Einheimische verwenden Cordyceps, einen Pilz aus dem Himalaya Gebirge, schon seit hunderten Jahren als natürliches Allheilmittel. Forscher haben nun seine Anti-Krebs-Eigenschaften auf das sieben- bis 40-fache erhöht und testen ihn bereits an Betroffenen.
Ein Wunderpilz
Es gibt viele Kräuter und alternative „Wunderheilmittel“, die alles von einem Kratzer bis hin zu Knochenbrüchen heilen können. Zumindest wird das von den Verkäufern behauptet. Ein wahres medizinisches Heilmittel stellt allerdings Cordyceps dar, ein Pilz der im Himalaya wächst. Die chinesische Medizin verwendet ihn schon seit Jahrhunderten, unter anderem weil er wirksam gegen Krebs zu sein scheint. Der Grund, warum westliche Ärzte ihn bisher nicht einsetzten, liegt daran, dass er schnell abgebaut wird, sobald er in die Blutlaufbahn kommt. Der enthaltene Stoff Cordycepin hat in Plasma eine Halbwertszeit von nur 1,6 Minuten. Somit kann der Wirkstoff kaum die Krebszellen erreichen, ehe ihn körpereigene Enzyme abbauen. Daher haben Wissenschaftler Cordycepin nun modifiziert und seine Wirkungskraft auf das sieben- bis 40-fache erhöht. Somit könnte er zukünftig als angenehmere Alternative zur Chemotherapie Anwendung finden.
Chemotherapie und ihre Nebenwirkungen
In einer derzeit stattfindenden Studie in Großbritannien testen die Forscher den neuentwickelten Stoff an Menschen mit fortgeschrittenen Tumoren, bei denen konventionelle Behandlungsmethoden nicht mehr greifen. Eine dieser konventionellen Methoden ist die Chemotherapie. Sie kann unterschiedliche Ziele verfolgen: Einerseits können die Medikamente Krebszellen daran hindern, sich zu vervielfältigen und damit effektiv ihre Ausbreitung stoppen. Andererseits setzen Ärzte Chemotherapie auch oft als Zusatz zur Strahlentherapie ein, um die Wirksamkeit zu erhöhen. Allerdings hat diese Form der Behandlung auch einige unangenehme Nebenwirkungen, wie etwa Haarausfall, Müdigkeit, Übelkeit und trockene Haut. Generell verschwinden sie nach abgeschlossener Behandlung aber wieder.
Krebs-Behandlung ohne Begleiterscheinungen
Nichtsdestotrotz können diese Nebenwirkungen in der gesamten Behandlungszeit – also meist mehrere Monate lang – auftreten. Hier scheint die modifizierte Variante des Pilzes die Nase vorne zu haben: Die Forscher schreiben, dass die Studienteilnehmer den Wirkstoff gut tolerieren und er „vielversprechende Signale bezüglich der Anti-Krebs-Aktivität“ sendet. Auch dürften sich die Nebenwirkungen in Grenzen halten. So mutmaßen die Studienautoren, dass das modifizierte Cordycepin entweder gesundes Gewebe weniger stark angreift, oder dass dies erst bei einer höheren Dosis geschehen würde.
Auch andere Studien haben den Pilz bereits auf seine Anti-Krebs-Wirkung hin überprüft, durch die kurze Halbwertszeit waren diese Experimente jedoch nie sonderlich erfolgreich. Das verbesserte Cordycepin könnte die Forschung allerdings einen großen Schritt weiterbringen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Wirkstoff schließlich auf die Tumore auswirkt und ob bei höheren Dosen doch stärkere Nebenwirkungen auftreten.
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