Aerosole gehören neben der klassischen Tröpfcheninfektion durch Niesen oder Husten zu den Hauptübertragungswegen des Coronavirus. In Expertenkreisen heißt es, dieses Gemisch aus festen und flüssigen Schwebeteilchen, welches beim Atmen und Sprechen in die umliegende Luft abgegeben wird, könne Schuld an jeder zweiten Infektion mit der neuartigen Atemwegserkrankung sein.
Viele Fragen ungeklärt
Laut Gerhard Scheuch, früherer Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, ist SARS-CoV-2 höchstwahrscheinlich über Aerosole übertragbar. Und auch der Berliner Virologe Christian Drosten weist auf eine Studie aus Hongkong hin, welche die Relevanz der Aerosole für Covid-19 unterstreicht. Dennoch sei weitere Forschung nötig, um mehr über die winzigen Luftpartikel zu erfahren. Besteht allein durch Sprechen ein hohes Ansteckungsrisiko? Welchen Einfluss hat dabei die Temperatur? Sind auch getrocknete Aerosole ansteckend?
Aerosole verschwinden nicht sofort
Eine US-amerikanische Studie zeigte, dass sich Aerosole nach ihrem Ausstoß für einige Zeit in der Luft aufhalten. In geschlossenen Räumen kann dies bis zu 14 Minuten andauern. Laut Scheuch könnten es ebenso Stunden sein. Aus diesem Grund könne in einer unbelüfteten Umgebung bereits das Sprechen eine Infektion mit Covid-19 verursachen.
Masken bieten Strömungswiderstand
Viele Länder setzen deshalb auf eine Maskenpflicht. Die Wirksamkeit dieser vorbeugenden Maßnahme ist aber umstritten. Aerosole seien so klein, dass ein einfacher Mund-Nasen-Schutz sie kaum aufhalten könne. Trotzdem hat dieser auch einen positiven Aspekt: Er schafft Strömungswiderstand. „Anstatt dass man Partikel weit nach außen pustet, halten sie sich nah am Kopf“, erklärt Christian Kähler vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr München. Eine Studie unterstreicht seine Argumentation.
Regelmäßiges Lüften als Gegenmaßnahme
Auch in geschlossenen Räumen müssen Aerosole nicht unbedingt zur Gefahr werden. Laut Christian Drosten könne regelmäßiges und effektives Lüften bereits einen entscheidenden Beitrag zur Minderung des Infektionsrisikos leisten. Ein geöffnetes Fenster versetzt die stehende Luft in Bewegung. Mit ihr werden die unter Umständen virushaltigen Partikel nach außen befördert. Im Freien wird die Konzentration der Aerosole ohnehin verdünnt.
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