Malaria und Toxoplasmose sind beides Krankheiten, die durch einzellige Parasiten übertragen werden. Nun haben Wissenschaftler einen vielversprechenden Wirkstoff dagegen gefunden, der das sogenannte Tubulin-Protein angreift. Auf diese Weise wird gezielt verhindert, dass sich die infizierten Zellen weiter ausbreiten, ohne die übrigen Zellen anzugreifen.
Erkenntnisse aus der Krebsforschung dienten als Basis
Wissenschaftler des Schweizer Paul Scherrer Instituts (PSI) haben einen Wirkstoff gegen verschiedene einzellige Parasiten identifiziert, die Krankheiten wie Malaria (Plasmodium sp.) und Toxoplasmose (Toxoplasma gondii) hervorrufen. Als Angriffspunkt wählten sie das Protein Tubulin, welches eine wichtige Rolle in der Zellteilung spielt und daher einen essenziellen Faktor der Verbreitung von Parasiten darstellt. Ihren Wirkstoff tauften die Forscher auf den Namen „Parabulin“. Die Idee, Tubulin zu blockieren, kommt ursprünglich aus der Krebsforschung: Wenn man das Tubulin-Protein in Krebszellen blockiert, können sich die betroffenen Zellen nicht mehr teilen und weiter ausbreiten. Dieses Prinzip verwenden Ärzte zum Beispiel auch bei Chemotherapie-Behandlungen. Nun haben Natacha Gaillard und Ashwani Sharma dieses Konzept auf Parasiten ausgeweitet, da auch deren Zellen Tubulin für die Teilung benötigen. Sharma erklärt: „Wenn dieses Protein nicht mehr so funktioniert wie zuvor, trifft das den Parasiten hart.“
Über 400.000 Malaria-Tote im Jahr 2019
Die einzelligen Parasiten, die Malaria und Toxoplasmose übertragen, gehören zur Gruppe der Apicomplexa. Sie verwenden Mensch und Tier als Wirt und infizieren jährlich mehrere Millionen Menschen mit verschiedenen ansteckenden Krankheiten. Malaria ist eine davon – und sehr ernst. Sie wird von infizierten Moskitos übertragen wird und verursacht oft Fieber, Müdigkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Seltener kann die Krankheit auch zu Anfällen und sogar zum Koma führen und nicht selten tödlich enden. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind allein im Jahr 2019 rund 409.000 Menschen an Malaria gestorben.
Ist Toxoplasmose noch gefährlicher?
Toxoplasmose scheint auf den ersten Blick ungefährlicher zu sein – die meisten gesunden Erwachsenen merken nämlich gar nicht, dass sie betroffen sind. In seltenen Fällen können aber einige Wochen oder Monate lang grippale Symptome auftreten. Toxoplasmose wird direkter weitergegeben als Malaria – es braucht keine infizierten Insekten, um die Krankheit zu übertragen. Eine Infektion erfolgt durch den Verzehr von ungenügend erhitztem Fleisch oder den Kontakt mit Fäkalien von infizierten Katzen. Darüber hinaus kann eine infizierte schwangere Frau die kongenitale Toxoplasmose auch an ihr ungeborenes Kind weitergeben. Aus diesem Grund sollten Schwangere Katzenklos entweder nicht selbst säubern oder dabei zumindest Einweghandschuhe tragen.
Auch wenn Toxoplasmose zuerst ungefährlich wirkt, hat eine Studie bereits gezeigt, dass die Krankheit zumindest im Verdacht steht wiederum andere Krankheiten zu begünstigen. Dies ist insofern von Bedeutung, da gut ein Drittel der globalen Bevölkerung infiziert ist. Die Forscher haben ihren Wirkstoff bereits erfolgreich an Toxoplasma gondii in menschlichen Zellen getestet. Sie gehen davon aus, dass Parabulin bei Menschen gegen alle Apicomplexa, also auch Malaria, wirkt. Das PSI hat nun ein Patent auf den Wirkstoff angemeldet und möchte ihn zukünftig in ein Medikament einbauen, das in Zukunft parasitär übertragenen Krankheiten vollständig den Garaus machen könnte.
Was meinen Sie?