben erhöhtes Demenz-Risiko
Auch wenn es nichts Neues ist, dass eine Veränderung des C3-Proteins mit Demenz zusammenhängt, war der geschlechterspezifische Unterschied noch nicht bekannt. Das Protein und seine Veränderung werden durch den Östrogenspiegel bestimmt. Da bei Frauen mit zunehmendem Alter dieser jedoch sinkt, werden weniger Hormone zum Schutz des Proteins produziert. Vor allem nach der Menopause steigt das Risiko, an Demenz zu erkranken für Frauen sehr, da hier der Östrogenspiegel besonders niedrig wird und die Modifikation des Proteins zunehmend steigt. Frauen, bei denen ein erhöhtes Demenz-Risiko durch gegebenenfalls genetische Vorbelastung besteht, sollten in den Wechseljahren öfter ihren Arzt aufsuchen. Routine-Untersuchungen auf Demenz sind Pflicht, um möglichst schnell der Entwicklung von Alzheimer entgegenzuwirken und gegebenenfalls mit Gedächtnis-Training dagegen zu arbeiten.
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